„Wir haben weit dringendere Probleme zu lösen“

Diese Überschrift ergibt für mich keinen Sinn. Probleme sind nie dringend, höchstens akut. Also unmittelbar, wenn Gefahr in Verzug besteht. Überhaupt ist mir alles, was als „dringend“ bezeichnet wird, suspekt. Denn jede Dringlichkeit hält von wichtigem ab. Und wichtig ist wichtiger als dringlich.

Wer kurzsichtig denkt und handelt, entdeckt mehr Dringendes, als jemand, der weise voraus denkt und mit seinem inneren Auge einfach weiter sehen kann. Oder wie jemand, der inspiriert ist.

Menschen werden von Inspiration getrieben, besser gesagt gedrängt, etwas bestimmtes zu entscheiden und dann mit vollem Einsatz zu tun. Es wird wichtig. Wenn du aber jemanden drängst, etwas zu tun, dass ihn kaum inspiriert, dann kannst du dir das Ergebnis schon vorher ausmalen. Und er wird eine Sache nur solange machen, wie du ihn drängst.

Nur ein Beispiel:

Jemand, der sich für Science-Fiction, den Weltraum oder – nennen wir es beim Namen – Star Trek* interessiert, der würde jede Steuererhöhung für Milliardenausgaben der Regierung begrüßen, sofern sie eine bemannte Marsmission nur irgendwie wahrscheinlicher werden lässt. Erzähl dem was von Gesundheitssystem, Bildung, Armut, unheilbare Krankheiten oder Elend in der Welt, und es juckt ihm nicht. Warum? Weil diese durchaus offensichtlichen und daher „drängenden“ Probleme ihn nicht inspirieren.

Inspiriere lieber

In der Zeit, ab dem Star Trek im amerikanischen Fernsehen lief, später Filme mit der alten Besetzung in die Kinos kamen, da gab es einen Boom an jungen Leuten, die Medizin studieren wollten. Diese jungen Leute hatten nicht die Absicht ein wohlhabender Herr Doktor zu werden, der von jedem gern gegrüßt wird, so wie es hierzulande üblich ist.

Nein. Diese jungen Leute wollten der beste Arzt werden, ein Arzt, auf dem man zählen kann, dem man in brenzligen Situationen vertrauen kann, dem die Gesundheit der Patienten das wichtigste sind. Ein Humanist, der das Leben wertschätzt.

Sie wollten ein Arzt sein, der gegenwärtig unheilbare Krankheiten aus der Welt schaffen kann, also jemand, der den Menschen begründete Hoffnung gibt. Sie wollten sein wie Dr. McCoy, sie wollten der echte „Bones“ sein. Der wiederum gespielt wurde, von DeForest Kelley, der sich im Grunde selbst spielte, aber in der Realität nie Medizin studieren konnte, obwohl der Arztberuf dessen lang gehegter Kindheitstraum war.

Einerseits ist es eine Tatsache, dass es heutzutage die weltweit besten und am meisten ehrenamtlich arbeitenden Ärzte in den USA gibt. Andererseits zeigt es, dass man nicht unbedingt Medizin studieren und selber Arzt werden muss, um was für die Gesundheit der Menschen zu tun.

Ist dir irgendwas wichtig? Bist du inspiriert? Inspirierst du andere? Oder weist du andere lieber darauf hin, dass es weit dringendere Probleme gibt?

* ich bin kein Treckie, interessiere mich aber für Schauspieler und Method Acting