Was kommt nach Merkel?
Vielleicht hätte ich fragen sollen, wer nach Merkel kommt. Aber dann wäre dieser Beitrag viel zu kurz ausgefallen. Denn meine Antwort darauf lautet: Niemand. Oder irgendwas in der Art.
Heute geht es um die liebe Zukunft. Und das heißt für Deutschland, dass sie besser nicht statt finden sollte. Denn keiner will die Zukunft, jedenfalls nicht in diesem deutschen Leben.
In kaum einem anderen Land der Welt macht man sich mehr Sorgen wegen der Zukunft als bei uns hier in Deutschland. Und wie wir wissen, führen Sorgen zu noch mehr Sorgen. Es ist die realistische Sorge, dass wir unsere Vergangenheit bald nicht mehr als Gegenwart bezeichnen können.
Wir Deutschen hängen am erreichten und damit wir lieben das, was eigentlich schon vergangen ist. Wir lieben die Vergangenheit so sehr, dass wir immer noch darin leben.
Also warum sorgen wir nicht dafür, dass zumindest die Gegenwart, die ja eigentlich die Vergangenheit ist, nicht vergeht?
Es gibt einen Lichtblick, im hier und gestern. Das heißt erst einmal, solange Angela Merkel regiert, ist alles in Ordnung.
Die Wirtschaft brummt. Nicht einmal Spähaffären, die drohende Tollwut Griechenlands oder im Hinterzimmer des Oval Office ausgekungelte Freihandelsabkommen können mit ihr als Kanzlerin gefährlich werden. Selbst der böse Seehofer frisst ihr schon lange aus der Hand, ohne in Muttis Finger zu beißen. — Wer will, dass das so bleibt, der braucht Merkel.
Die Frage ist, was kommt nach Merkel? Höchstwahrscheinlich die Wiederwahl Merkels. Denn alle wollen Merkel. Deshalb wählen sie sie. Aber kein Mensch lebt ewig, auch nicht Mutti. Und dass das Undenkbare passiert und Mutti sang und klanglos verpufft, das jagt jeden anständigen Deutschen einen gehörigen Angstschauer über die bierverwöhnte Plautze.
Jeder deutsche Wähler weiß ganz tief im Innern, dass es keinen adäquaten Ersatz für Mutti gibt. Nicht einmal ansatzweise. Woher auch? Die beste Bundeskanzlerin aller Zeiten hat ja alle Rivalen weggebissen. Nun ist keiner mehr da, der ihr das alkoholfreie Bier reichen kann. Und diejenigen, die doch noch da sind, haben Angst vor Mutti. Selbst dann noch, wenn sie irgendwann nicht mehr da ist. Denn der Muttikomplex ist nun mal eine Langzeitfolge.
Weil ich mir darüber Gedanken gemacht habe, bin ich auf eine grandiose Idee gekommen:
Wir müssen allen Mut zusammenfassen und Angela Merkel klonen.
Und wir sollten am besten gleich damit anfangen. Noch ist es nicht zu spät, um das fürs Klonen notwendige Ausgangsmaterial in brauchbarer Menge von der Original-Spenderin zu beschaffen, denn die lebt ja noch.
Auch ich weiß, dass wir in Deutschland mit Gentechnik hadern. Aber in der Not frisst der Teufel Fliegen. Und in unserer Lage brauchen wir mehr als eine Fliege. Die Lösung liegt schon in den Labors von unseren besten Freunden. Das heißt, wir beziehen die Technologie zum Klonen einfach von den Amerikanern. Denn dort kaufen wir sowieso schon alles sicherheitsrelevante ein.
Oder wir lagern es als Dienstleistung bequem aus und lassen es gleich von den experimentiergeilen Yankees als Service ausführen. In dem Punkt habe ich vollstes Vertrauen. Denn im Gegensatz zu den deutschen Wählern wissen die Amerikaner genau, wie die Teutonen-Tante tickt. Ich denke, die sind da gern behilflich. Und wenn wir den Amis genug künstlerische Freiheit lassen, dann bekommen wir im Gegenzug unsere neuen Merkels für lau. Ich sehe da eine Win-Win-Situation.
Wie ich die Sache einschätze, werden die Amerikaner schon dafür sorge tragen, dass da, wo Merkel drauf steht, auch Merkel drin ist. Der Klonvorgang geht 1:1, komplett mit Raute. Die bunten Anzüge kann die nächste Merkel dann weiter tragen. Alles wie gewohnt.
Langfristig kann so unsere Zukunft und der darin leise hin bröckelnde Wohlstand gesichert werden. Stirb die eine Merkel, kommt die Nächste. Gibt es ein Attentat oder einen Unfall, schwupps, wieder die nächste. Immer jung und frisch aus dem Klonlabor. Das Wissen, die Erfahrungen und die aktuellen Befehle kann man per Neuroschnittstelle im Gehirn mit Bluetooth in Sekundenschnelle uploaden.
Und wenn ich schon mal dabei bin, würde ich noch einen Schritt weiter gehen. Da Frau Merkel gern alles alternativlos hat und der Deutsche es genauso gern einheitlich mag, kann man die Klon-Merkels doch gleich in tausender Stückzahl produzieren. In jedem Amt, in jeder politischen Funktion kommt eine Merkel. Das kommt eh billiger und ist praktisch. Es gibt keinen Widerspruch und alle sind sich einig. Dann wird sich die Frage über die Nachfolge Merkels völlig erübrigen. — Das wollen doch die Bürger. Und noch viel besser: So will Mutti das haben.
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