Produkte, die einen Beipackzettel wegen der Nebenwirkungen bräuchten

Image by Kevin Brewer

Bei Medikamenten müssen die Begleiterscheinungen immer angegeben werden. Das ist ungerecht gegenüber der armen Pharmaindustrie. Selbst bei Tabakprodukten sind die Beschreibungen nur vage Annahmen und nicht zu vergleichen mit den sauber aufgeführten Fakten der Pillendreher.

„Rauchen ist Tödlich“? Lächerlich. Da können die genauso drauf schreiben „Die Welt ist böse“ oder „Mutti hat Schuld“. Jeder ahnt es, aber die Details fehlen.

Ganz anders bei den Pharmaprodukten. Denn manchmal ist es ganz interessant, was eine schnöde Kopfschmerztablette noch so alles drauf hat. Wenn du aber kreativ bist und von der empfohlenen, also standardmäßigen Dosis und Art der Einnahme abweichst, kann sie ihr volles Potential entfalten. Als Konsument wird bei diesem Produkt recht gut darüber informiert, wie die Tablette auf welche Weise was bewirken kann. Aber es wird nicht explizit darauf hingewiesen.

 

Die Realität kreativ ins Licht rücken

Bei allen anderen Produkten gibt es, abgesehen von ein paar Warnhinweisen, das noch nicht. Hier kurz mal fünf Beispiele, wie es meiner Meinung nach sein müsste:

VW-Diesel-Auto: „Bei bestimmungsgemäßen Gebrauch auf dem Rollenprüfstand sind keine Nebenwirkungen bekannt. Beim Fahren auf der Straße kann es vereinzelt zu Frustration und Raucherhusten kommen.“

Apple iPhone: „Bei Daueranwendung besteht die Wahrscheinlichkeit, dass Ihnen ein Buckel in Form eines übergroßen Apfels wächst.“

Image by Laura Mountford

Jack Daniel’s: „Nach der Einnahme ist zu erwarten, dass beim morgendlichen Aufwachen die Frau neben Ihnen so aussieht wie Mr. Jack Daniel.“

Snickers: „Bei Joan Collins, ist nachgewiesen worden, dass bei Frauen neben abrupter Gewichtszunahme und Seditation (Beruhigung) auf das Zentrale Nervensystem begleitend Haare auf Brust und Gesicht gewachsen sind.“

Meister Proper Allzweckreiniger: „Bei Frauen sind keine Nebenwirkungen bekannt. Bei Männern ist vom Gebrauch abzuraten, ansonsten besteht bei Anwendung das Risiko von akutem Haarausfall.“

Diese Beispiele sind sind vielleicht etwas überzogen. Aber sie regen zum Denken an. Und da Denken anstrengend ist, hilft es, einige Dinge erst einmal durch den Kakao zu ziehen. Somit kommt der Prozess in Gang.

 

Bisherige Fälle

Es gab oder gibt Fälle, wo es ein bisschen in diese Richtung ging. Die kennst du bestimmt. Bei Red Bull hieß es „Red Bull verleiht Flügel“ und beim Kräuterlikör Fernet Branca höre ich noch: „Man sagt, er verleihe magische Kräfte“.

Aber das ist nicht mehr kreativ, nicht mehr modern. Bei Red Bull war es als Witz gedacht. Deshalb sind mir nach dem Killen von zwei Kartons Red Bull eben keine Flügel gewachsen. Dabei hätte ich mich auch mit denen einer Fledermaus zufrieden gegeben. Aber da wuchs nichts.

Und selbst nach vier Pullen Fernet, um mich wieder vom Red Bull zu beruhigen, war ich immer noch kein Magier. Vielleicht habe ich im Suff auch einfach nur daneben gehext. Amnächsten Tag sah es zumindest so aus. Aber von Magie war keine Spur. Daher heißt es bei Fernet auch „Man sagt….“. Eben. Man sagt viel wenn der Abend lang wird.

Die wirkliche Kunst ist es, eine echte, also reale Produkteigenschaft gekonnt in Szene zu setzen. Es muss nicht einmal die Haupteigenschaft sein. Denn wenn es darum ginge, würde Rolex keine Rolex mehr los werden. (Gucken, wie spät es ist.) Oder Ferrari würde keinen Ferrari mehr verkaufen. (Schnell fahren mit präzisem Handling.)

Die Zeit ablesen kannst du mindestens genauso gut (oder besser) auf dem Smartphone oder auf einer soliden CASIO-Armbanduhr mit allen Funktionen. Rekordzeiten auf der Rennstrecke hinlegen könntest du auch mit einem Nissan GTR von der Stange. – Rein von den technischen Daten her.

Wozu noch Rolex oder Ferrari? Wegen der Nebenwirkungen. Das bei einer Rolex im Gegensatz zu preiswerteren Uhren garantiert nichts ziept und kratzt ist klar. Ebenso klar ist, dass bei Ferrari nicht die Bremsen quietschen wie bei Nissan.

Ein berühmter Name allein ist nur die halbe Miete und dessen Ruhm muss bei teuren Produkten ständig aufs neue bewiesen werden. Dieser Beweis steht nicht versteckt im Beipackzettel. Sondern er ist präsent und geht direkt ins Hirn:

Das Design, der Geruch, der Klang, die Details, der Entjungferungs-Kick (beim auspacken, Entkorken, Tür öffnen), das erhebend elitäre Club-Gefühl und all die Assoziationen mit den ‚Reichen und Schönen‘ oder mit den ‚Kennern und Eingeweihten‘. Man fühlt sich anders. So wie bei den zerstampften und dann durch die Nase gezogenen Arthritis-Pillen.

 

Sagen, was Sache ist

Viele Dinge kauft man ja gerade wegen der Nebenwirkungen. Vielleicht sollten mal ein paar Anbieter freiwillig die Begleiterscheinungen bei jedem Produkt veröffentlichen. Am besten würden diese so formuliert, dass sie gleich auf den Punkt kommen und neugierig machen. Das heißt, die müssen in den Vordergrund gestellt werden. Ohne Werbung, denn die braucht man dann nicht mehr. Das ist wie bei Drogen. Drogen brauchen keine Werbung.

Jeder sollte seine Nebenwirkungen täglich vor sich her tragen. Wer Rockstar werden will, der sollte aussehen wie einer. Wer nach einem Umzug neue Freunde sucht, der sollte daherkommen wie ein alter Kumpel, bei dem man das Gefühl hat, ihn schon ewig zu kennen. Wenn du dich als Sprachlehrer, Dolmetscher oder Komiker bewerben willst, dann mache neugierig, indem du unterhaltsam mit verschiedenen Akzenten und Stimmlagen spielst.

Es gibt den alten Spruch: „Wenn du in Rom bist, dann benimm dich wie ein Römer.“ Ich sage: „Zeige, dass du ein Römer bist, dann erschaffst du Rom bei dir.“ – Dann nämlich wird aus einer vorher vielleicht nicht beachteten Begleiterscheinung der wahrscheinlich einzige Grund, dass sich jemand dafür entscheidet, bei dir zu kaufen, etwas mit dir zu unternehmen oder dich gleich zu heiraten.

Ab morgen trinke ich zwei Flaschen Whiskey — Täglich

Image by Enric Fradera

Ich werde mich auf Alkohol-Diät setzen. Natürlich nur für einen begrenzten Zeitraum. Sagen wir zehn Jahre. Anfangen werde ich mit irischem Pot Still Whiskey. Der ist süffig und haut richtig rein. Und es gibt davon viele Sorten, die ich noch nicht probiert habe. Bier kommt nicht in Frage, denn als Genießer-Typ halte ich diesen Geschmack nicht lange durch.

 

Der Grund

Ich kenne jemanden, der hat sich seit vergangene Woche auf Whisky-Diät gesetzt. Er hat schon 7 Tage verloren.

Eigentlich brauche ich selber keinen Grund zum trinken. Ich kann es genauso gut auch ohne. Statt einen Grund habe ich ein klares Motiv und einen festen Willen.

Also, meine Motive wären folgende:

Es ist gut für die Figur. Regelmäßiges Saufen beugt Fettleibigkeit vor. Langfristig. Das bedeutet allerdings erst einmal ein mittelfristiges (und hoffentlich) moderates Aufdunsen des Körpers. Das nehme ich bewusst in Kauf, denn das ist, genau wie das ausgegebene Geld dafür, eine Investition in die Zukunft.

Es ist erwiesen, dass langjährige Kampftrinker – und das ist der springende Punkt – spätestens nach Absetzen des Alkohols sehr rasch schlank werden. Meist noch schlanker als zuvor. Und sie bleiben schlank. Das heißt, egal, wie viel sie essen, sie können gar nicht mehr dick werden. Nie wieder. Mit anderen Worten, die schwersten Trinker sind die leichtesten Personen. [Frag einfach irgend einen alten britischen Rockstar.]

Von Ausnahmen abgesehen, sind die meisten Alkoholiker dünn. Den Ausnahmen aber fehlt es an Disziplin. Sie trinken nicht regelmäßig hohe Mengen. Sie schlagen nur ab und zu mal über die Stränge. Und zwischendurch, wenn es nichts zu saufen gibt, dann fressen sie dadurch mehr. Das heißt, wer schlank bleiben will, der muss dran bleiben. Täglich, ohne Unterlass.

Das Positive am regelmäßigen Trinken ist, man gewöhnt sich nach und nach daran. Nach einiger Zeit ergibt sich dadurch Spielraum nach oben und die ersten Erfolgserlebnisse stellen sich ein. Schon nach zwei Jahren Irish Whiskey säufst du sogar die Russen unter dem Tisch.

Whiskey macht kreativ. Fast alle großen Schriftsteller und Künstler waren gestandene Suffköppe. Und sie bevorzugten Sprit vom Feinsten. Guter irischer Stoff ist wie Super Plus für Schreiber.

Viele Blogger wirken mir zu nüchtern. Besonders die keimfreien Deutschen. Viele von denen ähneln sich so sehr, dass es egal ist, bei wem du gerade liest. Ausnahmen gibt es auch hier. Aber bei denen kannst du per Suchfunktion schnell heraus finden, dass sie einen guten Tropfen nicht abgeneigt sind.

 

Extremer Selbstzweck

[Ab dieser Stelle wird der Beitrag etwas schwierig zu lesen, da es ohne Alkohol weiter geht….]

Das ganze Vorhaben klingt sicherlich etwas gewagt. Deshalb muss ich dir jetzt sagen, ich habe dich hinters Licht geführt. Natürlich will ich kein alkoholkranker Säufer werden. Das geht schon bei anfänglich der halben Menge. Nach zwei Monaten würde ich dann wahrscheinlich mit Arschschmerzen in einem Müllcontainer in einer Nebengasse von Bukarest aufwachen. Zumindest würde ich denken, es wären zwei Monate.

Das, was ich im ersten Teil dieses Beitrags erklärt habe, ist natürlich hanebüchen. Ganz klar. Außerdem ist guter Whisk(e)y nicht zum verschwenden, sondern zum langsamen genießen da. Kenner wissen das. Aber darum geht es hier gar nicht. Sondern um unsere Art, sich die Dinge immer so zurecht zu reden, wie wir sie brauchen.

Aber weniger, wie wir sie haben wollen. Und das ist der Unterschied. Man kann nämlich den größten Blödsinn rechtfertigen und irgendwie plausibel erklären. Politiker tun das jeden Tag. Warum? Weil es bequemer ist oder man sich aus der Verantwortung stehlen kann. Je nach dem.

Image by Dominic Lockyer (Fareham Wine Cellar)

Sobald man merkt, was es wirklich braucht, um eine Sache, ein Ding so hinzubekommen, wie wir es haben wollen, wird es ungemütlich. Ungereimtheiten treten hervor. Man merkt, dass man unwiderrufliche Entscheidungen getroffen oder die wichtigsten Dinge am Anfang vielleicht falsch (oder nicht richtig) bedacht hat. — Scheinbar.

Eigentlich sind wir zu bequem, um zu denken. (Um wiederum dadurch Korrekturen vorzunehmen.) Eingelullt von bisherigen Misserfolgen ist man zusätzlich gelähmt und blind gegenüber Möglichkeiten. Da ist es einfacher, man redet sich die Welt so wie man sie braucht.

Nicht ganz so einfach ist es, und bei weitem nicht ganz so schnell geht es, die Welt uns so zu machen, wie wir sie (mal) haben wollen. Aber Veränderung geht nur so. Denn das ganze alte Universum existiert nur, weil es sich ständig verändert. Dinge werden zerstört. Dinge entstehen. Du und ich, wir können beides gleichzeitig tun. Indem wir was aufbauen, zerstören wir automatisch etwas anderes damit. Da es zwar spielerisch, aber nicht ganz so einfach ist, macht es auch nicht jeder.

So Mr oder Ms Universum, wenn du bis hier her gelesen hast, dann gebe ich zu, dass du es bist, der jetzt eine Flasche Whiskey braucht… Bist du zum ersten Mal hier, dann brauchst du womöglich zwei.

Bei dir ist es nie langweilig — Wetten?

Bevor du dich von der Überschrift nicht angesprochen fühlst, mit den Augen rollst und daher abwinkst, gebe ich dir sofort das Statement, was ich sonst eher am Schluss bringe:

In deinem Kopf ist eine Menge los. Da ist Action. Da passieren die unglaublichsten Dinge. Filmreife Szenen spielen sich ab. In deinem Kopf geht mehr ab als auf dem Flughafen von Mumbai, Nachmittags um vier, Ortszeit. Dein innerer Reichtum, die Opulenz (deine Fantasie) übertrifft der von Adu Dhabi bei weitem. In deinem Kopf steigt eine Party nach der anderen. Es ist Leben in der Bude. Egal, ob Tag oder Nacht. Und dieses Leben prosperiert.

 

Original image by taymtaym (ILQUEN)

Falls du ein Mann bist, sind die Frauen in deinem Kopf einen Zacken schärfer als die echten.

Im Gegensatz zu den vielen quasi-toten Allerwelts-Weibern mit Gesichtsstarre oder Merkel-Modus sind sie inspirierende und lebendige Energiebündel.

Falls du eine Frau bist, sind die Männer in deinem Kopf aus magischem Holz geschnitzt.

Statt angepasste und ängstliche Langweiler oder taube Nüsse sind sie aufmerksame und virtuose Überraschungen mit Echtheitsgarantie.

 

Deine Realität

Du hast jeden Tag Ideen. Du willst immer das haben, was schwer zu bekommen ist, oder was nicht jeder Heini [und jede Tussi] kennt. Du hast ein Auge auf die Details. Du willst eine Sache haben oder erschaffen, nur einer einzigen Wirkung wegen.

Du willst es, weil es eine bestimmte Eigenschaft hat zu einem bestimmten Zweck, die andere höchstens beiläufig bemerken (oder abstößt oder nur dann bemerken, wenn man sie drauf stößt).

 

Stimmung statt Erbsenzählerei

Die Aura und der unverkennbare Motorsound des einen Fahrzeugs, wonach sich jeder umdreht und blöd guckt. Die Exklusivität und roten Sohlen dieser besonderen Schuhe, die die gewöhnlichen Weiber gar nicht kennen [(wollen)]. Die Haarschneidekunst an bestimmten Stellen deines Kopfes, die nur dieser eine Frisör in Santa Monica hin bekommt, wo dann jeder hier sagt: „Scheiße, siehst du aber jung aus!“

Oder die kurzen zwei Sekunden eines Songs, die du immer und immer wieder hören musst. Weil dieser Moment dich elektrisiert und du dir deshalb alle (oder weitere) Songs dieses Künstlers besorgst. — All das ist es, was dich eigentlich interessiert. Und im Gegensatz zum Spießer, der nur sein Gesicht gegenüber anderen Spießern wahren will, schiebst du keine rationalen Gründe als Rechtfertigung vor. Zumindest nicht für dich. Denn du weißt, wer du bist und wie du tickst. …aber erzähl das mal einen Erbsenzähler.

Für so ein Detail nimmst du an anderen Stellen Einbußen in Kauf. Bewusst. Du verzichtest dafür dort, wo andere (wieder aus vorgeschobenen Vernunftgründen) nicht verzichten wollen. Du gehst zwar ebenfalls mit deinem Verstand alle Pros und Contras durch, entscheidest aber letztlich mit dem Bauch.

Image by Leonid Yaitskiy

Fakt ist, du bist dein eigener Zampano. Und manchmal du fühlst dich, als ob du ein Atomkraftwerk im Hintern hast, dass dich antreibt.

Es könnte sein, dass dir die Welt um dich herum noch etwas trist, nervend und humorlos vorkommt. Oder einfach nur dämlich.

Denn du entdeckst im Alltag immer wieder Dinge, die du besser machen würdest, wo du genau weißt, wie du den entsprechenden Kick rein bringen würdest.

Und du wunderst dich, warum keiner darauf kommt außer du.

Das führt uns zur…:

 

Realisierung des scheinbar „Unrealistischen“

Jetzt wird es trickreich. Denn vielleicht ist deine Realität schon aufregend genug, du lebst im Wohlstand oder du bist in eine Sache involviert, die sich lohnt und auszahlt. Vielleicht sind all deine Wünsche auch unerfüllt und werden nur von der Hoffnung am Leben erhalten. Ansonsten erscheinen sie unerreichbar. Aber eines ist klar. Du kannst nicht alles haben.

Keiner kann alles haben. Aber gar nichts? Doch, du kannst einen Teil davon Realität werden lassen. Am besten den Besten. Wie? Indem du genau diese eine Sache, dieses oben erwähnte Detail, auf Teufel komm raus lebst und dabei kreierst.

Das ist wie mit dieser Sache, die du gern haben würdest. – Weshalb du nur wegen einer bestimmten (versteckten) Eigenschaft den hohen Preis bezahlen würdest. Das ist dieses Detail, das nur dich interessiert und elektrisiert. Mit dieser einen Sache kannst du einen Berg versetzen. (Aber nicht die Schweizer Alpen!)

Denn was dich an einer ganz bestimmten Sache so fasziniert, ist auch gleichzeitig eine Parallele zu einem Talent von dir, dass sich von dir nach und nach realisieren lässt. — In einer anderen Form, in vielleicht völlig anderer Erscheinung innerhalb eines wiederum völlig anderen Themas. Beispiel?

 

Rolls Royce Merlin Engin
Image by Martin Pettitt

Jemand, der auf den furiosen Klang spezieller Motoren steht, der hat auch eine Begabung als Musiker, der hat selber sowohl eine flexible als auch eine voluminöse Stimme samt Wortgewalt, der hat einen Sinn als Impressario für eine Show, der hat Entertainment-Qualitäten.

Das heißt, was immer es auch ist, du kannst ein kleines verstecktes Detail – was nur du positiv wahrnehmen kannst, derart ausbauen und präsent machen, so dass es ab einem bestimmten Punkt jeder wahrnehmen kann. Das ist deine Arbeit.

So bist du wie ein Verstärker. Du gibst Energie ab und bringst etwas in die Welt anstatt sie anderen wegzunehmen.

Diese Energie hat seinen Ursprung bei dem, was sich bei dir in deinem Kopf abspielt. (Siehe weiter oben.) Es ist deine DNA, die du ausspielen kannst.

Selbst wenn du im Extremfall 40 Jahre brauchst, bis dir was gelingt und du dir deine „Star-Allüren“ lange nicht erlauben kannst, für diesen Fall hast du diese DNA lebenslang.

Einfach ausgedrückt: Picke dir dein Detail wie ein Korn heraus und baue es auf, so dass es für sich alleine steht. Lasse es wachsen. Dann ist es bald kein bloßes Detail mehr. Sondern dein Markenzeichen. Dein Alleinstellungsmerkmal. Dein Produkt. Dein Kunstwerk und deine ureigene unnachahmliche Art, Dinge zu tun. Tust du das, dann ist es bei dir für niemanden langweilig, der es mit dir zu tun hat.

Eine Frage bleibt allerdings: Hast du den Mut dazu? Die Chancen stehen gut. Denn der Drang, dein Ding auf die Beine zu stellen, es mit anderen zusammen fertig zu sehen ist definitiv stärker als die Angst, dass irgend was nicht klappen könnte. Das heißt, es lohnt sich auf jeden Fall. Ja, deine Chancen stehen wirklich gut, nicht langweilig zu sein. In Echt.

Wer will der größte sein?

Jeder, besser gesagt, fast jeder, der nichts aufgebaut hat, dass größer ist als er selbst (Manager, Politiker), der kommt an einem bestimmten Punkt. An diesem Punkt will er der größte werden. Ganz so, als ob ihm nichts anderes wichtiger sei.

VW will der größte Autohersteller der Welt werden? (Nein, das will [wollte] Fritze Winterkorn.) FIAT auch? (Nein, das will nur Fritze Marchionne.) Auf biegen und brechen. Daimler, will der größte Premiumhersteller werden? (Nein Fritze Zetsche will das.) Alle drei in der selben Branche. In anderen Branchen und Konzernen ist es ähnlich.

Image by jutakyo (jenya)

Und wenn du beispielsweise ein Premium-Produkt kaufen willst, dann bezahlst du für unbestreitbare Qualität, für exzellenten Kundenservice, für herausragendes Design und für Exklusivität.

Aber keiner der selbsternannten Premiumhersteller kann auch nur eines davon bieten. Beim Beispiel Auto kaufst du doch kein Fahrzeug freiwillig, das piepst, vibriert, gefühlt an jeder Ecke steht und dessen Verkäufer dir den Tag verdirbt, weil er bereits überzeugt ist, selbst der größte zu sein.

Was aber treibt die Verantwortlichen dazu, einfach nur der Größte sein zu wollen? Ist es Angst, dass es zwangsläufig bald nur noch einen geben kann, der man dann selbst sein will? (Der Stärkste überlebt. Alles oder nichts.)

Oder ist es wieder mal Teufel Ehrgeiz, der das eigene Ego und den Stolz der Belegschaft betuddeln muss? Ist es Leistungsdenken? Falsche Versprechungen? Größenwahn? Macht? Prestige? Oder sich ein Denkmal zu setzen?

Es ist alles zusammen. Und am meisten ist es Prestige. Aber nichts von dem macht einem groß, erfolgreich oder beliebt. Die fahren nach dem Prinzip ‚Herrschen statt Dienen‘.

Ich sage: Einige Leute drehen sich nur um sich selbst. Und sie drehen sich nicht um den, mit dessen Hilfe deren Größe überhaupt möglich wurde: Der ureigene Kunde. Das heißt, die spielen und herrschen auf Kosten ihrer Kunden. (Deren Wünsche und Bedürfnisse man bei entsprechend eigener Größe besser ignorieren kann. Erst recht, wenn man der Größte ist.) Das Marketing verkommt zum Instrument für Propaganda und Selbstbeweihräucherung, statt lieber Kundenbeziehungen aufzubauen und zu pflegen.

Wenn man nun schon der größte sein will, warum dann nicht einfach nur für den, der die eigene Größe in Wahrheit bestimmt? Der eigene Kunde, der Fan, der Anhänger und Leser? Warum will man nicht einfach der beste für denjenigen sein, für den man das tut, was man tut? Ist das nicht zielführender? Fragen über Fragen, die im Grunde schon die Antwort sind.

 

Aber:

Rein vom Marketing her macht es Sinn, die Nummer Eins zu sein. Zumindest auf dem ersten (und wichtigsten) Eindruck.

Dem größten der etablierten Anbieter schenken gewöhnliche Kunden ganz einfach mehr vertrauen und Aufmerksamkeit als der Nummer Zwei, weil man glaubt, zu wissen woran man bei Nummer Eins ist. Dort falsch zu liegen scheint ausgeschlossen. Denn die meisten kaufen ja dort. Die Herde rennt von allein zu ihm. Denn es fühlt sich sicherer an.

Trotzdem kann man auf Rang 127 in einem Chart und gleichzeitig auf Platz Eins in einem anderen Chart sein. Und nur dort, wo man die No.1 ist, da sind auch die Leute, die einem zu dieser Größenordnung verhelfen. Ich denke, du verstehst.

Unverständlich – für mich – ist, nach reinen Zahlen zu planen. Frei nach dem Motto „Im Jahre XY müssen 8 Mio Autos abgesetzt werden, am besten noch bevor die Rückrufe einsetzen und der neue Markenchef installiert ist.“ Qualität? Egal. Langfristige Kundenzufriedenheit? Egal. Markenfokus? Egal. Es wird verwässert und gespart (und beim Marketing wieder verpulvert), bis die eine Million abgesetzt wurde. Warum? Der Marktanteil ist eine feste Größenordnung, eine tote Zahl. Und mit der können die Herren scheinbar mehr anfangen als mit lebenden Kunden samt all ihrer wechselhaften Launen.

 

Es gibt kleine und große Monopole

Das lustige ist, im Internet kennt man nur die größten ihrer Branche. Weil sie nahezu die einzigen sind. Facebook hat zum Beispiel keine (echte) Konkurrenz. Wird es auch nie haben. Warum? Twitter ist nicht Facebook. Und wer Facebook und Twitter hasst, der nutzt beide nicht. Sondern er ist – sofern er überhaupt etwas nutzt – bei einem Anbieter, der nicht viel – wenn überhaupt –  mit diesen beiden gemeinsam hat. Es ist ein kleiner Anbieter, den ich vielleicht nicht kenne, der aber die Nummer Eins, der Monopolist für die Leute ist, die das suchen, was die anderen unsympathisch macht oder nicht bieten wollen.

Im Gegensatz zu den Internetfirmen sind die ollen Autofritzen wie viele ihrer Produkte: Vergleichbar, austauschbar und zum großen Teil verzichtbar. Die wollen auf Nummer Sicher gehen. Und die haben Angst (das Gesicht) zu verlieren. Und wenn man der Größte ist, ist man unangreifbar und unberührbar. Denken die.

Eventuell machen ja Google, Apple, Facebook & Co. denen bald etwas Feuer unterm‘ Arsch. Gebrauchen können sie’s. Denn in der alten Industrie war es bisher so, dass einem die eigene Größe immer zuverlässig davor bewahrte, innovativ und kundenfreundlich sein zu müssen.

 

Die Aussicht, schmerzlich vermisst zu werden ist das Beste

Neue unternehmerische Konzepte hingegen, die kunstvoll auf die Kunden ausgerichtet und umgesetzt werden, sind für eben jene Kunden nicht mehr vergleichbar, nicht mehr so einfach austauschbar und ab einem gewissen Punkt somit nicht mehr verzichtbar.

Wenn sie gut genug sind, passiert es, dass es dann den Nutzern, Fans und Kunden weh tun würde, falls ein Anbieter dieser Art wieder verschwindet. Oder sich zum schlechteren verändert, falls der Anbieter – wie so oft geschehen – als Organisation wächst, weil die Distanz zum Kunden ebenfalls mitwächst.

Ich habe nichts gegen hoch gesteckte Ziele. Auch nicht gegen große Organisationen als solches. Ein gutes Ziel wäre aber, der beste Anbieter, die beste Organisation, für denjenigen zu sein, der einem bezahlt, der einem vertraut und für bare Münze das Produkt oder das Ticket kauft. Nicht nur heute, sondern auch noch Übermorgen. Trotz vorhandener Alternativen.

Also warum will keiner der beste sein? Oder präziser ausgedrückt: Wie gut soll das werden, was ich mache? Wann ist es gut genug für das, was ich beabsichtige? Wann ist es gut genug, dass ich den Preis fordern kann, den ich zum langfristigen Fortbestand und zur Entwicklung der Unternehmung brauche? Wie gut will ich es für meine zahlenden Kunden machen?

Wenn ich was mache, oder wenn du was machst, dann mache am besten so, dass es so gut ist, dass der Nutzer, der Fan oder der Kunde das Gefühl hat, der Größte zu sein. Das ist ist langfristig die bessere Alternative, als einfach selber nur der Größte sein wollen. Und man kann damit schon als kleinster anfangen.