
Der beste, klügste oder schönste sein, das will jeder, kann aber nicht jeder. Aber warum nicht mal zur Abwechslung der schlechteste, dämlichste oder hässlichste sein wollen?
Für jemanden, der das anstrebt, stünden die Erfolgschancen außergewöhnlich gut. Denn dabei gibt es nirgendwo Rivalen.
Jedenfalls keine herkömmlichen mit beispielsweise Vernunft.
Es gibt Risiken, ja. Aber die schieben wir mal beiseite.
Jedenfalls gibt es keine ernst zu nehmende Konkurrenz, wenn man sich mit Absicht schlecht macht.
Das einzige Problem: Das will keiner.
Wenn man nicht schlecht genug sein kann, also zu gut, zu schlau oder zu formvollendet ist, wenn man einfach in jeder Hinsicht hoffnungslos überlegen ist, dann wird das nichts.
Wo ein Wille ist, ist auch kein Weg
Es reicht nicht, dass es – wie so oft – einem egal ist, wie fürchterlich, dusselig oder widerlich man ist. Der reine Wille ist hier auch nicht hilfreich. Der stört, genau wie Sicherheitsdenken. Du brauchst eher eine Bereitschaft fürs Risiko.
Und deshalb muss man, wie das schlechte Leute eben machen, fleißig tricksen. Was auch nicht jedermanns Sache ist.
Mal angenommen, du willst diesen Weg einschlagen und die Latte im „Katastrophalsein“ höher hängen. Dann wäre die beste Taktik, zu enttäuschen. Ich bevorzuge eher das Wort „überraschen“.
Das geht so: Zuerst musst du behaupten, dass du richtig gut bist, am besten der beste. Suche dir dafür ein Thema aus, bei dem du richtig scheiße bist. Und dann leg los.
Und was meinst du, was dann passiert? Richtig, dann hast du ziemlich schnell einen schlechten Ruf weg, der dich ein Leben lang begleitet. Politiker und Manager machen das ohne zu zucken. Weil sie Sicherheiten (Pension, Abfindungen) haben und ihre Verantwortung, sagen wir, ‚delegieren‘.
Deshalb hat das auf anderen Gebieten noch keiner so richtig, ich meine zielgerichtet, versucht. Es gibt aber eine Möglichkeit…
Den Vertrauensbonus
So, und jetzt drehe mal alles in diesem Beitrag bisher beschriebene ins Gegenteil um.
Die Sache bleibt weiterhin verblüffend machbar. Und alles bleibt genauso mit Risiken behaftet, wie schon erwähnt. Aber wie gesagt, ebenfalls genauso machbar.
Du musst nicht mal behaupten, dass du – jetzt – der ’schlechsteste‘ oder der ‚beste‘ in Irgendwas wärst. Es reicht aus, zu sagen, dass du ‚etwas‘ hast. Du selber musst nicht mal mehr irgndwer oder irgndwas sein, um etwas zu haben.
Haben im Sinne von anbieten. Etwas neues, das funktionieren könnte. Oder aber auch nicht.
Der Vorteil ist, dass dabei keiner etwas schlechtes oder gar das schlechteste vermuten würde. Man geht davon aus, dass das, was du lieferst, es schon bringen wird. Oder einen Nutzen (oder Gegenwert) haben wird.
Die Überraschung, dass du dann gut bist, wenn du einfach gut genug bist, wirkt dann schon. Auch dann hast du einen Ruf weg. Aber einen ausreichend guten.
Natürlich nicht den Ruf, dass du der Schlechteste wärst. Auch nicht den, dass du Wunder bewirken kannst.
Sondern den Ruf, dass das, was du bietest ehrlich gemeint ist und Hand und Fuß hat. Oder sehr treffend ist.
Das beste Beispiel ist ein Geschenk (z.B. zum Geburtstag). Das Geburtstagskind weiß, dass es Geschenke bekommt. Es weiß aber vorher nicht, wie gut oder zu ihm passend diese jeweils sind.
Dann überreichst du dein mitgebrachtes Präsent, wo der Beschenkte ehrlicht sagt:
„Mann, das wollte ich schon immer haben!“ Und dabei denkt: „Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dafür Geld auszugeben. Gerade deshalb ist es cool.“
Der Glückliche freut sich dann schon auf das nächste Geschenk von dir. Sein Vertrauensbonus in dir wurde mehr als bestätigt. — Da ist es dann egal, wie hoch jemand eine Latte gehängt hat. Du gehst einfach unten durch.
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