
Je mehr man in Deutschland nach Südwesten kommt, umso mehr sind gastronomische Einrichtungen nach Tieren benannt.
Es könnte in Baden-Württemberg, wo ja jede Kneipe nach einem essbarem Viech benannt ist, eine Gaststätte geben die, sagen wir, Huhn oder bei stolzen Inhabern dann eben Hahn oder Gockel heißt.
Ein privat geführtes Hotel heißt, solange eine Gastwirtschaft angeschlossen ist, dann auch wie diese, also wie ein Tier. Mag ich das Tier nicht, dann gehe ich nicht rein und verhungere.
Aber was machen die – wenn wir mal beim Thema Huhn bleiben – bei einem Bordell? Heißt das dann Zur Hühnerfarm?
Weniger appetitliche Tiere haben es da schwerer. Einen gemütlichen Gasthof Zur Klapperschlange, ein Wirtshaus Zur Mücke (in Schweden gut möglich) oder für diese hektisch-schnippischen Typen, die nie richtig zuhören, Zum Frettchen.
Für die Gangsterkneipe heißt es dann Zum Wiesel. Oder die Rockerkneipe heißt Zur Wildsau.
Ich will hier keine Ratschläge für Kneipennamen geben. Es geht darum, dass Namen in gewisser Art Erwartungen wecken. Bei Gaststätten merkt man das am direktesten. Ich war mal im „Keiler“, da sah der Wirt auch so aus wei einer.
Der hatte einen Unterkiefer zum Tisch abbeißen, und dann der Blick dazu, meine Fresse. Und das dollste war, dass die Gäste genauso aussahen. Das war saumäßig, und ich habe dort lieber keinen Schweinebraten bestellt.
Das, was ich eigentlich schreiben wollte, habe ich an dieser Stelle schon wieder vergessen. (Siehe ‚Frettchen‘.) Ich guck mal nach oben. In der Überschrift steht „Irgendwas mit Tieren“. Ach so, ja. Aber das hilft mir jetzt auch nicht weiter. Du denkst vielleicht: „Wie windet sich der Finsterwalder da jetzt wieder raus!?“
Es spielt keine Rolle
…was in der Überschrift steht. Es spielt aber eine Rolle, ob es spannend bleibt. Und das geht, mit oder ohne Tiernamen.
Spannung ist kein Endergebnis, sondern ein treibender, fordernder Zustand. Langeweile entsteht, wenn die Spannung aus einer Geschichte raus ist wie die Luft aus einem Ballon. Beispiel?
Wenn ich den Schluss eines Beitrags gleich als erstes bringe, dann kann ich mir den Rest ersparen. Die Aussage wäre so offensichtlich oder so langweilig, dass es es nichts mehr zu erzählen gibt und die nicht erzählte Story eben auch keinen stoßenden Bock unterm Rock hervor lockt, weil letzterer was besseres zu tun hat.
Dasselbe würde passieren, wenn ich beispielsweise ein Auto oder ein Motorrad vermarkten will und weder Namen, Bilder noch Stilrichtung angebe. Ich gebe nur den Preis und die technischen Daten bekannt.
In Wirklichkeit interessiert es keinen. Warum?
Alle technischen Angaben sind in sämtlichen Punkten vielleicht sehr „überzeugend“ und „wettbewerbsfähig“. Ja. Ein paar Ökos werden wegen der Umweltwerte zuschlagen, einige Knauserer wegen der geringen Kosten — ohne das eigentliche Produkt je gesehen oder gehört zu haben. Das soll es geben. Aber der wirklich interessierte Rest will das Ding vorher wenigstens mal sehen, oder hören. Warum? (Lies den nächsten Satz.)
Die Story liegt in den Augen des Betrachters
Sieht der Betrachter das Produkt, dann wird eine Geschichte bei ihm in Gang gesetzt.
Es ist nicht die Geschichte des Herstellers oder des Produktes. Sondern die Geschichte des Betrachters und potentiellen Kunden. Die erzeugt die Spannung, die zwingt ihn dran zu bleiben. Die spricht ihn an. Denn sie kommt ja von ihm.
Das, was der Hersteller zeigen oder – wie in diesem Fall der Blogger schreiben – muss, ist der Einstieg in die bereits vorhandene Welt des Kunden, Lesers, Liebhabers. Der denkt bei einem Motorrad weniger an die Serviceintervalle. Er denkt zuerst nur: „Wirke ich als großer Typ damit cool genug?“ Oder: „Kann ich damit quer durch Afrika heizen?“ Oder mein Liebling: „Sehe ich damit wenigstens so richtig illegal aus?“
Wie man Erwartungen übertrifft
Der Beginn einer Geschichte kommt von einer Initialzündung. Wie bringst du die Geschichte zum Laufen? Es ist die gemeinsame Geschichte von dir und dem, den du dabei haben willst. Wie du sie anfängst, ist deine Sache, deine Eigenart. Damit schürst du schon mal Erwartungen.
Es ist, wie ein Startknopf, den du drücken musst. Selbst dann wenn du keinen Knopf zum drücken hast. Dann mache es, wie die harten Jungs: Trete den Kickstarter. Dann ist es doppelt so schön, wenn der Motor läuft… und die Geschichte ins Rollen kommt.
Willst du den Nerv treffen, dann erzähle die Geschichte desjenigen, der dich interessiert. — Gern auch ohne Worte..
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