
Hier mal ein Naturgesetz: Cool sind jene Leute, die es tatsächlich nicht nötig haben, auf irgend eine Art negativ zu reagieren. Egal, ob es um eine Belehrung, ein persönlicher Angriff oder sonst irgendwas geht. Sie wissen, wer sie sind..
Noch cooler sind solche Leute, bei denen niemand will, dass sie negativ (also defensiv) reagieren. Besonders cool sind jene Leute, die Vertrauen ausstrahlen und deren Nähe man sucht. — Weil sie eigenständig, aber nicht abweisend sind.
Ein Typ, der viel zu viel Gewese um etwas macht, mit dem will man am liebsten nicht gesehen werden. Selbst wenn es der eigene Ehemann ist. Und eine Frau, die ständig rumnörgelt und hysterisch ist, die stellt – egal, wie sie aussieht – ihren Attraktivitätschalter auf „Aus“. Der selbe Effekt tritt auf, wenn aus eigentlich guter Musik zu anderer Zeit Lärm wird.
Was ist cool? Ich würde es so sagen: Das wäre eine Person, die sympathisch ist und gleichzeitig so wirkt, als ob sie in ihrer Freizeit Bomben entschärft. Also jemand, der auf seine unnachahmliche, aber angenehme Art, präsent ist. Jemand, der charakterlich einen Fels in der Brandung gleicht. Dem nichts aus der Ruhe bringt und auch nein sagen kann – und dazu steht – selbst wenn diverse Idioten sich darüber mokieren.
Wirklich cool ist nur der, der weiß, dass er eben nicht cool ist.
Oder gibt es tatsächlich Leute, die schon cool, also abgeklärt mit Bart und Sonnenbrille auf die Welt kommen? Natürlich nicht. (Von Ausnahmen mal abgesehen.) Es ist – wie immer – eine Einstellungssache. Besser, eine Eingestehungssache.
Sich einzugestehen, dass man nur ein Mensch ist, fällt vielen schwer. Vor allem vor anderen.
Jeder hat Unzulänglichkeiten, Eigenheiten und Macken, die er gern verstecken, übertünchen oder von denen er ablenken will. Dann wird eine scheinbar coole Fassade aufgebaut, weil derjenige denkt, es reicht, so auszusehen, wie jemand anderes, der ebenfalls als cool gilt.
Der Spießer und der Idiot haben einen Makel, der Coole hat ein Feature
Das lustige ist, dass Leute, die eben gerade zu ihren Unzulänglichkeiten, Eigenheiten und Macken stehen, als cool gelten. Sie wissen nicht nur, dass sie nicht perfekt oder fehlerfrei sind. Sie wissen auch, dass es nichts bringt dies zu leugnen oder zu verstecken. Besser noch, sie leben und zeigen alle Teile ihrer Persönlichkeit wie selbstverständlich – weil es für sie selbstverständlich ist. Die herausragenden Eigenschaften gehören genauso dazu wie der Makel. Denn der Makel ergibt manchmal erst das gewisse Etwas, dass die coole Art der Persönlichkeit ausmacht oder unterstreicht.
Beispiel: Lemmy Kilmister, der im Dezember verstorbene Motörhead(-Gründer und Frontmann), hat sich mal bei einem Fan über deren Tattoo – ein Lemmy-Portrait – beschwert, weil die Warzen fehlten. Sie versprach, den Makel am Tattoo nachbessern zu lassen und damit das Feature (die Warzen) nachstechen zu lassen.
Jeder, der glaubt, cool zu ein, erreicht das Gegenteil. So jemand wirkt abartig, unsympatisch und irgendwie zurück geblieben. Aber keinesfalls cool. Bestenfalls wirkt so jemand arrogant und blasiert. Den schlimmsten Exemplaren sieht man das gleich an. (Mir fällt grad ein, das ich mein Bild oben rechts erneuern muss.)
Wie angewurzelt
Uncoole Leute erkennt man daran, dass sie glauben, sie seien was besseres und alles müsse nach ihrer Pfeife tanzen, sobald sie nur dastehen. Und man wird sie nicht mehr so schnell los. Sie nehmen sich extrem ernst. So ernst, dass es schon wieder lustig ist.
Wenn beispielsweise ein dummer und eingebildeter Spießer sich respektlos gegenüber einer charakterstarken und wahrhaftigen Persönlichkeit daneben benimmt, dann wird letztere einen rote Linie ziehen. Der Idiot wird erwartungsgemäß von der coolen Person zurechtgewiesen, und damit vom Gegenteil seiner selbst konfrontiert. Und was passiert dann mit dem Idioten?
Der steht dann da wie angewurzelt. Noch uncooler und schmerzfreier geht es nicht mehr. Leute mit Charakter und Hirn sind immer wieder verblüfft über dieses (scheinbar sture) Verhalten. Genau genommen befindet sich der Idiot im Schockzustand, wie ein Huhn mit abgehacktem Kopf. Das rennt ja auch erst einmal weiter.
Was kannst du gegen eine Idiotenplage tun?
Halte sie von dir fern. Am besten durch Abschreckung. Oder – falls dir das zu harsch ist – durch Befremdung. Dann bleiben die nicht völlig fern (denn dafür gibt es zu viele von denen). Aber es kommen weniger (die z.B. deinen Betrieb aufhalten).
Uncoole, also Idis, sind in der Regel schwierige Kunden (die das jeweilige Unternehmen, dass sie beglücken, nur schaden). Und sie würden nicht mal Chuck Norris erkennen, wenn der Zähne fletschend vor ihnen stünde.
Man selbst zu sein kann viele abstoßen. Einige können das Äußere nicht ab, genauso all die Facetten des jeweiligen Charakters. Der coole Typ wird nicht mehr nervös wenn er beispielsweise irgend ein hohes Tier begegnet. Wichtigtuer kann er riechen. Drei verdammte Meilen gegen den Wind. Ein Idiot merkt das nicht, wundert sich aber, dass er nicht bekommt, was er meint bekommen zu müssen.
Coolness wird nicht in der Schule gelehrt
Aber auch nicht auf dem Pausenhof.
Falsche Coolness findet man häufig in den Massenmedien. Diese falsche Coolness wird dann nachgemacht. Warum? Weil es als cool gilt. Das heißt, jemand, der als cool gilt, der muss in Wirklichkeit gar nicht cool sein. Kein Witz, das ist so.
Auf der anderen Seite, also auf dem Pausenhof, da gibt es den Einen, dessen Coolness wirkt aufgesetzt, der mit niemandem lange auskommt und mit dem deshalb auch keiner spielen will. Auch der gilt – wenig überraschend – als uncool. Was ist daran cool, allein dazustehen? Eben.

Dazwischen spielt die Musik. Also weder bei dem Biedermann noch beim totalen Aussenseiter und Kommunikationsverweigerer.
Der Rowdy auf dem Schulhof hat seine kleine aber unfeine Gang. Er ist nicht allein. Im Gegenteil. Bei den anderen Kids gilt er als cool — sofern er diese nicht exzessiv bedroht. Oder der Rüpel, der sich mit dem Lehrer anlegt, den Lehrplan infrage stellt, diskutiert und eigene Ideen hat, die (nicht bei den Lehrern) Beachtung finden, weil er das rumerzählt.
Cool ist nicht derjenige, der nur anders ist, weil er anders sein will. (Purer Egoismus.) Cool ist aber derjenige, der sich nicht jedem anbiedert und andere an seinem eigenen Andersein mit teilhaben lässt.
Cool ist jemand, der sich nicht isoliert, aber selbstvertsändlich seine Macken lebt und nichts dagegen unternimmt.
Coolness ist auch eine Form von Dankbarkeit und Demut, und zwar gegenüber den Dingen, die nur der coole nicht für selbstverständlich hält. (Aber der Uncoole.)
Und cool ist es, auch mal Danke zu sagen.
An dieser Stelle Danke an Dir, dass du hier liest und immer wieder kommst …auch wenn mir ein Beitrag mal nicht so gelungen ist und du mir dann ein paar Fehler verzeihst. (Passiert mir hin und wieder.) Danke!
So. Jetzt gehen wir wieder Bomben entschärfen.
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