Willst du eine gebraten haben? Eine Extrawurst meine ich. Ja? Gerne. Aber vielleicht du bist dann doch zu anständig, zügelst dein Verlangen und gibst dich mit dem zufrieden, was im Angebot ist oder Mutti dir auf den Tisch stellt. Allerdings wäre ich dann enttäuscht.

Stars können es sich erlauben, Extrawürste zu verlangen. Sei es im Restaurant, in der Garderobe oder bei ihrem Auftritt.

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Bekommen sie das, worauf sie Lust haben, nur weil sie Stars sind? Denn meist es ist ja so, dass nur die Reichen was geschenkt, deutlich billiger und preiswert Dinge sehr individuell bekommen, was sonst niemand günstig individuell bekommt.

Hier nun meine Gegenfrage: Wären diese Leute Stars oder erfolgreiche Entrepreneure geworden, wenn sie sich immer mit dem begnügt hätten, was ihnen vorgesetzt oder empfohlen wurde? Eben, sie ließen sich nie etwas vorsetzen. Keine Vorgesetzte und keinen Einheitsbrei. Das ist Symptom und Ursache zugleich, warum sie ein außergewöhnliches Leben leben, eine außergewöhnliche Show zelebrieren oder ein außergewöhnliches Produkt anbieten können.

Aber. sie wissen auch gezielt auf das zu verzichten, was für den Normalbürger unverzichtbar ist..

Ich selber bin jemand, der auf so manches verzichtet, nur um dann dieses eine besondere Etwas zu bekommen. Eben jenes Etwas (was auch immer das sein mag), auf dass ich so scharf bin, um es dann zu teilen. (Ich will es nicht für mich behalten.)

Alles andere ist dann nicht mehr wichtig. Somit sehe ich das Verzichten auf die sonstigen (üblichen), aber für mich bedeutungslosen Annehmlichkeiten ganz einfach als kalkulierten Preis an, den ich zu zahlen bereit bin, um das für mich so Besondere (oder Bedeutende) zu bekommen. Und mit solch einem Verhalten erhöhe ich die Wahrscheinlichkeit, dass ich es auch tatsächlich bekomme.

Es gibt beispielsweise Autos, die ich sogar als Mietwagen ablehne, weil mich das Design abstößt. Kaufen würde ich den Schrott erst recht nicht. Beim Fahren von stark beworbenen, neumodischen Kisten, wie diese Crossover-SUVs, habe ich das selbe Gefühl, als ob ich auf einer fetten Tunte durch die Gegend reite. Mal davon abgesehen, dass ich rein optisch auch als alte Lesbe durchgehen könnte.

Da frage ich lieber nach dem kaputt gebastelten Unfallwagen vom 18-jährigen Sohn meines Nachbarn, als in sowas, wie bei Joke, Junk und Juke von Nissan einzusteigen.

Auch beim Essen bin ich eigen. Anstatt mir die Geschmacksnerven in einem schlechten Restaurant einzuschläfern, experimentiere ich – auf eigene Gefahr – in der Küche lieber selber.

Bei Musik & Entertainment ist es dasselbe. Ehrlich, bevor ich mir ein Konzert von Helene Fischer anschaue (wozu ich schon mal eingeladen wurde), und ihr zuhören muss, wie „Atemlos durch die Nacht“ kräht, renne ich lieber brennend durch eine Dynamitfabrik.

Ja, du ahnst es. Es ist konform, also angepasst, keine Extrawurst zu verlangen. Weil es alle so machen. Und es ist armselig. Denn die meisten Leute haben keinen Geschmack. Den bekommen sie vorgesetzt von Leuten, die ebenfalls keinen Geschmack haben. (Zum Beispiel von diesen Strategen aus den Marketingabteilungen.)

Wenn du nun aber auf eine andere Mahlzeit, einen anderen Kleidungsstil, einen anderen Song, einen eigenen Auftritt oder eine andere Reiseroute Lust hast, dann könnte es passieren, dass du dadurch plötzlich alleine da stehst. Wirklich?

Nein, nicht wirklich.

Zuerst steht du allein da. Ja, vielleicht. Aber bist du konsequent bei deinem Verlangen, dann machst du „Schule“. Das heißt, wenn du es richtig anstellst, hebst du mit deiner Extrawurst das Niveau. Zumindest schaffst du eine sichtbare Veränderung. Und das ist nicht schlecht für alle anderen, sondern gut. Warum?

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Sie wollen im simpelsten Fall dann auch das haben, was du hast. Vielleicht in einer etwas anderen Form oder anders im Detail.

Aber wenn du es richtig anstellst, mit Stil, Humor und deiner ganz eigenen Art, dann wollen andere es dir gleich tun. Nicht alle, aber einige. So machst du anderen Mut, über ihren eigenen Schatten zu springen. Du inspirierst, indem du so bist, wie du eben bist. Du erhebst, das, was du tust, zum Kunstwerk. Du bist das Kunstwerk.

Also, wieso solltest du dich mit etwas zufrieden geben, was dir nicht behagt, obwohl du weißt (oder siehst), dass es auch anders gehen könnte? Gestehe du dir deine Extrawurst zu und lass sie groß genug sein, dass auch andere daran abbeißen können.