Ich habe den Hund von meinem neuen Nachbarn noch nicht gesehen. Will ich auch nicht. Aber hören kann ich ihn jetzt täglich von Punkt 18 Uhr abends bis 3:47 Uhr früh. Das Vieh hat seine festen Zeiten. Ich mag Hunde, die sich an Regeln halten. Und ich mag Hunde wie ich auch Menschen mag. Aber nicht alle auf die gleiche Art und einige überhaupt nicht.

Hunde haben Persönlichkeit und Charakter. Das haben Menschen auch. Bis zu einem gewissen Grad.

Unter den Menschen gibt es Wichtigtuer, Aufpasser und Streithähne. Wenn sie Hunde wären, dann wären jene die Kläffer. Die Ähnlichkeiten bei den Kläffern von Hund zu Mensch sind auffallend. Beide sind sowohl klein und grimmig als auch obrigkeitshörig (beziehen ihre Daseinsberechtigung vom Herrchen). Sie sind ebenso belohnungsorientiert.

Ansonsten beschäftigen sie sich mit Dingen, die sie nichts angehen, sich aber besser fühlen, wenn sie es tun. Und sie wollen immer alles sofort haben. Und jeder Tag läuft bei denen nach festen Regeln gleich ab. Und so weiter und sofort.

Aber. Ein bischen Kläffer ist ja jeder von uns.

Heutzutage kann man auch lautlos kläffen. Per Kommentar in Foren oder auf Medien-Webseiten. Das nennt man Trollen. Einige Blogs sind inzwischen so erfolgreich, dass sie deshalb getrollt werden. Das ist eine Auszeichnung für den Blogger.

Vielleicht würde ich, wenn ich einen gut kommentierten Blog hätte, einige Trolle drin lassen, nur um zu zeigen, dass mich jeder kennt. Inklusive des dümmsten Idioten.

Der Blogger (bin selber einer) kläfft ebenfalls mit seiner Tastatur. Der Marktschreier kläfft, damit er das Geschäft am Laufen hält. Der Politiker kläfft, um Politiker anzukläffen. Beim kläffenden Hund dreht es sich beim Kläffen auch meist nur um andere Hunde. Selten um Katzen, Flöhe oder Einbrecher.

Die Frage ist, ob wir was zu sagen haben. Und ob das, was wir zu sagen haben irgend einen Nutzen bringt oder eine höhere Bedeutung hat, anstatt einfach nur Lärm zu erzeugen. Egal ob hörbar oder nicht. Viele Leute stellen sich diese Frage genauso wenig, wie kläffende Hunde. Die Gemeinsamkeit ist, es geht höchstens nur um die eigene Bedeutung.