Ausbremser fahren mit dem Auto grundsätzlich 8,5 km/h langsamer als es das Gesetz erlaubt. Schaltet die Ampel auf Grün, warten sie erst bis es wieder Gelb ist, bevor er sich ganz langsam in Bewegung setzt. Und derjenige, der nach ihm kommt, also du, hältst wieder bei Rot.
Wollen Spätblinker irgendwo abbiegen, dann geht er auf freier Strecke zwei Kilometer vorher schon auf Schrittgeschwindigkeit. Dann blinkt er. Nachdem er abgebogen ist.
Falls du ein getriebener bist, dann kennst du garantiert unzählige Situationen, wie die aus dem Straßenverkehr. Die kennst du nicht nur von dort, sondern von überall. Als Fußgänger bist du derjenige, der in sechsfacher Geschwindigkeit Slalom vorbei an all die trödelnden Schnarchnasen und Zombies läuft. – Falls genug Platz ist.
Und wenn dir jemand was erklären will, kennst du den Rest des „Textes“ schon zweieinhalb Stunden bevor derjenige zu Ende erzählt hat.
Du bist wieder im Verkehr. Jetzt auf der Autobahn. Allerdings dreht sich die Situation hier um.
Du überholst zügig eine Reihe von LKWs hintereinander. Du näherst dich einem Auto vor dir, dass etwas langsamer fährt als du. Du hältst Abstand. Denn die Welt ist gefährlich und unberechenbar. Hat Opa schon gepredigt – Gott hab ihn selig.
Während dessen drängelt hinter dir schon ein Drängler mit seinem Drängelauto. Und zwar so dicht, dass du dessen Nasenhaare zählen kannst, die für einen Hitlerbart reichen würden.
Dein verstorbener Opa hat dich vor den Tücken des Straßenverkehrs ja gewarnt. Also bleibst du souverän Herr der Lage.
Nachdem du und dein Vordermann alle LKWs überholt haben, wird auf die rechte Spur gewechselt. Der Drängler bleibt links und überholt mit einem Auspuffgeräusch, das deinen Opa wieder aufwecken könnte.
Was passiert nun? Dein Vordermann, also das Auto vor dir beschleunigt dermaßen, dass der Drängler nicht vorbei kommt. Das ist lustig mit anzusehen. Aber – wie die Welt so ist – auch gefährlich und unberechenbar.
Es ist nichts passiert, denn die Autobahn war eine gerade Strecke. (Sofern dies hilft.)
Das Leben ist keine gerade Strecke. Und du merkst, dass es ähnliche Situationen überall gibt. Du willst voran kommen, wirst aufgehalten, kannst dich nicht auf jeden verlassen, gehst komische Wege, um Hindernisse zu umschiffen und wirst trotz (oder wegen) deines Tempos bedrängelt.
Diese Beispiele aus dem Verkehr, egal ob gefahren oder gelaufen, sind erfahrbare Analogien (Gleichnisse, Beispiele) für jemanden, der in seinem Leben seinen Weg in seinem Rhythmus und in seinem Tempo geht. Und er nimmt Anpassungen nur dort vor, wo sie entweder vorübergehend Sinn machen oder Gefahren vermindern.
Das andere Leute wie fremdgesteuert (z.B. vom Deibel geritten) dir unnötig Druck machen, dich aufhalten oder durch ihre Nachlässigkeit in unangenehme Situationen bringen, ist Alltag für dich als Künstler, Macher, Entrepreneur und Weltbeweger.
Der Normalbürger muss, um zu überleben, auf seinesgleichen meist nur im Straßenverkehr acht geben. Denn dort (im Verkehr) kommt seine wahre Natur zum Vorschein, mit der er dann umgehen muss. Falls er es kann. Du fährst, um in jedem Bereich deines Action-reichen Lebens heil anzukommen, am besten, wenn du mit gefährlichen, blockierenden oder nervenzehrenden Menschen und Situationen rechnest.
Mit der Zeit kommt Praxis. Hast du Praxis, kannst du Situationen besser und schneller einschätzen. So vermeidest du diese Szenarien in all ihren Ausprägungen schon von vornherein. Wer das kennt oder weiß, der fährt im Schnitt überall gut. Im Verkehr nennt man das vorausschauendes Fahren.
So erkennst den Spätblinker lange bevor er abbiegt und den Drängler als kleinen Punkt im Rückspiegel. Der Ausbremser erinnert uns nur daran, belanglosen Nichtigkeiten keinen Raum zu geben. Meist kommen wir nur 3 Minuten später ans Ziel. Aber wir kommen an. Und zwar entspannt.