
Unlösbare Situationen sind leicht und schnell lösbar, wenn man das Problem verdreht. Und bevor man es verdreht, muss man das Problem in den 9mm-Lauf schauen.
Und das geht so:
Wenn jemand etwas von dir fordert, egal was, so lange er seine Pistole auf dich richtet, die natürlich geladen ist, dann zauderst du nicht lange. Du handelst ohne Ablenkung, ohne Diskussion und ohne Zeitverzug. Strikt nach Anweisung.
Ja, du würdest machen, was er (der mit der Knarre) sagt.
Denn der Bastard könnte abdrücken.
Und jetzt kommt’s:
Jemand, der sich täglich zwingen muss, seine Arbeit zu machen, dem geht es nicht nur genauso. Sondern ständig.
Eigentlich ist es noch viel viel schlimmer. Denn er ist ja sein eigener Erpresser. Er erpresst sich selbst, indem er sich zwingt, etwas zu tun, was er überhaupt nicht will. Und zwar dauerhaft. Nicht einmalig, sondern täglich.
Bis hierher klingt das nicht so gut. Aber so eine Situation wirkt auf unsere Handlungsfähigkeit erst einmal wie ein Turbolader. Mit ‚handlungsfähig‘ meine ich die zielgerichtete Erfüllung einer Funktion. So jemand funktioniert und die Funktion wird in der am ehesten machbaren Variante erfüllt. Wenn er die Funktion nicht genau erfüllt, dann knallt es.
Bei genügend Druck laufen wir zu Höchstform auf.
Da gibt es die Mutter, die ihr Kind beschützt und ungeheure Kräfte entwickelt (und teilweise gefährlich wird).
Oder der tollpatschige Mann mit Höhenangst, der vor einen bissigen Hund plötzlich wieder auf jeden Baum klettern kann, wie sich das für einen ordentlichen Primaten gehört.
Oder der arrogante Bankangestellte, der beim Blick in die Mündung einer Kalaschnikow dann doch ganz lieb den Schotter raus rückt, für dessen Verbleib er befördert worden wäre.
Jeder kann auf die Schnelle mal Dinge tun, die er nie für möglich gehalten hätte. Aber auf Dauer? Auf Dauer eskaliert der Konflikt oder man wird nur wenig besser darin, zu funktionieren — sofern man es aushält. (Wenn man es aushält.)
Nicht nur Schießeisen und bissige Hunde sind überzeugend
Lustigerweise werden von, sagen wir Gangstern oder Politikern, immer Forderungen gestellt, auf welche die so ‚geforderte‘ Person nie im Leben eingehen würde. Also nicht freiwillig und nicht mit vollem Einsatz.
Das heißt, Erpresser und der Erpresste wollen ganz einfach unterschiedliche Dinge, während sich der Unwillkommene, aber durch seine Waffe stärkere fast immer durchsetzt. Der Konflikt wird immer im Sinne der Person gelöst, die ihn verursacht hat. Es steht dann 1:0 für den Verursacher, den Urheber, den Autor dieser Konfliktsituation.
Kein Mensch sagt zum bewaffneten Gangster: „Ah, gut, dass Sie gerade kommen! Jetzt können sie mich endlich dazu bewegen, meine Arbeit fertig zu machen.“
Eher ist das Gegenteil der Fall und der Gangster oder Erpresser verlangt wie immer exakt das was wir am wenigsten wollen, dass er es verlangt. Eher tun wir etwas für ihn. Wir erledigen etwas für ihn, dass er nicht so einfach kann.
Trotzdem – immer schön mit dem kalten Lauf der Walther am Zentrum – geht die nun unter Druck gesetzte Person darauf ein, als gebe es kein Morgen mehr. Warum? Weil es für das Opfer sonst kein Morgen mehr geben wird. Pistolen sprechen eine deutliche Sprache. Man tut, was der Mobster verlangt. Und man tut es besonders schnell und besonders gut. So schnell und gut wie sonst nie. Fast schon perfekt.
Aber was will man tun, wenn so ein erpresserischer Gangster jeden Tag kommt und ständig unmögliches verlangt? Langsam mal Chuck Norris bescheid sagen? Du weißt, dass das eigentlich Quatsch und die Wahrheit viel gruseliger ist. Die meisten Leute gehen von selber jeden Tag zu diesem Erpresser, auch Arbeitgeber oder schwieriger Kunde genannt.
Meist ist es einfach eine scheiß Situation, in der Mann – wie so oft – wieder mal mit dem Rücken an die Wand steht. Oder gedrückt wurde.
Erpresser und Opfer auf eine Seite ziehen
Jetzt wird getrickst. Nein besser, wir verhalten uns wie besoffene Quantenphysiker, die einen Drogentrip nach Andromeda planen und krümmen einfach mal Raum & Zeit so weit und unrealistisch [Edit: unglaublich wäre wohl das bessere Wort.], bis Stephen Hawking wutschnaubend aus dem Rollstuhl springt. [Oder Einstein aus dem Grab.] So kommen Erpresser und Opfer so nahe, dass es fast intim wird.
Der hier als Beispiel symbolisch „gekrümmte Raum“ führt die entgegen gesetzten Interessen so weit zueinander, bis es gar keinen Konflikt mehr gibt. Oder ein neuer entsteht, der den alten konterkariert.
Dann muss es kein aufgezwungener Konflikt mehr sein wie oben beschrieben. Denn der eigene Trieb, der auch sehr unnachgiebig sein kann, ist unser Partner. Eine bestimmte, aber äußerst schwierige Sache dauerhaft tun zu können ist aussichtsreicher als jeder kurzfristig motivierte (aber ständig wiederholte) Zwang von außen.
Wenn man sich schon zu etwas zwingen muss, was man eigentlich nicht will, dann ist die Situation nicht viel anders als beim obigen Beispiel mit dem Gangster und seinem Opfer. Die Kunst besteht zum großen Teil darin, die Absicht des Bezwingers (Gangster, Erpresser, Boss) mit der Absicht des Bezwungenen Stück für Stück in Einklang zu bringen.
Das ist eine Form der Anpassung, der ich ausdrücklich zustimme, weil man hier nur sich selbst anpassen (sortieren, sammeln, konfigurieren, im Einklang sein) muss. Mit anderen Worten, das emotionale Team (Bauch, Macken, Neigungen, Mentalität) muss zusammen mit dem analytischen Team (Verstand, kühle Logik) am selben Strang ziehen. Am besten in die selbe Richtung.
Das heißt, die Interessen desjenigen mit der Kanone und dessen Zielperson muss übereinstimmen. So entsteht aus etwas unausweichlichen etwas unschlagbares. Und unschlagbar bedeutet in dieser Hinsicht auf Dauer unerpressbar.
Dauerlösungen verlangen langfristige Herangehensweisen. Mit anderen Worten, du musst nicht gleich morgen deinen Job kündigen. Aber du kannst heute schon anfangen, so zu planen, dass du diesen Job in deinem Interesse transformierst oder bald nicht mehr brauchst.
Bist du in einer aussichtslosen Situation und fühlst dich in deiner Existenz bedroht (infrage gestellt, abgelehnt, pleite), dann sag – bildlich gesprochen – deiner Bedrohung, dass du noch mehr für sie tun kannst. Tue es, damit damit du die Gelegenheit bekommst, ihr die Knarre weg (und den Grund dich zu bedrohen) zu nehmen.
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