Mist, ich habe die Kunden vergessen

Image by Model Cobra

Bei mir weiß ich, dass ich nicht gerade Zielgruppen-orientiert anfing (erst Lieblingsmenschen finden, dann Produkt extra für sie entwickeln), als ich die Idee zum Klokain-Kartell entwickelt habe.

Mein Konzept basiert ursprünglich darauf, was mir liegt und nicht darauf, wen ich als Kunde im Kopf hatte. Warum? Weil ich es nicht besser wusste. Wat nu?

Was wir wissen ist, dass ein Geschäftskonzept ohne klar definierte Kunden nicht funktioniert. Keine Kunden bedeutet kein Geschäft. Und es wird auch nie eines werden, wenn die Basis, die rigorose Kundenausrichtung, nie gelegt wurde.

Wenn man sich in dieser Situation befindet, ist es eine haarige Vorstellung, nochmal völlig neu und von vorn anzufangen. Also bei Null. Vor allem, weil Konzepte Zeit brauchen, lange bevor sie Marktreif sind. Das ganze Konzept, nicht das isolierte Produkt.

Genauso wie jemand in seinen Job als Software-Berater hasst (und Computer-Geeks ebenso), dabei aber viel lieber Komiker wäre, und nun auf eimal realisiert, dass er zu alt und zu spät sei, um sich als solcher noch zu positionieren.

Er hat die neuen Stars vor Augen. Allein die ganzen YouTube-Flitzpiepen, die eine Anhängerschar von der Einwohnerzahl Belgiens haben und Omi’s Geld verballern, treiben ihn in den Wahnsinn. Er versteht die Welt nicht mehr.

Unser ergrauter, unglücklicher ‚Berater‘ sieht dazu den ganzen Aufwand an Recherchen, Produkt-, Design- und Programmentwicklung und Beziehungsanbahnung und und und. Nichts klappt wirklich. Seine Zeit verrinnt. Sein Geldreserven werden – sagen wir, überschaubarer. Aber er hat’s ja versucht.

Und zwar bei jedem Neustart.

Schlimmer: Schon bei jeder Überlegung in diese Richtung verrinnt Zeit. Es soll ja was bringen. (Geld, Gewissheit, Anerkennung. Also Ergebnisse, handfeste Resultate, das Brot auf den Tisch, den Schnaps in die Schublade.) Und was allein seine Zeit betrifft, diese ist nicht nur streng limitiert. Sondern das Limit ist auch noch unbekannt. Ende offen….

 

Der Fix-It-All-Button

Gibt es einen Knopf, auf dem man drücken kann und die Situation repariert sich von selbst? Ich behaupte, ja. Definitiv.

Denn das, was du derzeit (nicht gerne oder erfolglos) tust oder versuchst ist nicht starr. Manchmal brauchen selbst riesige Schiffe nur winzige Kurskorrekturen, um den (eigentlichen) Zielhafen zu erreichen.

Hast du nämlich den Fehler ausgemacht, zum Beispiel die von Anfang an falsch eingegebenen Zielkoordinaten, dann verändere dein Konzept oder deinen momentanen Job nur so weit, das die Veränderung gerade so ausreicht, um diesen Fehler zu beheben und das Ziel doch noch zu erreichen. Keine Perfektion. Keinen Reset. Keinen Neustart vom Ausgangsort. Und schon gar keinen Erfolgszwang.

Sondern gehe von dort aus, wo du gerade bist, und wenn es die Antarktis ist.

Hast du keine konzeptionelle Kundenorientierung oder die falschen Kollegen in deinem Job, dann mache es ähnlich. Wie?

Bei fehlender Kundenorientierung suche dir bei anderen Unternehmen oder Marken typische Ähnlichkeiten zu deinem Geschäftsmodell. Suche dir Beispiele. Ich meine nicht, ob jene Frauen oder Männer, Softies oder Kerle, Lutscher oder Beißer wären. Sondern speziellere Vorstellungen, denn wir wollen ja eine minimale Kurskorrektur machen. Beispiel:

Falls du Motorräder lackierst und dafür mit hohem Aufwand eine neue Technik entwickelt hast, dann hast du bestimmt im Gefühl (auch wenn nicht gleich klar vor Augen), welche Art von Bikern du ansprechen willst. Es ist nicht die Frage ob es Wochenend-Tourer oder Moto-Cross-Fahrer sind, nicht ob Honda oder Harley. Sondern das erstbeste Gefühl, unabhängig von der Kategorie.

Wähle die oder den verrücktesten zuerst. Womöglich ein Reisroller-Fahrer, na und? Eben weil sein Scheißhaus ihm nicht cool genug ist, kommt er ja extra zu dir. Fang dort an und dann bekommst du deine Antwort auf deine Kunden. Von deinen Kunden.

 

Hier mal mein eigenes Beispiel Klokain (Klopapier):

Privathaushalte? Gern, aber gleich zu Anfang? Könnte schwierig werden. Und überhaupt, wer sollte Klopapier bei einem Verrückten kaufen? Von jemanden, der von sich selbst behauptet, der Bösewicht zu sein, den niemand kennt, außer eine Hand voll Leser auf seinem Blog, die nicht wegen des Klopapiers hier her kommen und die er nicht mal persönlich kennt (aber gern kennen lernen würde)? Es scheint unmöglich zu sein. Denn wer soll dann sein Produkt kaufen? Vor allem so eines?

Als Klokain-Kunde fällt der normale deutsche Angestellte aus. Der würde zu hause Ärger bekommen, nicht wenn er Klokain bestellt. Sondern wenn er es bekommt. Wenn er es da hat. Auf’m Klo. Die Masse sind also nicht die Kunden.

Sondern nur der, der sofort erkennt, dass er von so etwas wie Klokain zu 110% profitiert: Barbesitzer, genauer Clubs mit entsprechenden Publikum in einem Milieu, dass einen gewissen Standard erwartet und das Produkt auch gern bei sich zu hause hätte. Warum? Weil es ein Statement ist. Weil man es dort wieder erkennt, man sich daran erinnert und darüber lacht und redet. Dort fange ich an.

Wenn’s nicht klappt, dann versuche ich es eben mit etwas einfachem. Beispielsweise als Clown, Clochard, männliche Clofrau oder Kaiser von Österreich. (Die freuen sich schon;)

Deine Kunden, deine Kollegen oder deine Partner sind vielleicht nicht die, die es üblicherweise in deiner Branche sind. Es können genau die sein, denen das bis zum heutigen Tage gefehlt hat, was nur du anzubieten hast. Hast du es, sind es deine Leute, deine Lieblingsmenschen, deine Kunden. Die Personen deiner Ersten Wahl sind deine ersten Kunden. Und genau da wollten wir doch hin, oder?

[Edit: Am Montag, dem 19. September 2016 erscheint kein Beitrag, deshalb gibt (oder gab) es diesen bereits am Samstag, dem 17.]