Wie du eine Party gibst, über die man noch in 30 Jahren redet

Es ist ein Sommer-Thema. Aber bei der Hitze, wie wir sie jetzt gerade hatten, da feiert es sich nicht so gut. Trotzdem feiert jetzt scheinbar jeder irgendwas. Weil es halt so geplant war. Aber muss man jede Party planen oder so durch organisieren, dass einem Lust und Laune vergehen? Nicht ganz. Denn das wichtigste sind immer noch die Gäste.
Zu den besten Parties gehören jene, die nie geplant waren. Und um zu so einer Party auch die passende Stimmung zu bekommen, darum geht es doch. Genau, weil ich so einige (wilde) Parties auch schon vor der Facebook-Zeit ziemlich gut hinbekommen habe, weiß ich, worauf es wirklich ankommt:
Es kommt nicht nur auf die Menge an Leuten, sondern auch auf die passenden an. Es kommt auch nicht auf reine Spektakel an, sondern um das gelungene miteinander klarkommen. Wieso sollte man sich als Fremder unter Fremden (oder Deutschen) immer zwangsläufig fremd fühlen? Eben.
Damit man keine organisierte, künstliche Stimmung erzeugen muss, wie in Deutschland sonst üblich. Das macht nämlich einen gewaltigen Unterschied. Einen Unterschied, an den sich dann jeder ewig erinnert, wie an gute alte Zeiten oder an etwas, dass zum Kult wurde.
Mir ist schon klar, dass es Parties gibt, über die man nur deshalb redet, weil vielleicht einer der Gäste die Kontrolle verlor, eine Schlägerei statt fand, irgendein Missgeschick passierte oder eine technische Panne statt eines Künstlers auftrat.
Und überhaupt, graut es dich auch manchmal, wenn dich jemand zur Party eingeladen hat und du auf keinen Fall hin willst? Falls du aber der Gastgeber bist, und dich über rechtzeitige Absagen mit den üblichen Begründungen wunderst, dann sind die eigentlichen Gründe entweder, dass der, den du eingeladen hast, die anderen Gäste nicht sehen will oder noch schlimmer: Er befürchtet Langeweile. Aber meist ist es eine unangenehme Mischung aus beidem.
Ich meine mit Parties, über die man redet aber jene, die so gut waren, weil sie für alle Gäste so in Erinnerung bleiben, dass sie dieses Erlebnis wieder haben wollen. Und andere, nachfolgende Parties daran gemessen werden.
Lass den Punk in die Bude und kriege sie voll.
Ich gebe dir hier bewusst keine Anleitung, welche Dinge oder welchen Schnickschnack a-la Feuerwerk du besorgen musst. Dafür gibt es Party-Services und andere Anbieter. Denn das sind nicht die wichtigen Dinge, sondern nur Beiwerk. Es spielt auch keine Mandoline, welche Getränkesorten du in welcher Form (Fass, Pulle, Eimer) anbietest oder ob die Trinkbecher weiß, blau oder aus Plexiglas sein sollten.
Ich sage dir lieber aus meiner Erfahrung heraus, wie du erstens die richtigen Leute dazu bewegst, auf deiner Party zu erscheinen. Und zweitens, erkläre ich, wie die Party gelingt und nicht zum Rohrkrepierer wird. Ich sage dir, wie du die Bude zuerst voll und dann zum Einsturz bringst.
Damit das auch wirklich passiert und die Kuh fliegt, gibt es einige Tricks (das mit dem „Einsturz“ ist nicht wörtlich gemeint):
Nichts ist vorhersagbar oder in Stein gehauen.
Parties sind soziales Leben in konzentrierter Form. Daher musst du mehr lassen als machen. Gebe dir Raum für den Moment der Party. Eine Party ist immer „jetzt“. Eigentlich ist es immer jetzt. Aber du weißt, was ich meine.
Mache dich auf keinen Fall schon vorher verrückt, wie es Spießer tun. Plane daher nicht zu viel im voraus. Lass es kommen, sei leger.
Nicht alles, was ich hier schreibe, muss auch für dich richtig sein. Es könnte auch falsch oder riskant sein. Daher gibt es keine Regel, wie man die perfekte Party ausrichtet. Es gibt nur eine Regel: Perfekte Parties sind scheiße.
Was es sonst zu machen gäbe, steht hier:
Erwähne deine Party im Vorfeld nur beiläufig.
Am besten schiebst du für den beabsichtigten Party-Abend nur einen Grund zum Feiern vor. Irgend einen. Geburtstage sind klar. Aber wenn es nur eine Party der Party wegen ist, dann erfinde einen Grund. Einen der lustig klingt und im Gespräch bleibt.
Falls du Facebook-affin bist (ich bin es nicht, ich bin old school), dann brauche ich dir an dieser Stelle nichts weiter zu erklären.
Besorge dir einen Party-Hai.

Der Party-Hai ist derjenige, der mit hilft, die richtigen, wunschgemäßen und zum „Thema“ passenden Gäste zu bekommen und die falschen abzuschrecken.
Lade die eine Person aus deinem Bekanntenkreis ein, an welche die Leute, die du bei dir sehen willst, als erstes denken, wenn das Wort „Party“ oder der Begriff „beste Gesellschaft“ fällt.
Gib dieser Person persönlich einen Grund zu kommen. Mache dieser einen Person ein Angebot, dass sie nicht ablehnen kann.
Das folgende klingt jetzt offensichtlich, wird aber oft genauso gedankenlos angegangen, wie ein unpassendes Geschenk:
Du kennst sicher jemand ganz bestimmten, der entweder von Natur aus einen großen Unterhaltungswert hat oder sein Geld damit verdient oder es als Hobby ausübt. Das können DJs, Musiker oder Menschen sein, die beispielsweise mit bestimmten Musikern oder spezieller Musik zu tun haben und die ihrerseits ihre Fans und Freunde zu deiner Party locken. Eigentlich kennt jeder jemanden, der so jemanden kennt. Zumindest kennt man so jemanden gut genug, um ihm einen Grund zu Kommen zu geben.
Deren ‚Anhang‘ wirkt oft wie Pattex und kommt schnell mit anderen in Kontakt. Außerdem bringen sie zusätzliche Würze in den Abend. Das heißt, es sitzt keiner allein in der Ecke und alle lernen unvoreingenommen interessante, neue Leute kennen, …was auf einer Party Wunder wirken kann.
Mache es ruhig eine Nummer ‚zu groß‘, aber verzichte auf A-Prominenz, zu teure Bands oder auf ‚angesagte Leute‘ ähnlichen Kalibers, die dich nicht persönlich kennen (sei denn, du hast Kohle satt). Die lenken entweder die Aufmerksamkeit deiner Gäste (unbeabsichtigt) nur auf sich oder wirken wie ein fremdartiges Alien, dass niemals gut für die Party ist. Ist eine Berühmtheit sowieso mit dir befreundet oder ist er/sie dein Nachbar, dann kommen sie vielleicht freiwillig. Dann lass sie kommen.
Ansonsten lass die Finger weg von teuren oder extrem bekannten Leuten, wenn sie dich nicht schon von vornherein gut kennen. Oder sie extrem gut zu dir und allen Gästen passen. (Z.B. sehr spezielle Live Bands.) Sonst läufst du Gefahr, auf deiner eigenen Party unterzugehen.
Bringe deinen Charme hinein.

Und zwar deutlich. Damit sorgst du dafür, dass die Person, die du als Party-Magnet eingeladen hast, nicht das einzige Highlight ist. Aber tue dies mit Spaß, Humor und Leichtigkeit, denn der letzte, der gestresst sein sollte, ist der Veranstalter selber, also du.
Du musst nichts spezielles machen. Sag irgendwas persönliches, und tue es so, als ob du ein privates Geheimnis verrätst, dass sonst keiner wissen soll.
Nimm deinen Gast zur Seite und flüstere ihm etwas (lustiges) ins Ohr. Rede aber mal mit jedem, den du kennst. Zumindest begrüße die Leute persönlich, die dir sowieso wichtig sind. (Bei kleineren Parties ist das selbstverständlich.)
Mache Komplimente, bei Frauen und Männern. Aber Vorsicht: Speziell bei deutschen Frauen gilt es als anstößig, wenn du denen sagst, dass sie gut aussehen. – Selbst dann, wenn es tatsächlich stimmt. Spreche sie lieber als Pärchen an oder gebe ihnen das Gefühl, besonders beliebt zu sein. Wie:
„Eure mitgebrachten Blumen passen zum Ambiente.“ Oder: „Ihr seht heute unschlagbar aus.“ Oder: „Ah, meine ersehnten Lieblingsgäste….“ Oder: „Ihr steht doch auf… dann seht euch/probiert doch das mal an/aus.“ Oder schön einfach: „Ich freue mich ganz besonders, dass gerade ihr gekommen seid!“
Und nochmal Vorsicht: Du musst es auch ehrlich so meinen.
Halte die Verwandtschaft heraus.

Verzichte am besten generell auf schriftliche Einladungen. Egal, an wem. Mit förmlichen Einladungen zwingst du nur die Leute zum kommen, die höchstwahrscheinlich nicht kommen wollen. Womit denen schon die Lust am Feiern vergangen ist, bevor es los geht. Das heißt, kommen sie doch, fühlen sie sich fremd — was letztendlich wie Sand im Party-Getriebe wirkt und zur reinen Zeitverschwendung für beide Seiten wird.
Die besten privaten Parties sind oft jene, die -wie oben schon gesagt – nie (exakt so) geplant wurden. Oder zumindest den Anschein erweckten. Insider-Tips machen neugierig und sorgen auf der Party selbst für mehr (Aus-)Gelassenheit statt gezwungener Steifheit und Langeweile.
Lass die „Botschaft“ über deine geplante Party nur in die Richtung, also bei den Leuten los, die du sehen willst und die von der Mentalität her zusammen passen. Spreche die an, die gern (mit dir) feiern. Die sorgen dann schon automatisch dafür, dass die Zusammensetzung deiner Gäste stimmig sein wird. Es ist kontraproduktiv, wenn Oma Erna und Tante Liesbeth alle zweieinhalb Minuten traumatisiert zusammen zucken, wenn am Nebentisch beinharte Rocker über dreckige Witze brüllen und dabei auf den Tisch hauen, dass die Tassen fliegen.
Für die Verwandtschaft kannst du – falls nötig – eine extra Feier machen. Am besten ein paar Tage vor der eigentlichen Sause. Anders herum könnte es passieren, dass sich selbst die Verwandtschaft nicht mehr zu dir hin traut.
Sei tolerant und erlaube gewisse Nebenwirkungen.

Bei gelungenen Parties kommt es oft vor, dass plötzlich auch solche Leute (wie selbstverständlich) erscheinen, die du nicht – also ausgerechnet bei dir – erwartet hast. Vielleicht kennst du jene nur sporadisch und vielleicht kannst du sie auch nicht so richtig einschätzen was sie wiederum von dir halten. Hier gilt: Lass sie rein! Und ob du sie leiden kannst oder nicht, sie sind der beste Beweis für eine Top-Party.
Es kommt extrem selten vor, dass es bei guten Parties Stunk gibt. Dafür sorgt allein schon deine sichtbare Anwesenheit und dein Hoheitsgebiet (Haus, Grundstück, Clubhaus, befreundeter Gastwirt) samt der Präsenz deiner Gäste. Wenn das Gravitationszentrum der Party, also du, deine Lieblingsgäste und dein Grund zu feiern, stimmig sind, dann stimmt auch die Stimmung. Und nicht nur das.
Gerade die Gäste, die du weder eingeladen, noch erwartet hast, die reden dann besonders positiv über dich und deine Party. Deine nächste Party wird dann schon erwartet. Aus gutem Grund. Denn du weißt nicht nur, wie der Partylöwe läuft. Sondern auch wohin und warum er brüllt.
Rock’n Roll!
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