Warum die Leute immer dümmer werden

Original image by Laura Lewis

Eine Freundin verriet mir vor ein paar Monaten gleich nach der Begrüßung: „Du Lutz, ich glaube, die Leute werden immer dümmer. Merkst du das auch?“ (Ja, tue ich.)

Daraufhin erzählte sie mir von Beispielen, die mir seltsam bekannt vorkamen. Denn ich kenne das bereits aus eigenen Beobachtungen. Ich suchte nach Gründen und Ursachen, um dieses Phänomen zu erklären. Leider gelang es mir nicht.

Da blieb mir nur eines zu sagen, und zwar: „Ja, du hast recht. Und das ganze ist unheimlich.“

Ich frage mich aber nach wie vor, warum die Leute noch dümmer werden als sie eh schon sind. Ist es eine Seuche, die aus dem Leitungswasser kommt? Oder aus dem Auspuff von VW-Dieseln? Womöglich ist die fortschreitende Verdummung auch völlig normal — im Sinne von „Geht nicht anders“ beziehungsweise „der Tod fängt im Kopfe an und ist sowieso unvermeidlich“?

Ich erklär das mal an zwei Beispielen.

 

Erstes Beispiel — Der Nachbar

Wenn also jemand seinen 40-Tonnen-Sattelschlepper halb auf den Gehweg und halb auf einer Hauptstraße parkt – nur weil er dort wohnt, und das direkt gegenüber einem auch von (richtigen) Outlaw-Bikern besuchten Laden, wobei ein freier Parkplatz für Schwerlaster nur 2 (zwei!!) Gehminuten entfernt ist, dann bezeichne ich diesen jemand als dumm.

Dieses Beispiel ist leider einen Tatsache. Der oben zitierten Freundin gehört, zusammen mit ihrem Partner, der Laden gegenüber.

Und der neue Nachbar mit dem besagten Sattelschlepper gehört der ganze Ort. Glaubt er. Die versnobte Frau dieses Nachbarn passt irgendwie zum Sattelschlepper, denn bei ihrem Arsch braucht sie selber einen.

Woher kommt dieses Verhalten? Aus dem Arsch der Ehefrau? Nein. (Oder doch.) Ein Grund liegt darin, dass jenes Paar eigentlich aus dieser Gegend stammt. Aber als ‚Ossis‘ vor ca. 15 Jahren nach Westdeutschland wegzogen. Nun sind sie wieder da, im Osten, und halten sich plötzlich für eine überlegene Art von Superwessis….

 

Zweites Beispiel — Party als Kulturschock

Alle paar Jahre wird man per Einladung dazu genötigt, auf Feierlichkeiten zu erscheinen, wo schon vorher klar ist, dass man dort nicht wirklich erwünscht ist (oder erkannt wird). Auf solchen Festivitäten scheint die Dummheit ihren von Hause aus stockdeutschen Ursprung nicht mehr verbergen zu können. Wie zeigt sich das?

Man will jemanden eine Freude machen, ihm zeigen, dass er oder sie „wichtig“ ist, indem man erscheint. Und was passiert dann? Man bereut es, überhaupt zugesagt zu haben, denn man ist nicht wirklich beliebt. Was vorher klar war, aber man vergisst, dass Deutsche ihr Weltbild ihr Leben lang aufrecht erhalten.

Bei mir entsteht dann vorerst der Wunsch, das Ganze so schnell wie möglich wieder verlassen zu wollen. Familienfeiern, Betriebsfeiern und Klassentreffen sind passende Beispiele.

 

Hey Stupid!?

Ab und zu kann ich mich nicht verweigern und nehme – wohl wissend der Gefahren – solche Einladungen an. Außerdem schlage ich Einladungen zu Parties nur ungern aus. Auch solche zu erwartbar schlechten.  Die werden dann trotzdem gut, denn ich bin ja da. Außerdem kann man nicht alle Menschen über einen Kamm scheren. Weil einige freuen sich, dich zu sehen und umgekehrt genauso.

Die sehr gleichförig dargebotene steif-sterile Kulisse beim diesjährigen Klassentreffen war surrealer als ein Tim Burton-Film. Der vorerst einzig herzliche Typ war ein 18-jähriger Ire, namens Jameson …nicht wirklich, ungefähr die Hälfte der Anwesenden hatte nicht nur den gleichen Eindruck wie ich. Sondern waren locker und gut gelaunt.

Ansonsten war es die langweiligste Feier, die ich seit 40 Jahren erlebt habe. Ist gerade einen Monat her und ich mache mir schon Sorgen ums nächste Mal. Die Passivität bei einigen Leuten war einmalig. Viele wirkten blockiert und abweisend-unterkühlt. Leider. Zu dumm, da man hätte man mehr raus holen können als nur eine linkische Begrüßung.

 

Dumme sägen gern an ihren eigenem Ast

Wenn jemand nicht bereit ist, sich weiter zu entwickeln [oder sagen wir sich zu öffnen], wird er automatisch dumm. Das passiert schleichend. So einer degeneriert zeitlebens, allein durch geistige [und emotionale] Stagnation. So jemand verschließt sich allem, was neu ist. Er lehnt fremde Leute ab und labt sich an den vermeintlichen Schwächen anderer, um sich toll zu finden. Ansonsten erfindet er Feinde. Oder praktischer, er erschafft sich welche.

Die Welt dreht sich doch weiter. Alles ist in Bewegung. Dummheit ist nichts weiter als zu glauben, die Welt drehe sich um einen selbst. Und wer das glaubt, der wird entweder selbstzufrieden… oder wenn das Kartenhaus zusammenfällt, verbittert. In beiden Zuständen wäre jede Weiterentwicklung völlig blockiert.

Was lernen wir daraus? Dummheit ist Blockade, gegen sich selbst und andere. Das zeigt sich in schwerwiegenden Fällen zum Beispiel in Form eines geparkten 40-Tonners, der eine Durchfahrtsstraße wochenklang blockiert, bis dieser Berufskraftfahrer trotz vorherigen Zuredens schließlich seinen Führerschein abgeben und sprichwörtlich zum Idiotentest muss… leider wahr …alles klar. (…und wie gut, dass es böse Biker mit Beziehungen zu den Bullen gibt. Herrlich.)

[11/01/16, Editiert.]