
Als erstes: Du musst dich nur um deine Regel kümmern.
Aber bitte nicht um blödsinnige.
Du kannst neue Regeln aufstellen.
Und du kannst vorhandene zu deinen Gunsten ändern.
Damit Regeln nützlich sind und deinem Vorhaben entgegen kommen, müssen sie im Großen und Ganzen einen gewissen Sinn ergeben.
Regeln sind immer in Mode
Im Grunde haben Regeln mehr mit Mode gemeinsam als mit Gesetzen.
Und Mode ist ja auch eine Form der Unterwerfung.
Der englische Begriff fashion victim kommt nicht von ungefähr.
Am besten funtionieren Regeln dann, wenn man sich ihnen freiwillig unterordnet. Frei nach dem Godin’schen Motto „Leute wie wir tun Dinge wie diese.“
Regeln sind nun mal keine Vorschriften
Sondern Erkennungs- und Zugehörigkeitsmerkmale. Dann haben wir fast schon so was wie Kultur. Der deutsche Kavalier gibt „der Dame“ immer zuerst die Hand. Da ich kein deutscher Kavalier bin, ist mir das scheiß egal und ich grüße, wer grad‘ vor mir steht. Wenn ein Kerl will, dass ich seine Olle zuerst anfasse, dann soll er sie vorlassen. Genau das tut er – im Gegensatz zu z.B. Amis oder Engländern – aber nicht. Deshalb ist das für mich eine blödsinnig irritierende Regel.
Meine Regel lautet keine Regel. Und die, humorvoll, lustig und gesellig zu sein. Das bereichert das Leben für alle Beteiligten und ist daher für mich sinnvoll. Wer sich nicht an die Regel hält, der verliert mich. So weit, so gut.
Regeln sind Richtlinien aus Gewohnheit
Regeln entstehen nach Bedarf, nach Gusto. Dann gewöhnt man sich daran. Etwas wird ‚Usus‘. Aus Gewohnheit kann Recht werden (Gewohnheitsrecht). Dann hält man die Regeln ein, weil man es gar nicht anders kennt.
Und wer nicht auffallen will, der hält sich besser an die Regeln. Und wer auffallen will, der muss sie brechen, im Großen wie im Kleinen.
Der Stammgast eines Geschäftes heißt auf Englisch regular. In der Regel kommt der immer wieder. Das muss er nicht. Er tut es freiwillig. Die Regel kommt also von ihm. Kommt er einmal nicht, fällt es sofort jedem auf.
Andererseits, wenn ein Anbieter sich nicht an Regeln hält, die man von ihm erwartet, verliert er seine Kunden. Mitunter dich. Dir fällt dessen Fehlverhalten (Schlechter Service, Verlogenheit, Nichtbeachtung), wie ich es nenne, auf.
Der Unsinn bei Regeln
Nur weil sich jetzt alle ihre Arschlöcher zu piercen lassen, musst du das nicht auch noch tun. Nur weil alle in deiner Branche ein unverständliches Fachchinesisch sprechen oder exzessiv Fremdwörter benutzen, um dahinter ihre Ahnungslosigkeit zu verstecken, musst du das nicht auch noch tun. Wenn jemand Ahnung von etwas hat, dann merkt man das in der Regel sofort. Und diese Regel besagt, dass dieser sich verständlich ausdrücken kann.
Wenn jemand unsinnige Regeln aufstellt, die komplizierter sind als die Straßenverkehrsordnung, dann verlasse bitte dessen Einflussbereich. Nichts gibt es umsonst, dich erst recht nicht. Regeln müssen ihren Preis haben, besonders für denjenigen, der sie aufstellt. Mach das von Anfang an immer klar.
Die Person, die eine Regel aufstellt, muss darauf achten, dass sie auch eingehalten wird. Das ist ein Aufwand für sie.
Umso mehr, wenn keiner so recht damit einverstanden ist. Besser ist es, den Regelpreis niedrig zu halten und eine Sache so zu auszurichten, dass jeder Beteiligte schon von selbst darauf achtet, dass die darin aufgestellten Regeln eingehalten werden. — Das schreckt die Falschen Leute ab und lockt die richtigen Leute an.
Regeln kannst du ändern, um sie zu nutzen
Um als kleiner Außenseiter bei einer Sache zu bestehen oder nicht unterzugehen, bringt es nichts sich an die Regeln zu halten. Zu diesen Regeln gehören auch die guten Ratschläge anderer innerhalb dieses Bereiches, indem sich der Außenseiter bewegt. Denn diese Ratschläge von alten, etablierten Hasen bringen nur alten, etablierten Hasen etwas.
Da aber niemand außer der Außenseiter selbst seine Situation am besten einschätzen kann, muss er zielorientiert denken. Er muss sich fragen, was er braucht, um fort zu bestehen oder langfristig Erfolg zu haben. Dann besorgt er es sich. Nach und Nach. Dabei lautet seine einzige Regel: Tue das, was du in der Situation am besten kannst. Und das ist sehr, sehr oft exakt genau das, worüber er sich am meisten über „die anderen“ aufregt.
Irgendwas bestimmtes, dass dich immer wieder an anderen in deren Biotop nervt, enttäuscht oder nur verwundert, das ist dein Wink zur Regeländerung. Deine Regel ist ab jetzt, das du etwas kannst, was die nicht können. Damit kriegst du das, was speziell du brauchst.
Du brauchst was anderes als die anderen, also musst du was anderes tun als die anderen. Wie oder inwieweit du die Regel änderst, erkennst du an deinem spezifischen Bedarf. (Umsatz, Anerkennung, Stimmen, Leser, Partner, Bekanntheit, Ruf.) Schon allein mit dieser Erkenntnis zielst und ziehst du an die alten Hasen vorbei wie ein Marschflugkörper an eine Dampflok.
Selbst dann, wenn du noch ziemlich lange an der Zielprogrammierung arbeitest, während die Lok laut tutend Kilometer um Kilometer frisst. Dein Ding erreicht dein Ziel noch.
Stelle deine Regeln auf. Oder…
Such dir das aus, wo dir die Regeln passen. Am besten ist es manchmal dort, wo die Regeln nicht „Regeln“ heißen.
Und wenn du virtuos Regeln änderst, dann kannst du eigentlich nie verlieren.
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