
Teil 2: Wie man Besuch auslagert
In Teil 1 habe ich anhand aktuell eigener Erfahrung umschrieben, wie man mit der bevorstehenden Gefahr eines drohenden Besuches richtig umgeht. Besonders dann, wenn dieser – ohne Rücksicht auf den ahnungslosen Gastgeber – zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt einschlagen will.
Um dieses Horror-Szenario zu beherrschen braucht man professionelle Hilfe.
Besuch ist meist unbequem. Daher ist das schönste an dieser Art von Besuch bei mir der Abschied. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Und wenn wir ahnen oder sogar wissen, dass ein Weg weit wird, dann sollten wir schon vorher dafür sorgen, diesen so bequem wie möglich zurück zu legen.
Es geht in diesem Teil darum, das lästige eines Besuches auszulagern. Selbst dann, wenn du nervige und feindlich gesinnte Nachbarn hast. Denn die warten nur auf einen Anlass die Bullen zu rufen, um dich als bösen Störenfried hinzustellen. Daher: Outsourcing und alle sind zufrieden.
Outsourcing (das englische Wort für Auslagern) kann jeder und kennt jeder. Die Kunst ist, dies clever zu machen. Für dich und mich heißt das Kosten und Umstände vermeiden. Beides.
Seien wir realistisch und gehen vom schlimmsten aus. Nämlich, dass eine wilde Bikergang im Anmarsch ist. Outlaws, Harley-Fahrer, also Leute vor denen dich Mutti immer bewahrt und Vati gewarnt hat, damit du eine Vorstellung hast.
Falls die Russen kommen (nur falls), dann kann ich auch nicht mehr helfen. In meinem Fall sind es aber tatsächlich norwegische Biker (siehe Teil 1). Daher nehme ich sie als reales Fallbeispiel.
Bequem und kostenfrei haben es meist diejenigen, die in der Unterzahl sind
Bei dieser Weisheit spielt es keine Rolle, ob du Gast oder Gastgeber bist. Es ist wichtig, wer in der Überzahl ist. Warum?
Wer in der Überzahl ist, der zahlt. Von Nettigkeiten, kleinen Ausgaben oder Dankesgeschenken einmal abgesehen ist das eine Art Faustregel. Bei Gleichstand zahlen beide Seiten. Und wer länger als eine Woche bleibt, der ist nicht zu Besuch, sondern lebt bereits dort. Beispiel:
Wenn eine Person oder ein Pärchen bei einer Familie mit vier Personen für ein verlängertes Wochenende mal zu Gast ist, und von weiter her kommt, also einen Freundschaftsbesuch abstattet, dann kann man davon ausgehen, dass die Gastgeberfamilie die meisten Kosten trägt.
Und fährt diese Familie im Gegenzug zu diesem Pärchen, muss, sofern die Familie komplett anreist und das Pärchen allein lebt, wieder die vierköpfige Familie die meisten Kosten tragen.
Das Mehrheitsprinzip gilt. Dieses kann nur außer Kraft gesetzt, also umgedreht werden, wenn der gesunde Menschenverstand dazu rät. Das wäre dann der Fall wenn das zu besuchende Pärchen Bill und Melinda Gates heißt.
Ansonsten gilt: Die Mehrheit trägt die Kosten. Alles andere wäre Unfug.
Reisekosten trägt jeder selbst, egal wie reich der Gastgeber ist. Bei Einladungen kann man den Besuch davon abhängig machen, dass die Reise bezahlt wird. Aber wer macht das schon? Da sagt man doch lieber ab.
Eine Gruppe, die freiwillig weit reist, hat meist auch das Geld dafür
Und wer kein Geld hat, der wird entweder von der eigenen Gruppe gesponsert oder kommt gar nicht mit. Und in manchen Gruppen (oder Familien) mit genug Einkommen gibt es niemanden, der eine Ausnahme macht.
In meinem Falle mit den norwegischen Bikern tue ich im Grunde gar nichts. Bis ich genau erfahre, wann sie in welcher Zahl genau kommen. Entweder kümmern die sich selbst um alles und wir treffen uns an einem ’neutralen‘ Ort. Oder ich schicke sie exakt dort hin. Oder eine Mischung aus beiden. (Höchstwahrscheinlich.)
Je nach dem, wo du wohnst, kannst du im Internet relativ schnell passende Unterkünfte für jede Art von Besuch finden und die Informationen direkt an deine Besucher weiter geben. Die „Betreuung“ aber ist dort nie persönlich. Persönliches muss man persönlich machen. Oder ebenfalls auslagern — das beschreibe dann ich im dritten Teil Wie man die alte Gang reaktiviert.
Die Nähe ist da, wo alle sind und zusammen kommen können
Bei mir ist die Sache klar. 25km von meinem Wohnort entfernt gibt es ein Refugium, dass wie geschaffen für Biker dieser Art ist. Und 25km ist in Norwegen grad‘ mal der nächste Nachbar entfernt. Außerdem wird dieses Unikum, ich meinte Refugium, wo man auch Englisch spricht, traditionell von Skandinaviern frequentiert.
Dieses Refugium (oder Unikum) ist ein Platz, wo echte Biker in ihrer natürlichen Umgebung gehalten werden und deshalb besonders glücklich sind. Glücklicher als nirgendwo sonst. Das ist wie mit frei laufenden Hühnern, die sind auch glücklicher als Legehennen in Käfighaltung. Und wer Motorrad fährt, der hält nichts von Käfigen (auf Rädern).
Stammleser wissen, was ich meine. Es ist das legendäre mythisch angehauchte und von Motorradklängen beseelte Tequila Drive.
Bar, Biergarten, Bikertreff, Hotel, alles an Ort und Stelle. Parken kann man (fast) überall, dafür hat der Boss gesorgt.
Autobahnanbindung ist da, Berlin ist 30 Minuten entfernt, ringsherum gut einsehbare Traumstraßen mit wenig Verkehr und noch weniger Bullen. Ich vermute, auch dafür hat der Boss gesorgt.
So, jetzt hast du zwar eine Inspiration. Aber wie siehts mit der persönlichen Seite aus? Ein Besuch kommt schließlich extra angereist, um Zeit mit alten Freunden zu verbringen, die er lange nicht gesehen hat.
Genauer gesagt, er nimmt sich viel Zeit und Strapazen auf sich, nur um dich oder mich zu sehen. Alles extra für dich oder mich.
Aber was ist, wenn du wegen knorriger Umstände selber einfach nicht genug Zeit für sie locker machen kannst?
Dafür gibt es eine brillante Lösung, die ich dir im nächsten, dem dritten Teil unserer vierteiligen Serie „Ich krieg Besuch! Scheiße, was soll ich nur tun?!“ wie immer fachlich korrekt erklären werde.
Der dritte Teil heißt demnach Wie man die Alte Gang reaktiviert.
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