Die Gesetze des Internets sind wie ein böses Weib

Das fängt schon bei der Benutzung an. Will ich recherchieren, dann vergesse ich nach 30 Minuten, nach was ich eigentlich recherchiere. Nach einer Stunde intensiver Recherche vergesse ich, dass ich recherchieren wollte.

Weiter geht’s, wenn ich schreiben will. Schreibe ich irgendwo auf Englisch, wird vom Browser alles als „falsch“ markiert. Der versteht zwar mehrere Sprachen, aber keine zwei gleichzeitig. Dann gibt’s Google…. Falls du eine Website mit Wörtern betreibst, kannst du bei denen nie sicher sein, ob du momentan zu den Guten oder zu den Bösen gehörst. Da kann man sich praktischerweise gleich als Bösewicht positionieren.

Das Internet kann auch krank machen. Den einen macht es süchtig, dem anderen infiziert es den Rechner. Oder man sieht Dinge, sie man nicht sehen will (siehe Recherche). Oder es macht paranoid, weil die Datenkraken ihre Tentakeln um jeden gutgläubigen – und vor allem deutschen – Nutzer schlingen.

Oder man kauft zu viel in Onlineshops, weil es so schön verführerisch und einfach ist.

Dreht man den Spieß um und will selber was verkaufen, dann kann das Internet schon mal bockig werden. Man denkt, da wäre ein Markt, bis man feststellt, dass echte Menschen dahinter stecken und man nicht so recht weiß, wem man von denen nun gefallen will, weil man keinen so richtig kennt. Das geht so weit, bis man glaubt, sich selbst nicht mehr zu kennen.

Wenn die Gesetze des Internets wie ein böses Weib sind, dann wäre die einzige Lösung eben jene Gesetze zu brechen.

Eine alte Gangsterweisheit besagt, dass man die Gesetze verstehen sollte, bevor man sie bricht. Denn wie soll man Gesetze einhalten, die aus reiner Bosheit so gemacht sind, dass man sie gar nicht einhalten kann, auch wenn man sich noch so anstrengt?

Internetgesetze sind digitalisierte Naturgesetze.

Wie im „echten“ Leben erntet man was man sät. Nur im Netz sind die Effekte unmittelbarer und verblüffen mit ihrer Direktheit so manch unbedarften User. Kommentiert man beispielsweise irgendwo was hinein, so wird das geschriebene, sofern man nicht geblockt wird, sofort korrigiert. Wegen der Rechtschreibung. Besonders dann, wenn es nichts zu korrigieren gibt.

Für denjenigen, der schnell und bequem im Internet Geld verdienen will sind die Gesetze besonders wirkungsvoll. Weil sie ihm Zeit sparen. — Noch während dieser Nutzer seiner Absicht nachgeht, wird er in Null Komma Nichts von seinem Goldrausch geheilt. Nachhaltig. Das dauerte vor Jahrzehnten noch Jahrzehnte. Eine Rückfallgefahr ist heute so gut wie ausgeschlossen, denn das wäre für ihn, als wenn er ein böses Weib nach der Scheidung zum zweiten Mal heiratet.

Das Lustprinzip oder wie Fleiß Erfolg verhindert

Wenn wir was erleben oder Teil von etwas werden wollen, dass uns mitreißt, dann wollen wir keinen Trupp von fleißigen Malochern sehen, sondern verrückte, schillernde Typen, die lustvoll Regeln brechen und das ganze mit Leichtigkeit offen zur Schau tragen. Und genau die leben gut davon.

Triste Ergebnisse aus Fleiß und Arbeit haben keinen Zauber, keine Magie und erst recht keinen Mythos. Sie helfen uns nicht, aus dem Alltag zu entfliehen und Grenzen zu durchbrechen. Eher bewirken sie das Gegenteil und erinnern uns an die Schwere des eigenen Lebens mit seinen Nöten und Zwängen. Viel interessanter ist da der Stellvertreter in Form eines unangepassten Künstlers, fantasievollen Schriftstellers, rebellischen Revolutionärs oder schrägen Vogels.

Wen würdest du lieber bei der Arbeit zusehen? Einen Rockstar oder einen Fabrikarbeiter? Einen Abenteurer oder einen Buchhalter? Einen Selfmade-Milliardär oder einen Briefträger? Einen Drogenboss oder einen Sozialarbeiter? Ein illegales Autorennen nachts oder Passat-fahrende Außendienstler tagsüber an der A20 bei Langsdorf? Eben.

Tatsache ist, jeder muss etwas tun, etwas verkaufen (und sei es zur Not die eigene Zeit und Arbeitskraft), um die Biere zu verdienen. Genauer gesagt, das was man tut, das muss verkauft werden. Und da scheiden sich die Geister.

Nehmen wir mal den altertümlichen „Rockstar“. Der ist (oder war) ja nicht untätig. Er kanalisiert seine Arbeitsleistung nur anders. Deshalb kommt sie auch anders rüber. Das macht er, indem er eine Resonanz zu einem Teil der Öffentlichkeit herstellt. Das sind Fans mit entsprechenden Musikgeschmack und all jene, die sich mit seinem „Image“, besser seiner Story, identifizieren.

Diese Story, diese personifizierte Variante des Sex, Drugs and Rock’n Roll ist der Lust-Katalysator und Verkaufsverstärker solcher Rock-Ikonen. Ab diesem Punkt sieht es nicht mehr nach Arbeit, sondern nach Jetset, High Life und endloser Party aus. So jemanden, der genau das verkörpert, den wollen wir auf der Bühne sehen. Keinen Fleischergesellen, Fernsehverkäufer oder Softwareberater. Und die Krankenschwester auch nur dann, wenn sie nett und sexy ist.

Dieser Effekt, diese Story des grenzüberschreitenden und gefeierten Genies kann viele Formen annehmen. Bei Produktherstellern (Apple, Ferrari, Harley Davidson, Zippo, Rolex) heißt die Geschichte beispielsweise „Mythos“ oder „Design“, schön garniert mit Identifikation und Zugehörigkeit. Denn diese Produkte sind Erkennungsmerkmale, sind leistungsbezogen teurer als die Konkurrenz und garantieren ein deutliches markentypisches Erlebnis (Bedienung, Klang, von weitem erkennbar). Sie sind Ikonen wie Rockstars.

Das Problem für normale Leute: Rockstar zu werden oder Ferrari Konkurrenz zu machen ist heutzutage so realisierbar wie ein Überfall auf Russland mitten im Winter.

Die Lösung: Das Prinzip bleibt. Denn du musst keine 100 Jahre alte Traditionsfirma besitzen, einflussreiche Freunde in der Musikindustrie haben oder aussehen wie Mick Jagger, um erfolgreich zu sein. Im wesentlichen sind es zwei Dinge, die kombiniert angewendet, sinnlos harte Arbeit vermeiden und dafür deinen Erfolg wahrscheinlicher machen.

Das eine ist deine persönliche Investition (Zeit, Geld, Talent, Ansehen — je nach dem, was du hast oder nutzbringend einsetzen kannst). Das andere ist deine eigene Version eines Rockstars oder eines Kult-Produktes zu entwerfen. Wie? Indem du – ungeachtet aller herkömmlicher Macharten – in Gedanken Querverbindungen (wie Luftlinien) zu denen legst, die du mit deinen Werk ansprechen, verführen oder bereichern willst.

Sorge für die Querverbindungen und alles andere entsteht dann in der Praxis wie von selbst, ohne großes Zutun. Das wird seine Zeit dauern, sofern du nicht Unsummen von Geld investierst.

Aber hast du einmal potentielle Kunden, bekommst du leicht an willige Lieferanten, Zulieferer und Dienstleister, die gerne dein Partner wären. (Ähnlich wie bei einem populären Rockstar, der kein Problem damit haben dürfte, irgend jemanden für irgendwas zu bekommen, weil jeder gut an ihm verdient oder mit ihm da steht.)

Es ist die Resonanz der Story, die im Laufe der Zeit alle Barrieren sprengt.

Und diese Resonanz entsteht nicht auf einen Schlag, sondern langsam, allmählich. Und je schnelllebiger und flüchtiger die Welt um uns wird, desto wichtiger wird eine langfristige und nachhaltige Strategie. Und diese erfordert Ausdauer. Und ohne Lust hast du keine Ausdauer, hältst nicht lange durch. Und noch eines: Fleiß ist erst eine Flucht und danach eine Falle, eine Beschäftigungsfalle. Und Lust schützt dich davor, fleißig sein zu müssen. Also fokussiere dich auf regelmäßige oder kontinuierliche Lust anstatt auf Fleiß.

Aber letztlich muss deine Story (also alles, was du bist, denkst und tust) stimmen, damit sie Resonanz erzeugt. Und damit sie stimmt, sollte der erste, der darauf abfährt und diese glaubt, du selber sein.

Meine Abneigung gegen zu viel Denglisch und andere Unverständlichkeiten

Für mich ist Verständlichkeit in meinen Beiträgen schon wichtig. Im Gegensatz zu angestellten Schreiberlingen in der Mainstreampresse (ein denglisches Wort), die mit Fremdwörtern um sich werfen, die ich nie in Wörterbüchern finden kann. Die wollen sich halt schlau tun. Warum? Wer nur schlau tut, der wird es wohl kaum sein.

Leute, die jahrelang in Marketingagenturen gearbeitet haben (von denen verständlicherweise viele etwas Blogger-artiges geworden sind) erkennt man daran, dass sie sowohl Denglisch sprechen als auch schreiben. Warum? Weil es alle so machen. Oder hast du in den letzten Jahren eine hippe, coole Werbung gesehen, in der kein englischer Begriff vorkommt? Also.

Ich selber betreibe ein bewusstes – aber sparsames – Spiel mit der Sprache, wobei ich versuche, nichts zu übernehmen, was mich zu einer bestimmten Gruppe als zugehörig zeigen könnte. Und wenn es für irgend eine Erklärung ein deutsches Wort gibt, dann werde ich es nicht durch ein englisches ersetzen. Schon allein deshalb, weil ich es dann zwangsläufig falsch, also auf Denglisch, schreiben muss.

Das heißt, man kann – wenn man deutsch schreibt – kein korrektes Englisch schreiben. Substantive werden ja eingedeutscht und daher groß geschrieben. Aus dem Wort player wird dann „Player“. (Ich weiß, deutsche Marketingleute lieben diesen Begriff.)

Noch schlimmer wird es mit gebräuchlicheren Begriffen. Bekanntestes Beispiel ist ein Wort, dass ich im deutschen (und französischen) Sprachgebrauch absolut hasse:

„Handy“ (engl. cell phone, mobile).

Ich vermeide diesen Begriff wie die Pest und sage ganz altmodisch Mobiltelefon oder einfach Telefon. Aber das ist nicht der einzige Denglisch-Klassiker. Da gibt es den oben schon genannten „Player“* (key player) oder die „Mail“* (email) oder „Oldtimer“ (classic car). Wobei der der Begriff Rock’n Roll im englischsprachigen Raum mehr als nur die Musik und das Lebensgefühl der 1950er Jahre meint.

Ich gebe zu, dass ich bei „Rocker“* (outlaw/biker) oder der deutsche „Dealer“* (candyman, drug/narco/trafficker, pusher, pedlar), der im Englischen aber nur „Händler“ bedeutet, selber darauf zurückgreife. Das sind somit deutsche Worte wie „Handy“ und vereinfachen somit die hiesige Verständigung. Das heißt, in der deutschen Sprache gilt: Was falsch ist, klingt richtig und was richtig ist, das klingt falsch.

Apostrophe werden ebenfalls umgekehrt, was mich zugegebenermaßen irritiert. Ein deutliches Beispiel ist der Name Richard. Insbesondere wenn jemand Richard mit Nachnamen heißt, dann schreibt man im deutschen „Richards Werk“ oder „Das Werk Richards“, meint aber Richard. Ich denke dann aber an jemanden, der wirklich Richards heißt. Mit „s“. Das ist einer der Gründe, warum ich wie im englischen statt Muttis (oder Merkels) lieber Mutti’s (oder Merkel’s) schreibe. Bei den deutschen Namen Wessel/Wessels oder Carsten/Carstens ist es wieder irritierender.

Das ist eine verkehrte Welt. Und diese Verkehrung kommt meiner Ansicht nach aus einer versuchten Abgrenzung vom althergebrachten, also traditionellen Sprachgebrauch. Und man will paradoxerweise zeigen, dass man wiederum irgendwo dazu gehört, zum Beispiel zu den ‚Wissenden‘. Das ist ok. (Oder O.K.)

Kompliziert sind russische Namen, sofern diese eingedeutscht werden. Ich selber benutze nur ungern die deutsche Schreibweise und bevorzuge die internationale Version. Aus Churkin (Чуркин) wird in D. „Tschjurkin“ oder aus Shelkovnikov (Шелковников) wird ein zerdeutschtes Ungetüm wie „Stsjelkownjikow“.

Richtig schlimm sind die Medien, was die Aussprache von englischen Wörtern betrifft. Profis, die es eigentlich besser wissen (und können müssten) machen hier einfach alles falsch:

Aus Beth wird „Peys“ (deutsch-phonetisch: Pess).

Aus Nathan wird „Naes’n“ (deutsch-phonetisch: Neessn).

Aus Lohan wird „Loan“ (deutsch-phonetisch: Loon).

Aus Germany wird „T’shur-m’nee“ (deutsch-phonetisch: ‚Tschörminie)

Aus check wird „d’t’sh-sheck“…

Aus dad wird „tet(te)“… oder aus Brad wird „Pkhet(te)“

Ja ja ich lass es…

Der englische Buchstbe V (vee) wird grundsätzlich mit dem W (double-u) vertauscht. Aus Vinnie wird „Winnie“. Und aus Willie wird „Villie“. Oder noch härter: „Feedley“. Zumindest in meinen Ohren wird das deutsche „L“ manchmal so hart, dass es mir ein „D“ klingt. Oder ein „T“ wie ein „K“ (aus Lettland wird Lecklant) , ein „M“ wie ein „B“ oder ein „N“ wie ein „M“. Letzteres wird einigen Gegenden in England (oder „Englands“) ebenso ausgesprochen.

Bei einigen fremden Namen ist es anders, wie z.B beim arabischen Ortsnamen Dubai. So wird hierzulande die erste Silbe, also das „u“ betont. Dabei wird Dubai im Rest der Welt (inklusive der Emirate) auf dem „ai“ (wie in Sauerei) betont.

Ich habe in den USA schon mehrmals deutsche Einwanderer, das heißt, US-Amerikaner deutscher Abstammung (die hier geboren sind) getroffen, die nach über 30 Jahren Deutschland-Abstinenz immer noch eine Art Denglisch sprechen, dazu einen fetten deutschen Akzent haben, der so klingt als wenn sie zum ersten Mal diese Sprache sprechen. In dem Zusammenhang merke ich gerade, dass dieser Beitrag einer der sinnlosesten ist (und wohl einer unbeliebtesten sein wird), die ich je geschrieben habe. Es ist ein sprichwörtlicher Pfingstmontagsbeitrag. Aber ich musste ihn schreiben, es musste raus, ging nicht anders.

Fatal: Kunden und Händler misstrauen einander

Auf der einen Seite gibt es Bars in denen der Whisky verwässert um dann vom Barkeeper mit Messbechern und zittriger Hand auf den Strich genau eingeschenkt wird. In so eine Spelunke gehe ich nie wieder. Oder es gibt Webdesigner, die genaue Kundenvorgaben unvollständig oder völlig anders umsetzen, nur um danach noch einmal Geld für die beim ersten Anlauf nicht verstandenen „Änderungswünsche“ zu verlangen. Um das nicht noch einmal zu erleben, lerne ich eben selbst zu programmieren und falle für jeden anderen – guten – Webdesigner als Kunde weg.

Auf der anderen Seite gibt es Kunden, die ein Schnäppchen um „jeden Preis“ bekommen wollen. Diesen „Preis“ bezahlen sie langfristig, da das gewünschte eben doch seinen Preis hat. Oder es gibt jene, die nach intensivster Beratung schließlich etwas kaufen, nur um es kurze Zeit wieder zu reklamieren, weil sie es woanders vielleicht ein paar Cent günstiger gesehen haben. (Zum Beispiel auf Idealo.)

Solche Kunden bescheißen sowohl den Händler als auch sich selbst (und umgekehrt). Dann entsteht eine Art Bescheißer-Karma oder es tritt der Schnäppchen-Fluch in Kraft. Mit diesem Gehabe und Gelinke kann man sein Leben, also seine wertvolle Zeit verbringen. Und das Leben und die Zeit der anderen.

Sehr viele Händler sind diese Billigheimer und sich beraten lassende Onlinekäufer schon gewohnt und bieten deshalb gar keine richtige Qualität mehr an. Jedenfalls nicht sichtbar. Die Beratung ist dann automatisch genauso mangelhaft wie die damit vertrieben Produkte.

Wenn ich Qualität will, sehe ich mich beispielsweise oft gezwungen, extra 90 oder 100km nach Berlin zu fahren. Also in die Gegenden, wo wohlhabende Leute leben und einkaufen. Eigentlich habe ich keine Lust zu derartigen Einkaufstouren, insbesondere weil es Händler für fast alles auch bei mir hier um die Ecke gibt. Selbst die guten Sachen bekomme ich auch hier in unserem Ort. Hier will ich es aber nicht kaufen.

Das Problem: Aufgrund fehlender Erfahrung oder nicht ausreichender Praxis mit anspruchsvollen Kunden stellen sich die lokalen Händler eben auf das Kaufverhalten der Billigheimer, besser Abgreifer, ein.

Letzteres kann zu Missverständnissen mit genau den Kunden führen, die bereit sind, für Qualität zu zahlen anstatt über die „unverschämten Preise“ zu meckern. Auf die besseren Kunden und deren Sonderwünsche und erwartbaren Extra-Service sind viele stationäre Händler somit gar nicht mehr eingestellt und daher schnell überfordert – obwohl man eigentlich das gewünschte im Programm hat und auch liefern könnte.

Kurz: Man frühstückt den Kunden von vornherein mit etwas billigem ab, anstatt seinen eigentlichen Bedürfnissen gerecht zu werden. In so einer Situation fühlt sich dann der anspruchsvolle Kunde beschissen. Ganz einfach, weil er sich wundert oder enttäuscht ist, dass man ihm nichts besseres hat anbieten können, denn er wäre ja bereit, entsprechend gut zu zahlen. Aber davon geht der Händler in vielen Fällen gar nicht mehr nicht mehr aus.

Als Ergebnis ist der anspruchsvolle (und gut zahlende) Kunde frustriert und der Händler kleinbürgerlich beleidigt, weil eben jener Kunde bei ihm nicht weiter und (billig) kauft. Und mit Sonderangeboten kann man qualitätsorientierte Kunden nicht locken, was viele örtliche Händler wiederum nicht kapieren.

Wer bescheißt, der rechnet automatisch schon damit, dass er selbst beschissen wird. Das heißt, wer bescheißt, der misstraut. Und Misstrauen ist heutzutage Gift für jeden, der langfristig gute Geschäfte machen will. Ehrlich.

Aber kann ich als gut zahlender Kunde nicht gleich online, also im Internet, das bestellen, was ich brauche? Ja, Gott sei Dank. Aber eben doch nicht alles. Denn ich habe noch 2 Beispiele, die schon einige Jahre zurück liegen:

 

Beschädigte Ware

Ein Bekannter von mir aus Berlin hat sich bei einem Mercedes-Händler von außerhalb einen C 63 AMG für ca. €120.000 bestellt. Neu. Obwohl dieser Händler vom Berliner Stadtrand über 160km entfernt war, versprach er, sich um alles zu kümmern. Mein Bekannter bestellte bei diesem Händler, weil er über ein Online-Portal dort etwas mehr Rabatt bekam. Das ist sein gutes Recht. Jeder kann wählen, wo oder bei wem er kauft.

Kurz vor der Lieferung fragte ich ihn, warum er den teuren Wagen nicht selbst im Werk abholt. Er sagte, er habe dazu weder Zeit noch Lust. Der Händler soll sich doch gefälligst darum kümmern und den Karren ranschaffen, er bekommt ja genug Geld dafür. So (hochfahrend) zu denken ist ebenfalls sein gutes Recht, aber nicht wenn sich der Händler in einem Ort mit weniger als 30.000 Einwohnern befindet. Was geschah?

Es ist genau das passiert, wovor ich meinen Bekannten gewarnt hatte. Und das war ein starkes, unbehagliches Misstrauen zwischen ihm und den Händler.

Tatsache ist, dass der dann pünktlich auf einem Anhänger bis vor die Haustüre gelieferte Wagen bereits kleine Gebrauchsspuren an den Bremsen, hinteren Rädern und Radläufen (Steinschlag) aufwies und fast 70km auf dem Tacho hatte. Der Verkäufer meinte, dass dies bei AMG-Modellen „so üblich sei, da diese schon ab Werk eine gewisse Strecke gefahren, also getestet und anschließend für die Auslieferung freigegeben“ würden.

Ich vermute (und das ist nur meine Vermutung und auch die meines Bekannten), dass bei diesem Fachhändler jeder von den an 4-Zylinder-Diesel-gelangweilten Schlosserlehrlingen die seltene Chance ergrifff und eben schnell noch mal ran wollte an die heiße (und sicher noch nicht warm gefahrene) AMG-Nutte….

Mein Eindruck ist nun, dass mit einem Händler in Berlin, Hamburg oder München, der es gewohnt ist, jeden Tag teils noch teurere Autos zu verkaufen, so ein Misstrauen wohl nie aufgekommen wäre.

 

Der Tierfreund

Vor Jahren gab es bei uns im Ort (mit knapp 10.000 Einwohnern) einen alten Tierarzt, der inzwischen verstorben ist, aber immer gerammelt voll und alles andere als billig war. Auf dem Parkplatz sah man an den Kennzeichen der teuren Autos, dass fast alle aus Berlin kamen.

Von insgesamt 3 Veterinären hier im Ort war bei keinem so ein großer Andrang, wie bei dem „alten“ und wenn, dann waren nur Ortsansässige bei den beiden anderen Tierärzten Kunde (oder Tierpatient). Warum? Weil sie billiger waren? Vielleicht.

Eines war klar. Der alte Tierarzt war ein kompromissloser Tierliebhaber und nahm sich sehr viel Zeit für jedes einzelne der Geschöpfe. Darauf legt hier in der Gegend keiner so viel Wert. Üblicherweise. Aber er war da ganz anders als seine üblichen Kollegen.

Da ich seinerzeit gegenüber diesem Tierarzt eine Kneipe betrieb, hatte ich einiges davon mitbekommen, da Kunden, die während einer Operation warten mussten, zu mir herüber kamen und ihn in den höchsten Tönen lobten. Fast so, als wäre er eine Art Magier und Tierflüsterer in in einem.

Der Tierarzt redete viel mit den Tierhaltern (und den Tieren). Und er wurde mit der Zeit bekannt für seine authentische und fast übertriebene Fürsorge den Tieren gegenüber. Diese Besonderheit sprach sich mit der Zeit herum, und zwar so weit, bis Prominente (bekannte Schauspieler, Modemacher etc.) Termine machten und extra so weit fuhren. Einer nach den anderen. Kein Witz, ich habe gesehen, wer da alles immer wieder kam. (Selbst ich habe von seinen illustren Kunden/Patienten profitiert.)

Kurz: Es liegt am Händler, was für Kunden er haben will oder welcher Kunde ihm vertrauen schenkt. In Wahrheit ist es dann egal, in welchem Ort er sich befindet.

 

Wie man das gewisse Etwas kreiert

Das gewisse Etwas ist es, was im wesentlichen jeden Erfolg ausmacht. Oder besser gesagt, ihn erzwingt. Nur wie kriegt man es?

Viele Dinge wirken wie gewollt und nicht gekonnt. Warum? Weil keine Idee dahinter steckt. Und wo keine Idee ist, ist keine Story. Die Sache, was auch immer, ist in irgend einer Art tot. Bestenfalls ist sie beliebig. Und beliebig ist scheiße.

Du kommst nicht daran vorbei, deine eigenen Erfahrungen, Erkenntnisse, Weltsicht, gerne auch Leidenswege und Glücksmomente in dein Vorhaben oder dein künstlerisches Werk einzubauen. Das gewisse Etwas kommt genau aus diesen Zutaten.

Aber nicht nur. Dein Mut zur Fantasie und zum Rauslassen deiner eigenen Schrägheit, besser Schrulligkeit, ist wichtig. Querdenken fällt dir damit leichter und führt dich zu bisher nicht in Betracht gezogenen Lösungen.

Treibst du es mit entsprechender Ausdauer langsam auf die Spitze, dann wird das, was du anzubieten hast, unnachahmlich. Kein anderer hat es und kein anderer wird es so haben. Egal, wie viel Geld dieser ausgibt beziehungsweise investiert.

Das gewisse Etwas ist einmalig. Nur du hast es. Um es zu bekommen, musst du es wecken und aus dir rauslassen. Woanders gibt es dieses Etwas nicht. Jedenfalls nicht für dich, da es nur deines sein kann.

Wenn du es hast, dann baue alles darum herum.

Wie ein Kaff in der Wüste

Man kann sich einen abbrechen, schauen, wie andere scheinbar mühelos etwas funktionierendes aufbauen. Aber nach einiger Zeit merkt man beim eigenen Vorhaben, dass man eine Investitionsruine geschaffen hat. Lebenszeit, Geld, Nerven, der gute Ruf, Beziehungen… alles dahin. Nur wo ist es hin?

Ich selber würde keinen Finger krumm machen für eine Sache, von der ich nicht mehr überzeugt wäre, dass sie sich noch lohnen würde. Du vielleicht?

Also, um Verbitterung und damit langfristig irreparable mentale Schäden zu vermeiden, sollte man an einem gewissen Punkt sagen: Schluß jetzt! Wenn nicht, dann machst du blind weiter, und zwar so lange, bist du alles und jeden laut grunzend mit dem Stock verjagst, dass sich auf 10 Meter deinem Rasen nähert.

Wo liegt der nun Hund begraben?

Wenn eine erwartete Form von Erfolg ausbleibt, dann sollte man genauer hinschauen. Und wenn es geht, mit offenen Augen. Ich zum Beispiel will nicht nur wissen, wo der Hund begraben liegt – wobei ich lange suchen kann, falls es diesen toten Köter überhaupt gibt. Sondern ich will wissen, in welcher Form sich Veränderungen zeigen, die auf einen zukünftigen Erfolg hindeuten.

Fakt ist, die Umsetzung von Plänen braucht viel Zeit und damit extreme Ausdauer. Sofern man kein Vermögen, kein riesen Netzwerk oder andere Ressourcen mitbringt, dauert es halt. So paradox es klingt, Erfolg entwickelt sich in der heutigen schnelllebigen Zeit nur noch schleichend. Aber er entwickelt sich. Das Problem: Man kann selber eine Zeit lang noch nichts sehen davon. Mit anderen Worten, man arbeitet lange und viel, aber der große Paukenschlag bleibt aus.

Aber es gibt die Kehrtwende.

Diejenigen, bei denen man sieht, dass sie jetzt Erfolg haben, die haben lange Vorarbeit geleistet. Manchmal auch in anderer Form als jetzt. Und die war nicht immer sichtbar, zumindest für Außenstehende. Einige stecken Geld rein oder instrumentalisieren ihre Beziehungen. Bei denen geht es halt schneller, das ist alles.

Simples Beispiel: Blogs.

Es gibt Blogs, die wenige Monate alt sind und schon regelrecht überrannt werden von Lesern, Gastautoren, Kommentaren und Medienaufmerksamkeit. Die sind ähnlich wie eine prosperierende Großstadt. Während andere, viel ältere Seiten immer noch wie ein Kaff in der Wüste wirken.

Auch Las Vegas war mal ein Kaff in der Wüste.

Bis Bugsy kam, bis dato ein altgedienter Gangster. Er war keiner der bei Null anfing. Allerdings dort, in Las Vegas aber schon. Und er hatte Verluste damit. Vorerst.

Was ich sagen will, man kann ein Vorhaben vorbereiten und einige Zeit später starten. Oder man startet gleich. Man kann auch beides kombinieren. Bei mir habe ich den Blog sofort gestartet. Das Unternehmen wiederum, das Klokain-Kartell bereite ich immer noch vor. Auch mit diesem Blog natürlich. Denn wer meine Weltsicht teilt, für den ist Klokain wie gemacht.

Wie bekommen wir nun eine Ahnung davon, ob sich dein, mein, unser Vorhaben lohnen wird?

Wie oben bereits geschrieben, gibt es Anzeichen, die man Erkennen kann. Nur darf die Sicht nicht verdeckt sein.

Einen kommenden, also möglichen Erfolg kann man erkennen, wenn die innere Sicht frei ist. Frei von unnötigen Sorgen, Ablenkungen, Nichtigkeiten, die nichts mit dem eigentlichen Vorhaben zu tun haben. Erst dann ist man bereit, Lösungen, Korrekturmöglichkeiten und erste Anzeichen von Erfolg zu erkennen. Kannst du das, dann kannst du dran bleiben anstatt nach einem vermeintlich vergrabenen Hund zu suchen.

 

Wie besoffen im Berufsverkehr

Ich gebe zu, ich werde alt und brauchte daher eine neue Brille. Um Komplikationen zu vermeiden, nahm ich viel Geld in die Hand und ging zum Optiker mit dem besten Ruf hier in der Nähe. Ich wollte den vollen Durchblick um jeden Preis — in der Annahme, dass dann nichts mehr schief gehen kann. Prompt passierte das Gegenteil.

So viel weiß ich jetzt: Ein Besuch beim Augenoptiker ist eher wie eine Fahrt im Suff. Es muss nichts passieren, aber wenn, dann hat es nicht wieder gut zu machende oder langwierige Folgen.

Als ich die neue Brille abgeholt habe, war das Sehgefühl sehr ungewohnt, leicht unscharf, was ich der Optikerin höflich sagte. Sie sagte mit tieferer Stimme, die Brille sei korrekt. Ich dachte: Deutschen Handwerkern und Ingenieuren widerspricht man nicht. Für die würde es einen totalen Gesichtsverlust bedeuten, dem Kunden irgendwie entgegen zu kommen oder gar Mängel an der eigenen Arbeit (oder Beratung oder Vermarktung) zuzugeben.

Also hielt ich mich an die Anweisung, die Brille 2 Wochen lang auf zu behalten, um mich daran zu gewöhnen. Das Problem dabei: Ich benutze eine Brille hauptsächlich zum Autofahren. Und auf dem Weg nach Hause hätte es beinahe gekracht. Nicht weil ich Schuld gehabt hätte, sondern weil mir der echte Mr. Magoo höchst persönlich mit seiner neuen S-Klasse die Vorfahrt geklaut hat.

Da ich schnell reagiert habe, ist nichts passiert. Dieser – wahrscheinlich demente, aber wohlhabende – Greis fuhr dann im Rollator-Tempo in Schlängellinien vor mir her. Überholen war unmöglich. Zudem war er Nichtblinker, welches die fortgeschrittene Form des Spätblinkers ist. Er fuhr so, als ob er allein auf der Straße wäre und nicht recht wusste wohin.

Dann stellte er sich schräg, fuhr wieder ein Stückchen und hielt mitten auf einer leeren Kreuzung an an. Bei Grün.

In dem Moment als ich dachte „jetzt ist er wohl gestorben“, legte er den Rückwärtsgang ein. Er fuhr wieder. Allerdings rückwärts. Und das schneller als zuvor. Aber nur so weit bis ich gehupt habe um den nächsten möglichen Crash zu verhindern. Dann aber hat er sich endlich entschieden, rechts – nein warte – links abzubiegen. Gott sei dank!

Mir ist das Fahren vorerst vergangen. Aber ich musste mich ja an die neue Brille gewöhnen und damit gleichzeitig von meiner alten entwöhnen. Als Kurzsichtiger muss ich daher in die Ferne gucken. Das heißt Fernsehen.

So rückte ich den Sessel möglichst weit weg vom Fernseher, setzte mich entspannt hin und schaltete ein. Nach ein paar Sekunden bekam ich den nächsten Schreck. Und der war noch nachhaltiger als der eben im Stadtverkehr. Ich sah einen rothaarigen Transvestiten. Grinsend. In Großaufnahme. Nein warte, es war Andrea Sawatzki. Junge, die Frau gehört nicht ins Fernsehen, sondern in die Geisterbahn.

Also schnell umschalten… nochmal Sawatzki… umschalten… wieder Sawatzki… keine Chance.

Im ernst, ich wollte nicht, dass bei dem Anblick die neue Brille kaputt geht.

Deshalb warf ich eine Blue-ray rein, mit Kristen Bell, nur um mich vom Sawatzki-Fluch zu entgiften. Danach schaute ich eine Blue-ray mit Al Pacino, um zu lernen, wie ich demnächst bei meiner Optikerin auftreten muss, falls sie zickig wird und die Brille nicht zurücknehmen will.

Terror-Marketing

Fast jeder kennt die niedlich-bunten Kühlautos von Bofrost, die in Wohngebieten immer zum passenden Zeitpunkt die engen Einfahrten blockieren, um ein Eis zu verkaufen. Diesem radikal-kulinarischen Tiefkühl-Kalifat ist das wohl noch nicht genug und daher wollen die es jetzt genau wissen.

Am Wochenende lag deren zugegeben verführerischer Katalog bei mir im verstopften Briefkasten. Darin zeigen sie, das sie von der Auswahl her jeden Supermarkt in die Schranken weisen können. So fing ich an, Sympathien zu hegen. Weil Konkurrenz, vor allem wie hier mit Service, ist immer gut und ich nicht gerne in Supermärkten einkaufen gehe.

So sah ich mir zwei Tage später mal deren Angebot an. Bis ich mich fragte, wie das funktionieren soll – falls ich was kaufen möchte. Denn woher soll ich wissen, wann das lustige Auto kommt?

Auf der ersten Seite im Katalog steht dann, wie man bei Bofrost einkauft:

Man wählt seine Produkte vorher aus. Klar. Aber unter „Terminplanung“ steht weder Telefonnummer noch Web-Adresse, sondern wörtlich: „Ihr persönlicher Besuchstermin wird Ihnen mitgeteilt.“ Jetzt war ich baff.

Wie soll das funktionieren?

Sucht mich nun nachts – sofern ich auch meine Produkte in aller Ruhe ausgewählt habe – der Bofrost-Wicht heim, nimmt die Betsellung entgegen und weist mir den Termin zu. Oder erscheint in der Tiefkühlphase meines Schlafes ein Geist, der sowieso meine Gedanken kennt und mir einfach nur sagt, wann das Auto vor meiner Einfahrt hält? Erfahren diese Wesen von meiner Kaufabsicht per Gedankenübertragung? Oder hat Bofrost richtig Geld investiert und eine Technologie für telepathische Fernhypnose patentieren lassen, die eine zuverlässige Belieferung bewirkt?

Vielleicht haben die aber während meiner Abwesenheit nicht nur den Katalog eingeworfen, sondern beim mir Zuhause noch heimlich Wanzen und Kameras installiert, so dass die wissen, wann ich den Katalog mit fragenden Augen zuschlage, um mich unmittelbar darauf anrufen zu können.

Genau das ist scheinbar passiert.

Exakt eine Minute nach Beendigung der Lektüre klingelte mein Telefon. Und wer war dran? Bofrost.

Leider war mir das zu aufdringlich. Trotzdem versuchte diese Feinkost-Taliban mit verschiedenen Nummern noch 4 (vier) [update: 7 (sieben)] mal anzurufen. Ich wollte schon meine Wohnung nach Kameras absuchen oder eine eigenen Webcams abkleben, da kam mir in den Sinn, das diese Firma vielleicht einfach jeden Anruft. Denn Adressen mit den Telefonnummern bekommt man in jedem Verzeichnis oder Telefonbuch. Diese im Branchenjargon Kaltaquise genannte Methode ist doch eigentlich verboten. Aber das sind Terrroristen ja auch.

Terror-Marketing ist, wenn man über das Ziel hinaus schießt und dadurch leider die eigenen potentiellen Kunden umnietet.

Falls sich jemand für zu fein hält, mit dir am selben Tisch zu essen…

…dann ist derjenige nicht zu fein. Sondern du bist für diese Type viel zu gefährlich.

Das heißt, so jemand hat schlicht und einfach Angst vor dir und somit vor dem, was du tust, darstellst oder repräsentierst.

Indem du in seinen ‚feinen‘ Augen eine akutes und damit gefährliches Risiko darstellst, geht er auf Abstand zu dir (und deinesgleichen).

Er will es vermeiden, durch dich seinen eigenen Status zu riskieren. Oder besser, zu verunreinigen. Dabei ist es häufig so, dass so jemand nicht wirklich etwas gegen deine Aktivitäten oder gegen dich als Person hat. Im Gegenteil, er nimmt vielleicht gerne etwas von dir an, macht vielleicht sogar Geschäfte mit dir oder deiner Organisation.

Er will nur nicht dir gesehen werden.

Der Hauptgrund dafür ist, dass so jemand eine sehr poröse und brüchige Fassade aufrecht erhalten muss. Oder er muss (aus seiner Sicht) so etwas in dieser Art errichten. Er entscheidet aus seiner durchaus beschränkten Sicht heraus, wer der „richtige“ und wer der „falsche Umgang“ für ihn ist.

Das ist ein typisch deutsches und weltweit einmaliges Phänomen (genauer Problem). Der deutsche „Herr Doktor“, der das sogar auf die private Türklingel schreibt, achtet peinlich genau darauf, dass die wichtigste Eigenschaft seiner Ehefrau oder Partnerin ein vorzeigbarer Abschluss a-la Doktor ist. Das ist überholtes Standesdenken und erklärt auch die hierzulande ausgeprägte Cliquenbildung.

Ein derartiges Verhalten hat immer damit zu tun, dass so jemand Angst hat, etwas zu verlieren. (Image, Marktanteile, Freundschaften, Beziehungen, Anhänger, Clique.) Er gönnt „außen stehenden“ nichts, erwidert denen keinen Gefallen und gibt auch nichts nach „außen“ zurück. Auf diese Art macht er sich zum potentiellen Verlierer.

Also, muss du dich zu so jemanden an den selben Tisch setzen? Gibt es im deutschsprachigen Teil dieses Planeten keinen anderen, der sich über deine Gesellschaft oder einen offenen Austausch mit dir freuen würde? Um ehrlich zu sein, muss ich beide Fragen verneinen.

Aber.

Dieses Standesdenken kannst du auch zu deinem Vorteil nutzen. Wie? Indem du exakt das Gegenteil tust.

Du fällst ohnehin aus dem Rahmen. Und deinen Ruf kann man nicht ruinieren. Nicht einmal du. So kannst du auch gleich die Flucht nach vorn antreten und…   ja, ein Risiko eingehen, indem du Verbündete suchst, unabhängig von Stand und Status.

Falls es dich tröstet: Für mich persönlich ist Netzwerken und das damit verbundene Aufbauen von Beziehungen über das Internet zugegebenermaßen Schwerstarbeit. Es ist die Hölle. Nicht deshalb, weil ich nicht kommunikativ wäre oder nicht genug Bekanntschaften hätte. Im Gegenteil. Sondern weil ich ein Business aufbauen will, um damit nachhaltig Geld zu verdienen. Und da fallen viele Leute durchs Raster. Sehr viele.

Und was tue ich? Ich bitte jeden zu Tisch, bei dem ich das Gefühl habe, dass da eine Gemeinsamkeit – sei sie auch noch so winzig – bestehen könnte. Einen nach den anderen. Blogger oder Foren zu finden, die zu dem passen was ich tue, ist wie Gold schürfen. Eine Jahrelange Arbeit mit (kurzfristig) dünner Ausbeute. Dies weiter zu tun ist der schwere Teil.

Nicht an den Tisch von jemand anderen gelassen zu werden klingt nach Verzweiflung. Einen neuen goldenen Tisch aus geschürftem Gold zu bauen ist nichts weiter als Hartnäckigkeit getrieben von blindem Glaube.

Ich baue das verdammte Ding aber so, dass es gefährlich für diejenigen wird, die nicht mit am goldenen Tisch sitzen. Und wenn es Jahrzehnte dauert. Ich kann warten. Und du?

Alte Säcke und vertrocknete Schachteln

Wenn ich manchmal Leute treffe, von denen ich ausgehe, dass sie älter wären als ich, dann bin ich oft verblüfft, wenn ich erfahre, dass sie noch jung genug sind, um locker mal meine eigene Brut sein zu können. Schreck lass nach.

Erst neulich habe ich bei Bekannten eine Person getroffen – ich vermute, sie war weiblich – die mich verwirrt hat. Optisch ging sie so in Richtung des späten Alice Cooper. Altersmäßig könnte sie meine jüngere Schwester sein. Von ihrer Art her könnte sie schon in ihren letzten Lebensjahren sein. Ihr Stil, ihr aussehen und ihr auftreten harmonierten perfekt zu ihrer inneren Einstellung.

Mal ehrlich, wenn ich mich mit Leuten meines Alters unterhalte, habe ich oft das Gefühl, dass ich denen was getan hätte oder sie mein Mitleid erregen wollen. Die erzählen die selben üblen Geschichten, die ich als Kind nur von geplagten Rentnern kannte. Das Auftreten, der Stil, die Erzählweise, alles ist irgendwie alt. Abgesehen von den Personen selber, die mich am allermeisten damit geschockt haben, dass sie mich erinnerten, in welchem Alter ich bin: deren Alter.

Das für mich schockierende war nicht, dass mir bewusst geworden ist, wie alt ich bereits geworden bin. Sondern wie alt man in meinem Alter schon sein kann. Und mit „alt“ meine ich in diesem Fall nicht unbedingt eine erfahrene, weise oder weltgewandte oder gefestigte Persönlichkeit. Nichts da. Dieses „alt“ geht deutlich in Richtung schwerfälliger alter Sack und vertrocknete alte Schachtel.

Ich selber komme mir nicht so alt vor. Das gibt mir manchmal so ein Vampir-Gefühl, von welchem mich mein Spiegel – zugegebenermaßen – aber wieder zurück holt. Oder es kommt die Frage auf, ob ich jetzt auch so altbacken sein muss. Das heißt, ich müsste, um mich korrekt mit gleichaltrigen zu unterhalten, geistig und mental degenerieren. So viel kann ich gar nicht saufen, um da ran zu kommen.

Ich bring es mal in Danny Glover-Art auf den Punkt. Die meisten in meinem Alter (eigentlich fast alle) fühlen sich schon lange viel ‚zu alt für diesen Scheiß‘. Damit ist der ‚Scheiß‘ gemeint, den ich mache. Das Klokain-Kartell ist aus meiner Sicht natürlich kein Scheiß. Selbst mit all seinen Begleiterscheinungen. Denn ich fange ja täglich bei Null an. Mit jetzt 45.

Auf mich machen andersrum viele „junge“ Leute schon von weitem den Eindruck, dass sie ihr Leben frühzeitig aufgegeben haben. Das sind Leute, für die Opel und VW die Autos bauen, Das Staatsfernsehen den Tatort dreht und Helene Fischer die „Musik“ macht. Also eine Menge. Eine Menge, zu der sie offensichtlich gehören. Nicht du, nicht ich.

Ja, „Opa und Oma“ klingt eigentlich liebenswürdig, so nach Familie. Aber ich habe Opas und Omas getroffen, die eben jünger waren als ich. Teil von deren Familie will ich lieber nicht sein. Da frag ich mich, wie die drauf sein werden, wenn die wirklich alt sind.

Vor Jahrzehnten dachte ich Keith Richards wäre alt. Heute weiß ich, er sah immer nur so aus. Verlebt halt. Aber lieber verlebt als gar nicht gelebt. Im Gegensatz zu fast allen Normalbürgern. Bei denen wird schon frühzeitig rumgeopat. Bis irgendwann der Deckel kracht.

Ewig Kind bleiben ist nicht schlecht, selbst (oder gerade dann) wenn es sich um ein ruppiges, also widerborstiges Kind handelt. Von mir aus kann es Glatze und Falten haben. Jünger und frischer als all die Spießer wirkt es alle Male. Und es wirkt vor allem interessanter.