Wenn wir was erleben oder Teil von etwas werden wollen, dass uns mitreißt, dann wollen wir keinen Trupp von fleißigen Malochern sehen, sondern verrückte, schillernde Typen, die lustvoll Regeln brechen und das ganze mit Leichtigkeit offen zur Schau tragen. Und genau die leben gut davon.
Triste Ergebnisse aus Fleiß und Arbeit haben keinen Zauber, keine Magie und erst recht keinen Mythos. Sie helfen uns nicht, aus dem Alltag zu entfliehen und Grenzen zu durchbrechen. Eher bewirken sie das Gegenteil und erinnern uns an die Schwere des eigenen Lebens mit seinen Nöten und Zwängen. Viel interessanter ist da der Stellvertreter in Form eines unangepassten Künstlers, fantasievollen Schriftstellers, rebellischen Revolutionärs oder schrägen Vogels.
Wen würdest du lieber bei der Arbeit zusehen? Einen Rockstar oder einen Fabrikarbeiter? Einen Abenteurer oder einen Buchhalter? Einen Selfmade-Milliardär oder einen Briefträger? Einen Drogenboss oder einen Sozialarbeiter? Ein illegales Autorennen nachts oder Passat-fahrende Außendienstler tagsüber an der A20 bei Langsdorf? Eben.
Tatsache ist, jeder muss etwas tun, etwas verkaufen (und sei es zur Not die eigene Zeit und Arbeitskraft), um die Biere zu verdienen. Genauer gesagt, das was man tut, das muss verkauft werden. Und da scheiden sich die Geister.
Nehmen wir mal den altertümlichen „Rockstar“. Der ist (oder war) ja nicht untätig. Er kanalisiert seine Arbeitsleistung nur anders. Deshalb kommt sie auch anders rüber. Das macht er, indem er eine Resonanz zu einem Teil der Öffentlichkeit herstellt. Das sind Fans mit entsprechenden Musikgeschmack und all jene, die sich mit seinem „Image“, besser seiner Story, identifizieren.
Diese Story, diese personifizierte Variante des Sex, Drugs and Rock’n Roll ist der Lust-Katalysator und Verkaufsverstärker solcher Rock-Ikonen. Ab diesem Punkt sieht es nicht mehr nach Arbeit, sondern nach Jetset, High Life und endloser Party aus. So jemanden, der genau das verkörpert, den wollen wir auf der Bühne sehen. Keinen Fleischergesellen, Fernsehverkäufer oder Softwareberater. Und die Krankenschwester auch nur dann, wenn sie nett und sexy ist.
Dieser Effekt, diese Story des grenzüberschreitenden und gefeierten Genies kann viele Formen annehmen. Bei Produktherstellern (Apple, Ferrari, Harley Davidson, Zippo, Rolex) heißt die Geschichte beispielsweise „Mythos“ oder „Design“, schön garniert mit Identifikation und Zugehörigkeit. Denn diese Produkte sind Erkennungsmerkmale, sind leistungsbezogen teurer als die Konkurrenz und garantieren ein deutliches markentypisches Erlebnis (Bedienung, Klang, von weitem erkennbar). Sie sind Ikonen wie Rockstars.
Das Problem für normale Leute: Rockstar zu werden oder Ferrari Konkurrenz zu machen ist heutzutage so realisierbar wie ein Überfall auf Russland mitten im Winter.
Die Lösung: Das Prinzip bleibt. Denn du musst keine 100 Jahre alte Traditionsfirma besitzen, einflussreiche Freunde in der Musikindustrie haben oder aussehen wie Mick Jagger, um erfolgreich zu sein. Im wesentlichen sind es zwei Dinge, die kombiniert angewendet, sinnlos harte Arbeit vermeiden und dafür deinen Erfolg wahrscheinlicher machen.
Das eine ist deine persönliche Investition (Zeit, Geld, Talent, Ansehen — je nach dem, was du hast oder nutzbringend einsetzen kannst). Das andere ist deine eigene Version eines Rockstars oder eines Kult-Produktes zu entwerfen. Wie? Indem du – ungeachtet aller herkömmlicher Macharten – in Gedanken Querverbindungen (wie Luftlinien) zu denen legst, die du mit deinen Werk ansprechen, verführen oder bereichern willst.
Sorge für die Querverbindungen und alles andere entsteht dann in der Praxis wie von selbst, ohne großes Zutun. Das wird seine Zeit dauern, sofern du nicht Unsummen von Geld investierst.
Aber hast du einmal potentielle Kunden, bekommst du leicht an willige Lieferanten, Zulieferer und Dienstleister, die gerne dein Partner wären. (Ähnlich wie bei einem populären Rockstar, der kein Problem damit haben dürfte, irgend jemanden für irgendwas zu bekommen, weil jeder gut an ihm verdient oder mit ihm da steht.)
Es ist die Resonanz der Story, die im Laufe der Zeit alle Barrieren sprengt.
Und diese Resonanz entsteht nicht auf einen Schlag, sondern langsam, allmählich. Und je schnelllebiger und flüchtiger die Welt um uns wird, desto wichtiger wird eine langfristige und nachhaltige Strategie. Und diese erfordert Ausdauer. Und ohne Lust hast du keine Ausdauer, hältst nicht lange durch. Und noch eines: Fleiß ist erst eine Flucht und danach eine Falle, eine Beschäftigungsfalle. Und Lust schützt dich davor, fleißig sein zu müssen. Also fokussiere dich auf regelmäßige oder kontinuierliche Lust anstatt auf Fleiß.
Aber letztlich muss deine Story (also alles, was du bist, denkst und tust) stimmen, damit sie Resonanz erzeugt. Und damit sie stimmt, sollte der erste, der darauf abfährt und diese glaubt, du selber sein.