
Trends sind schon verzwickt. Will man auf so einen aufspringen, kommt man zu spät und hängt eher nur dran als dass man drauf aufgesprungen ist.
Will man einen Trend setzen, so kann man dies nur innerhalb einer dafür sehr empfänglichen Gruppe, die Gefallen daran findet und groß genug ist, diesen Trend weiter zu tragen, damit er überhaupt erst einer wird. — Ohne Gruppe, kein Trend.
Und noch was zu Trends. Die sind gut und hilfreich, um zu sehen, was in fernen Subkulturen mal angesagt war. Gut, Trends sind an sich nichts schlechtes. Denn sie können riesig werden, sich weit ausbreiten und durchaus eine Weile bestehen. Dann haben wir einen Hype.
Der Nachteil von Trends: Sie kosten. Sie kosten demjenigen Ressourcen, der den Trend nutzt. Egal, ob er den selbst in die Welt gesetzt hat oder nur darauf aufgesprungen ist.
Wäre der Trend ein Auto, dann würde es morgens nach einer kühlen Nacht schlecht anspringen. Sobald er läuft, dann läuft er lange und richtig rund. Aber Kult ist er deshalb noch lange nicht. Kult-Potential kann er dafür durchaus haben.
Moden sind dazu verdammt, dass sie aus der Mode kommen
Es ist immer wieder verlockend, aktuell irgend einer Mode – auch kurzfristiger Trend oder Modetrend genannt – hinterher zu rennen. Man will den Anschluß nicht verpassen, und ein Thema aufgreifen, dass gerade in aller Munde ist.
Oder ganz schlimm, ein Thema aus dem Mainstream zu adaptieren und dann zu optimieren. Nichts gegen das Adaptieren (nicht Adoptieren). Aber Optimieren ist große Scheiße.
Das ist wie sich einen Hipster-Bart wachsen lassen zu wollen, obwohl einem da nichts wächst. Dazu sage ich nur eines: Das ist nicht zu schaffen. Jedenfalls nicht ohne den aberwitzigen und gewaltigen Aufwand einer vom Dorfveterinär mit zittriger Hand durchgeführten Affenhaartransplantation.
Mythos und Legende
Wenn ich Klopapier als „Klokain“ anbieten will, dann sicherlich nicht in erster Linie mit irgend einer Fratze drauf, die gerade angesagt und überall zu sehen ist. Trump, Putin, Schulz, die sind mir nicht tot genug. Also in dem Sinne, dass man einen aussagekräftigen Mythos oder eine Legende einer schon länger verstorbenen Person hätte, deren Image in den Grabstein gemeißelt ist. Aber genau das wollen wir ja.
Praktisch haben öffentliche Figuren wie die eben genannten Hanseln für meine (potentiellen) Kunden keinen Wert. Warum?
Der Symbolwert schwankt hin und her. Die sind heute „Hüh“ und morgen „Hott“. Das ergibt keinen vorhandenen Mythos, keine Legende und damit keine Zeitlosigkeit. Und erst recht keinen Sinn und bis auf nächstes keinen Kult.
Das Statement, also die Ansage, die man mit denen machen könnte ist instabil und wechselhaft. Und damit schlecht für eine langfristige Planung.
Stan und Ollie sind da anders
Die Filme von Laurel & Hardy sind immer noch lustig und genauso sympathisch behämmert wie vor 80 Jahren. Die waren es und die bleiben es. Jung und Alt verstehen deren Humor auch heute noch auf Anhieb.
Die sind mehr als Klassiker oder eine modische Comedy-Welle. Die sind Kult. Hier und Jetzt.
Oder ein ernstes Thema, The Godfather („Der Pate“), ist Kult, war für Francis Ford Coppola aber nur dazu da, um schnell Kohle zu verdienen. Und Marlon Brando als Hauptdarsteller war vorher umstritten, zu jung, zu schrullig und sowieso nur vierte Wahl. Er bekam die Rolle nur, da andere Stars (auch) aus Desinteresse am Projekt absagten.
Oder ein dummes Thema: Kults sind schwierig zu erzeugen und nur für einen begrenzten Personenkreis auch ein solcher. Ganz einfach, weil sie aus einer Sache erwachsen, die Anfangs nicht zwangsläufig immer Erfolg haben muss.
Oder es wird etwas aus einer Notwendigkeit heraus gemacht. Erst später, viel später, als Nebeneffekt, wird daraus ein Kult. Und das es einer geworden ist, merkt man schließlich auch an den davon inspirierten Werken anderer.
Aber man kann bis zu einem gewissen Grad einen erschaffen. Allerdings im Kleinen.
Man kann und sollte es riskieren, Zeit aufzuwenden, geduldig abzuwarten, oder manchmal einfach nur stur zu sein. Das ist das, was ich hier mache, in Form dieses Blogs. Ich will die Eigenschaft eines Kultes nutzen. Das heißt nicht, dass das Klokain-Kartell einer ist oder werden wird.
Aber die Inhalte hier tragen mit all ihrer Launenhaftigkeit und Anti-Raffinesse alle Gene dafür in sich.
Wird das simple Konzept mal funktionieren?
Wenn etwas potentiell kultig ist, und damit meine ich originell, möglicherweise. Da ich noch kein Produkt zum Kauf angeboten habe und prinzipiell keine Blog-Statistiken mehr verfolge (persönliche emails sind mir 1000 mal wichtiger), weiß ich noch nicht, ob es funktioniert. Das ist der Teil, den ich nicht vorhersagen (aber beeinflussen) kann.
Das Ende ist offen. Und offen ist gut. Geschlossen ist schlecht. — Egal, ob modisch oder ‚potentiell kultig‘.
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