Falls du auf der Suche nach jemanden mit sehr speziellen Fähigkeiten bist, sei es ein Bandmitglied, einen Mitarbeiter, einen Partner oder Lieferanten. Dann könnte eine zu lange Suche bei einer zu großen Auswahl nach hinten losgehen.
Personaler gehen üblicherweise nach der fachlichen Vergangenheit (Lebensläufe, Referenzen, Ausbildung). Produzenten aus der Unterhaltungs- oder Medienindustrie casten üblicherweise einen nach dem anderen (Musiker, Schauspieler, Moderatoren). Und Unternehmer suchen sich den Anbieter oder Partner, der die Anforderungen (Produktspezifikationen, technische Daten, Qualifikationsprofil, Leistungsfähigkeit, Referenzen) für den günstigsten Preis liefert. Meistens.
Es gibt Leute, die suchen auf die gleiche Art sogar ihren Lebenspartner fürs Privatleben. Auch bei denen stehen eher „technische Daten“ (Titel, Beruf, Größe, Haare, Oberweite, Unterweite, Schrittweite, Habenseite, Titelseite, Schlagseite, Spurbreite) im Vordergrund, als die Person als Typ an sich. Das muss schief gehen, da bin ich überzeugt von.
Wer unendlich viel Zeit hat, der kann das alles gern tun. Und wer dann nach langer und penibler Auswahlprozedur den mit der besten Qualifizierung nimmt, wird neben hoher Qualifikation womöglich auch das eine oder andere Problem mit einkaufen. Das kann wiederum Zeit kosten, weil die Gefahr besteht, dass der „Neue“ nicht so recht passt.
Wer zu wählerisch beim Suchen einer Person ist, egal wofür, der wird Experte im Suchen. Nicht im Finden.
Es wird meist lange gesucht und nur jemand gefunden, der für dein Vorhaben summa summarum Durchschnitt liefert. Auch wenn er noch so gut sein mag, in dem, was er kann, leiden eventuell andere (Mitarbeiter, Partner, Kunden, Teilprojekte, deine Nerven, Budget) darunter. Eine lange Suche ist schon eines dieser Probleme.
Vielleicht passt ein super Experte nicht unbedingt charakterlich zu dir. Vielleicht ist ein potentieller Partner gar nicht in der Lage auch als Partner zu arbeiten, weil er es in der neuen Form (mit dir) nicht gewohnt ist.
Vielleicht ist ein herausragender (und billiger) Zulieferer es nicht gewohnt mit einem Unternehmen, wie deines zusammen zu arbeiten oder schlicht zu kooperieren. Vielleicht wird es trotz (oder wegen) aller Eignung auf irgend eine Art unangenehm.
Vielleicht ist der geilste Sänger für deine Band eine nervende Diva. Vielleicht weiß der bekannte Star-Schaupieler alles besser als der Regisseur. Oder dein „Star“ erscheint jedes Mal unpünktlich zum Interview, bei dem er – wie üblich – die mieseste Laune hat. Oder dein neuer Mitarbeiter macht im privaten Rahmen dein Unternehmen schlecht. Oder verfolgt nur seine eigenen Ziele.
Kann man solche Reinfälle ausschließen? Nicht völlig. Aber man kann die Wahrscheinlichkeit erheblich minimieren, indem man erst gar nicht lange nach jemanden sucht.
Falls du jetzt an Empfehlungen denkst, dann ist das eine Möglichkeit. Mit gewissen Restrisiken. Auch wenn ein neuer Mitarbeiter von seinem alten Betrieb gelobt wird, heißt das nicht, dass er genauso gut bei dir hinein passt. Vielleicht wird er ja nur gelobt, damit er bei dir unter kommt. Und das kann durchaus verschiedene Gründe haben, die nicht immer von Vorteil wären. — Trotz alledem sind Empfehlungen aus vertrauenswürdiger Quelle immer noch recht gut.
Im Grunde genommen spielt es keine Rolle, ob du jemanden über Empfehlungen, Ausschreibungen, Castings oder sogar aus eigenen Erfahrungen und Begegnungen bekommst. Das einzige, was wirklich auf Dauer zählt ist der Typ und weniger die Qualifikation oder sein Titel oder sein Status.
Ob es der oder die richtige für dich ist – egal für was – das merkst du im ersten Moment.
Falls dir so jemand begegnet, hör auf zu suchen und nimmt ihn. Gib ihm, was er haben will.
Kommst du mit dem Typ klar und kommen deine Leute mit ihm klar, dann ist der Rest ein Kinderspiel. Selbst wenn daraufhin andere (vielleicht sogar Kunden) dich für den Neuen kritisieren, halte ihn. Langfristig zahlt es sich aus, wenn der richtige ‚Typ‘ sich einfühlt und hinein wächst.
Der beste Typ für dich ist langfristig immer besser als es der, der überall nur der beste ist und den du lange suchen musst.
Solche Typen („Typen“ ist hier mal positiv gemeint), die einfach passen, die findet man selten über lange Bewerbungsgespräche oder Recherchen. So jemanden begegnet man ganz einfach und dein Bauch sagt „Ja“.
Ich hab es oft erlebt, dass der richtige Typ schon reichlich Zeit und Nerven spart, bevor er überhaupt für die eigentliche Aufgabe in Aktion tritt. Warum? Weil sofort die Chemie stimmt.
Sei immer aufmerksam, wenn du es mit neuen Menschen zu tun hast, mit denen du klar kommst, auch wenn sie dir (oder jemand anderen) nicht gleich in allen Punkten qualifiziert erscheinen. Halte einfach Zeit die Augen offen. Falls nicht, dann studiere die Unterlagen und mach‘ dich – vielleicht – auf was gefasst.