
Meine erste These vorneweg: Die Deutschen sind mir zu verhitlert [fer-hit-lert]. Diese Verhitlerung [fer-hit-ler-ung] ist eine Art Fluch, ein Bann. Diesen Geist bekomme ich deutlich zu spüren, weil ich selber nicht verhitlert bin. (Nur wütend.)
Stephan Grünewald, selbst ein unverhitlerter [un-fer-hit-ler-ter] Autor von Büchern wie Deutschland auf der Couch schreibt darin sinngemäß:
Wegen Hitler entwickeln ‚die Deutschen‘ keine großen Visionen mehr.
Stimmt.
Sie widerstreben, sich für große Ideen zu begeistern, um nicht schon wieder einem Wahn zu erliegen.
Stimmt auffallend.
Statt dessen zeigen die Deutschen in der Öffentlichkeit ein aufgesetztes kühles Desinteresse in einer Stimmung von albern-langweiliger Politischer Korrektheit.
Stimmt leider. Kann ich immer wieder bestätigen.
Sie (ze Germans) unterstützen nur Vorhaben, wenn diese für sie keine moralische Mehrdeutigkeit haben. (Energiewende plus Kapitalinteressen; Schocken plus Unternehmertum; etc.;)
Stimmt ebenfalls.
Worauf will ich hinaus?
Gut, ich sag es frei heraus. Ich habe das Gefühl, für einige eine Art Mini-Hitler zu sein. Oder einer von der Hitler’schen Sorte. Mir fehlen bloß noch Scheitel und Bart. Den Gesichtsausdruck hab ich schon. Als Bösewicht bezeichne ich mich auch. Dazu kommen meine spitzen Bemerkungen und Nazi-Ausdrücke, die so manchen eine böse Vorahnung oder gleich die Bestätigung geben, dass ich so was wie der Klopapier-Nazi sei.
Somit vermute ich, dass einige das Klokain-Kartel [oder etwas vergleichbares (??) wie das Klokain-Kartell] deshalb folgendermaßen sehen:
Wenn die Idee vom Klokain-Kartell aus dem Ausland käme, wäre alles „in Ordnung“ für die Deutschen. Wäre eine schräge Idee wie Kloke (oder ein Redner wie Obama) allerdings Deutsch, so wird es (oder er) – von Deutschen – misstrauisch beäugt. Dann versucht man dem zu widerstehen. Der Begriff Kartell klingt irgendwie groß, nach etwas wie einem Wahn, den man dann erliegen könnte. So was darf in D natürlich niemals sein. Grünwald drückt es ähnlich aus.
Daher spitze ich die Sache mal zu und beschreibe, was sich im Deutschen Hirn so abspielt, wenn es beispielsweise vom Klokain-Kartell oder von jemanden wie mir hört und liest:
Natürlich erliege ich dem Wahn als erster. Denn irgend einer muss ja den Anfang machen, den man sich wieder mal nicht erwehren kann. Anschließend greift es auf meine „eigentlich ganz gern und auch bewusst zu Wahnsinn neigenden Leser“ über. Dann ist der Wahnsinn perfekt. So oder so ähnlich könnte das Denkmuster des Angstbürgers aussehen. Weiter:

Und schwupps, ehe man sich versieht, überfalle ich mit dem Klokain-Kartell Polen. Bei mir weiß man ja nie. Und wenn das olle BMW-Gespann im Winter noch anspringt, vielleicht auch gleich Russland. So gesehen wird mir langsam klar, warum einige Germans mit dem bösen Klokain-Kartell nichts anfangen können.
Es ist denen wohl zu wahnsinnig.
Ich gebe zu, das ist etwas überspitzt und eingebildet. Im Sinne von „kleiner Blogger hält sich für bedeutend“ ausgedrückt. Aber so ist mein Eindruck. Und nicht nur meiner.
Leute, die hierzulande etwas wagen (auf eigenes Risiko wohlgemerkt!), die stehen allein da. Ausnahmen sind nur jene, die mit Gleichgesinnten aufgewachsen sind und sich daher intim kennen. Oder die von Beruf Sohn oder Tochter sind.
Ich will dir jetzt nicht den Eindruck geben, dass ich jammere oder mich beschwere. (Finde auch keinen Grund dafür.) Ich will doch nur erklären.
Und dann will ich noch was völlig anderes.
Ich will, dass sich die Deutschen wieder trauen öffentlich (oder offen) exzentrisch zu sein. Und nicht heimlich, still und leise, wenn es keiner sieht. Mit Exzentrik meine ich nicht die hierzulande üblichen politischen Extremisten. Die sind ein deutsches Ding. Ich meine Entertainer, Unternehmer/Entrepreneure und Kunstschaffende aller Couleur. Am besten jemand wie du. Oder jemand der mit seiner Art wirksam Idioten (z.B. Nazis, Kriminelle oder Politiker) abschreckt.
Ich meine nicht die bei den Deutschen üblichen exzentrischen Hobbies oder Sexpraktiken. Sondern Ideen und Entwürfe, mit denen man den (einigen) Leuten mehr Ungezwungenheit verpassen kann. Um sie weniger langweilig zu machen. Und wohlhabener. Weil sie auf glückliche Art Geld damit verdienen. Genau so wie das glückliche Freilandhuhn beim Eier legen. Wieso soll nur das Huhn glücklich sein, wenn es seiner Arbeit nachgeht? Eben. Leg ein Ei. Oder Zwei.
Die Leute behandeln sich und andere schlimmer als die Hühner. Sie sind viel zu vorsichtig, zögerlich und zaghaft. Keiner traut sich was. Keiner ist lustig. Deshalb herrscht humorlose Langeweile. Das Huhn gackert wenigstens, wenn es ein Ei gelegt hat. Wenn es ein Deutsches Huhn wäre (Ich denke, Hühner sehen sich einfach nur als Hühner), dann würde es – nachdem es ein Ei gelegt hat – wohl denken: „Jetzt bloß nicht gackern, sonst war es das mit dem frohen Eier legen.“
Deutschland ist langweilig
Die deutschen Unternehmen sind langweilig. Deutsches TV ist langweilig. Viele deutsche Blogs sind langweilig. Zu viele Deutsche sind langweilig. Diese öffentliche Langeweile will ich weg haben. Alles ist ernst. Jeder nimmt sich ernst. Es gibt ernsthaft Männer, die heißen sogar Ernst.
Auch die damit verbundene typische Blasiertheit, Gleichgültigkeit und diese aufgesetzte (falsche) Coolness will ich weg haben. Zumindest ein Stück weit, bei einem. Oder sechs.
Fakt ist, dieser Beitrag ist zum Teil nicht ganz erst gemeint und ich hab ihn geschrieben, um die deutschen Vorbehalte gegenüber Exzentrikern, bunten Hunden und Nonkonformisten durch den Kakao zu ziehen. Das ist der eine Zweck des Klokain-Kartells. Ein weiterer ist Klokain. Und der eigentliche bist du.
In Memory of Lemmy
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