Gibt es in Deutschland zu wenig Verrückte?
Nein, gibt es nicht. Es gibt nur zu viele hier, die um jeden Preis normal sein wollen. Dieser Preis ist hoch und endet in Unzufriedenheit.
Dort, wo zum Beispiel das Unnormale normal ist, also in Amerika, da kommt das her, was man hier gern bewundert kopiert, abkupfert und mehr schlecht als recht wiederholt.
Es ist nichts falsch daran, bewährtes oder erprobtes zu übernehmen. Aber wenn man kein Gefühl für die Sache hat, den Witz des Originals, also die Idee dahinter nicht versteht oder es nur als reine Handelsware sieht, dann kann man rein gar nichts umsetzen, was von Dauer ist. Kurz: Es fehlt dann entweder richtig viel Geld oder eben das gewisse Etwas.
Und das gewisse Etwas ist immer das Original, der Ursprung oder die Absicht desjenigen, der eine Sache kreiert. Und es ist im wesentlichen, was jeden Erfolg ausmacht. Oder besser gesagt, ihn erzwingt.
Man kann einem Trend hinterher hecheln und immer noch einen drauf setzen.
Beipiel Autos. Die bestehen heutzutage fast alle zu einem Drittel aus Grill. Mehr Premium, mehr Grill. Ganz einfaches Rezept. Die werden von Konzernen gemacht und setzen höchstens noch einen an Geschmackslosigkeit drauf.
Im Fernsehen und Kino dasselbe. Auch da gibt es nur aufgebauschte Handelsware. Also noch mehr Action, Explosionen, Leichen, Blitze, Animationen — ohne Handlungen, Geschichten oder Botschaften. Hauptsache man liefert den dicksten Flash ab, unzwar in einer Art, so dass man die Produktion nicht noch einmal sehen will, muss oder vielleicht sogar soll. Denn der nächste Dampfhammer wartet schon in der Pipeline. Nur noch lauter, noch schriller und noch nervtötender.
Konzerne können sich eine gewisse Distanz zum Kunden erlauben. Denn die gehen davon aus, dass sowieso jeder bei denen kauft.
Jemand, der hingegen etwas neues auf die Beine stellen will, kann und sollte da nicht auch noch mitmachen. Einerseits gibt schon genug Müll. Und andererseits hat er damit keine wirkliche Besonderheit anzubieten, weshalb man gerade bei ihm kaufen soll. Wenn so jemand daran scheitert oder pleite geht, erklärt sich die Sache von selbst.
Am Anfang sollte immer eine eigene Absicht stehen. Inspiriert darf sie sein. Aber bitte keine schlechte Kopie von etwas, dass bereits im selben Markt schon vorhanden und bekannt ist.
Und die eigene Absicht kommt aus der eigenen Spinnerei, ureigenen Fantasien und Interessen desjenigen, der verrückt genug ist und das auch weiß. Der mus nur noch Gleichgesinnte suchen (der schwierige Teil), um mit denen dann schließlich seine Verrücktheiten wahr werden zu lassen. So sind seine Verrücktheiten bereits die Verrücktheiten anderer. Und nur mit anderen kann man sie ausleben. Deshalb sieht Erfolg manchmal verrückt aus.