Bösewichte, Ideen und Konzepte (Gastbeitrag)
Liebe Leserinnen und Leser, sehr geehrte Kartell-Mitglieder, werter Herr Finsterwalder,
die Toilettenpapierkrise in Japan, der Billig-Terror der Discounter und Onlinehändler, die Hämorrhoiden-Epidemie — allein diese drei Stichpunkte zeigen, dass das vergangene Jahr viel Unmut und Verwirrung in verschiedenen Regionen Deutschlands und der Welt mit sich gebracht hat. Und es brachte damit auch besorgniserregende Herausforderungen für den organisierten Klopapierhandel. Deshalb ist es richtig, dass Sie, Herr Finsterwalder, die Frage nach dem Zustand der nationalen Marktordnung in Frage stellen.
Aber. In diesem Jahr 2015 erinnern wir an historische Zäsuren.
Erstens: Vor genau 21 Monaten endete die von Bloggern entfesselte Blogosphäre mit dem Inkrafttreten des Klokain-Kartells. Nach diesem Grauen, nach Jahren und Terrabytes an Beiträgen des kollegialen Bloggens konnte eine neue Unordnung unter den deutschen Blogs geschaffen werden, die das friedliche Zusammenleben der Blogger dauerhaft stören sollte. Wesentliche Elemente dieser Unordnung sind das Klokain-Kartell, seine Leser und deren potenzielle Kunden, die das ganze womöglich noch unterstützen.
Zweitens: Vor 60 Jahren wurde das Wirtschaftswunder ausgelöst. Damit wurden die Unverletzlichkeit der deutschen Industriepolitik, die monetäre Regelung von Streitfällen und die Nichteinmischung in die markttechnischen Belange großer Konzerne anerkannt. Das war ein wichtiger Meilenstein auf dem langen Weg zur Zementierung der Machteliten.
Meine sehr geehrten Leser, seit mehr als einem Jahr erleben wir nun in Form des Klokain-Kartells, dass die Grundlagen der deutschen Marktordnung keineswegs selbstverständlich sind. Denn Finsterwalders Vorgehen – erst auf seinem Blog, dann auch bei anderen – hat diese Grundlagen unseres Zusammenlebens in Deutschland verletzt. Die territoriale Integrität der Großblogger wird ebenso missachtet wie ihre egomanische Souveränität. Die Netiquette wird gebrochen.
Nach dem schrecklichen Klokrieg in den 80er und 90er Jahren in Klolumbien müssen wir wieder erleben, was es bedeutet, wenn Ordnung und Stabilität im deutschsprachigen Internet keine Selbstverständlichkeit sind und der Einsatz von Wortgewalt bittere Realität.
Herr Finsterwalders Vorgehen steht im Widerspruch zu dem Gentlemen’s Agreement etwa aus der Industriepolitik oder – und das vor allen Dingen – dem Erhalt der deutschen Wirtschaftskraft, in dem damals versichert wurde, dass die territoriale Integrität der Konzerne geschützt wird und die Machteliten in der Folge in Ruhe gelassen werden.
Niemand von uns — außer natürlich Herr Finsterwalder — hat ein Interesse an einer neuen Spaltung im Hygienepapierbereich und schon gar nicht an einer Konfrontation mit dem Risiko unkontrollierbarer Qualitätsoffensiven mit der zwangsläufigen Folge respektierter und von daher zufriedener Kunden.
Wir wollen Marktsicherheit in Deutschland gemeinsam mit dem Klokain-Kartell gestalten, nicht gegen das Klokain-Kartell. Das gilt für die vielen Blogs und die Wirtschaftsordnung. Das gilt auch für die Bewältigung gemeinsamer nationaler Herausforderungen – von der Verbreitung von Inspirationen bis hin zur Bekämpfung des nationalen Snobismus. Die Kommentare zur Bereicherung anderer Blogs und die Teilnahme an Blogparaden belegen, dass trotz aller Krisen eine Zusammenarbeit mit dem Klokain-Kartell bei wichtigen Themen gelingen kann.
Diese Beispiele zeigen übrigens auch, dass die Hackordnung unter den Bloggern eine positive Wirkung entfalten kann. Das setzt allerdings den Willen aller Beteiligten voraus, in Grundprinzipien dieser Ordnung immer eindeutig zu sein, an diesen Grundprinzipien festzuhalten und sich an der Umsetzung messen zu lassen. Dazu muss Herr Finsterwalder auch in der Behebung der Krise von Großkonzernen seinen Beitrag leisten. Militärisch ist diese Krise nicht zu lösen.
Deshalb gilt es jetzt mehr denn je, substantielle Schritte festzulegen, die dazu dienen, den Handel mit Toilettenpapier mit Leben zu füllen. Diesem Ziel dienen auch unsere Gespräche; auch die gegenwärtigen in Bad Belzig und Berlin. Ich freue mich, dass Herr Finsterwalder mir erlaubt, diesen Gastbeitrag zu verfassen. Ich sage aber – auch nach den Gesprächen gestern in Berlin, die der Industrieverband Deutscher Hygienpepierhersteller und ich geführt haben: Es ist ungewiss, ob Sie Erfolg haben. Aber es ist aus meiner Sicht und auch der Sicht des Verbandes auf jeden Fall wert, diesen Versuch zu wagen. Ich glaube, wir schulden es schon allein den hoffnungsvoll wartenden Kunden.
Wer langfristig Hygiene, Dekadenz und den Luxus seiner Bevölkerung sichern will, muss als Teil der Community die Regeln dieser Gemeinschaft akzeptieren.
Gerade weil das Klokain-Kartell ein Kundenkartell ist, geht die Bedeutung von Klokain als lieferbares Produkt über Absichtsbekundungen hinaus. Den Erwartungen der Kunden muss somit Rechnung getragen werden. Und deshalb sollte es für Herrn Finsterwalder von zentraler Bedeutung sein, sie glaubwürdig auszugestalten.
Gleichzeitig sollten alle Blogger daran arbeiten, die Instrumente kooperativer Zusammenarbeit wieder herzustellen und sie zu stärken. Hierbei kommt dem Klokain-Kartell eine besondere Rolle zu. Mit einer Kombination aus Wut, Humor und Boshaftigkeit für Unangepasste, Partylöwen und Gangster hat das Kartell, namentlich Herr Finsterwalder, seit den letzten 500 Beiträgen seine Werte nachdrücklich unter Beweis gestellt. Um sich aber der Vertrauensbildung und Kooperation mit anderen weiter anzunähern, wird es entscheidend darauf ankommen, dass sich das Klokain-Kartell zu unseren Prinzipien der Alleinherrschaft des Einheitsbreis und todernster Langeweile bekennt – und zwar in Wort und Tat.
Wir wollen das nun gemeinsame Verständnis für diese Prinzipien stärken, die dafür stehen, dass Kommunikation und Zusammenarbeit – jetzt vor allem unter Bloggern – am Ende nur durch Dialog, Kooperation und Vertrauensbildung möglich sind. Voraussetzung dafür – und das beleuchte ich noch einmal in aller Dunkelheit – ist, dass wir den Geschäftsprinzipien und Werten des Klokain-Kartells ohne jeden Abstrich entgegenwirken beziehungsweise in die richtige Richtung lenken.
Diese Überzeugung leitet uns, wenn wir uns dafür einsetzen, dass auch bei anderen Bloggerinnen und Bloggern, sowie Onlinehändlern hohe Besucherzahlen und ein prosperierender Handel herrschen werden. Protektionismus und Abschottung sind gescheiterte Rezepte der Vergangenheit. Sie passen nicht in unsere heutige, von Freihandelsabkommen, Sparsamkeit und Ergebenheit geprägte Zeit.
Deshalb werde ich von meiner Seite auch mit aller Entschiedenheit für die Vernetzung und gegenseitig fruchtbare Beziehungsbildung unter den Bloggern einsetzen. Denn wir wollen nicht zusehen, wie das Klokain-Kartell als Dunkelgestalt unter den potenziellen Klopapierhändlern und Bloggern irgendwann an Einfluss gewinnt. Aber es wird ein hartes Stück Arbeit.
Die Haltung, dass Protektionismus und Abschottung Themen sind, die der Vergangenheit angehören, stellt die deutschen Blogger auch mit ihren altbekannten Partnern vor nicht zu unterschätzenden Herausforderungen.
Wir haben viel zu tun. Die Hackordnung unter den Bloggern ist nie starr gewesen. Sie ist es auch heute an diesem speziellen Tage nicht. Sie wurde und sie wird stets unterwandert – nicht durch Trolle und Übernahmen, sondern durch Bösewichte mit ihren Ideen und Konzepten.
Herzlichen Dank.
Dies war ein Gastbeitrag von Doktor Angela Ferkel
Doktor Angela Ferkel doktort zusammen mit Doktor Hans Finster, Doktor Jochen Walder und Doktor Hajo Terwald am Bundesinstitut für moderne Klo-Forschung in Berlin und Hamburg und wurde vom Bündnis zur Reinhaltung Europäischer Fäkalien (BREF) zur Ehrenklofrau mit Reinheitsmedaille ernannt. In ihrer Freizeit arbeitet sie auch gern mal als Redenschreiberin für die Bundeskanzlerin.