Wer grüßt dich, obwohl er dich nicht kennt?
Biker grüßen Biker. (Nicht die mit den heulenden Joghurt-Bechern und bunten Anzügen.)
Oldtimerfahrer grüßen Oldtimerfahrer. (Nicht die mit den Strohhüten.)
Trucker grüßen Trucker. (Nicht die von der Müllabfuhr.)
Blogger grüßen Blogger. (Nicht die omnipräsenten Selbstdarsteller.)
Entdeckst du einen Fremden, der ein spezielles Interesse oder eine offensichtliche Vorliebe mit dir teilt, dann magst du ihn schon jetzt. Und du grüßt. Du grüßt dich auf gewisse Art auch selbst. (Nicht nur deshalb, weil er meist zurück grüßt.)
Du bist erfreut, jemanden irgendwo dort draußen zu begegnen, der bei einer Sache (Hobby, Vorliebe, Lebenseinstellung) offenbar so tickt wie du. Und schon entsteht eine Verbindung.
Manchmal für eine Sekunde, manchmal generationsübergreifend.
Die Gemeinsamkeit muss selten genug, speziell genug, verrückt genug, exotisch genug und schräg genug sein, um genau aus dieser Seltenheit heraus zu erkennen und erkannt zu werden. Ansonsten geht man in der Masse einfach unter. Dann ist es Mainstream, Me-too oder schon „angesagt“. Man weiß nicht mehr ob der oder du ehrlich hinter einer Sache stehen oder nicht.
Künstler und Unternehmensgründer und Entrepreneure (kreative Macher) haben das gleiche Problem mit ihren potentiellen Fans und Kunden. Vielleicht sollte ich eher von Banden oder Cliquen sprechen. Oder von deren Subkulturen.
Egal, denn genau die werden immer kleiner, unterteilter und spezieller. Manchmal sind es vorerst nur einzelne Personen. Da kann es schon schwierig werden, wenn man sich die großen vornimmt.
Deshalb ist „Märkte“ erobern oder „Zielgruppen“ ansprechen eher was für die, die selber schon Groß im Geschäft sind. Für alle Kleinen bringt das Eindringen in bestehende Märkte nichts. Das wäre ungefähr so, als wenn man eine Harley kauft, nur um bei den Rockern mit zu fahren. Dann fährt man entweder alleine oder nie wieder.
Die Alternative ist aus meiner heutigen Sicht, ‚es‘ kommen zu lassen. Dabei lasse ich es nicht nur kommen. Sondern auch drauf ankommen. Einzelne Personen oder kleine Gruppen kann man nämlich direkt ansprechen. Wer hier langfristig denkt und Geduld und Ausdauer mitbringt und dauerhaft seinen Beitrag leistet, der baut hier das auf, was man traditionell nur ‚erobern‘ konnte.
Zeige deine speziellen Eigenheiten wie selbstverständlich. Jeden Tag und zu 100%. Und dann habe Geduld. Die ist nämlich wichtig. Denn wenn du präsent bleibst, was oft das beste ist, was du tun kannst, wirst du mit der Zeit die Leute begegnen, die ihre Gemeinsamkeiten offen zeigen. Selbst die heute kultigsten Musiker haben in ihren Anfängen und auch eine gewisse Zeit lang nur vor einer Handvoll Leuten gespielt.
Spezielle Gemeinsamkeiten erkennt man. Sie werten auf, sie stärken und bestätigen gegenseitig. Und sie ziehen ultimativ an. Das merkt man mit der Zeit. Denn es werden mehr und man kann sich dann öfter grüßen. — Schon allein deshalb, weil man sich kennt.