Nochmal 30 Jahre jünger sein — Teil 1 von 3
Ein 56-jähriger Bekannter sagte mir neulich, dass er ganz gerne nochmal 30 Jahre jünger wäre. Aber mit dem Wissensstand von heute. Das klingt zuerst plausibel und nachvollziehbar. Aber auch bedauerlich. Zudem wäre es nutzlos, selbst wenn dies wie in einem Hollywood-Film funktionieren würde.
Diese Woche spiele ich ein fiktives Gedankenspiel, eine kleine Geschichte als Dreiteiler, die ich mal experimentell eskalieren lasse, nur um zu zeigen, was dann wirklich passieren könnte.
Heute am Montag [2. Februar 2015] veröffentliche ich Teil 1, am Mittwoch [4. Februar 2015] Teil 2 und am Freitag [6. Februar 2015] gibt’s als Finale dann Teil 3. Mein Bekannter fand die Idee richtig gut, obwohl er dabei nicht gut weg kommt. Führen wir uns das mal plastisch vor Augen:
Los geht’s mit der Geschichte — Teil 1:
Nehmen wir mal an, heute ist heute. Er ist er. Und ich bin der experimentierfreudige Zauberer Lutzifer Fürst von Finsternis, ausgestattet mit der Fähigkeit derartige Wünsche, wie die meines Bekannten, wahr werden zu lassen.
Ich biete meinen Bekannten grinsend einen Zaubertrank an, der ihn um exakt die gewünschten 30 Jahre verjüngen kann.
Ich sage zu ihm: „Trink, mein Freund! Trink!“
Aber bereits da wird er schon skeptisch, so als ob er es bedauern würde, mir von seinem Wusch überhaupt erzählt zu haben. Komisch, er zögert. Ich: „Los, austrinken!“. Er trink es zitternd aus, während er mich dabei misstrauisch beäugt.
Er muss heftig aufstoßen (ist halt nicht mehr der ‚jüngste‘). Langsam geht er in den Flur zum großen Spiegel, guckt hinein, als ob er auf den Notarzt wartet. Nach exakt zweieinhalb Minuten streckt er seine Plautze raus, dann wieder rein.
Er zieht an seinem Gesicht herum und sagt: „Ey Alter, ich glaub ich bin älter geworden!“
Ich daraufhin: „Komm, zeig mal her… …ach, das sind nur die Nebenwirkungen.“
Er. „Und die roten Flecken im Gesicht, gehen die weg?“
Ich: „Natürlich gehen die weg.“
Er „Wann denn?“
Ich: „Also… heute nicht mehr.“
Er: „Wann gehen die weg?“
Ich: „Über Nacht.“
Er „Welche Nacht? Diese Nacht?“
Ich „Natürlich diese Nacht.“
Er: „Und wann bin ich jung? Ich meine, wieder der alte. Also, du weißt schon….“
Ich: „Du hast jetzt den Körper wie vor 26 Jahren. Du siehst es nur noch nicht.“
Er: „Ich sehe im Spiegel einen 70-jährigen Opa, der heftige Beschwerden hat.“
Ich: „Sei beruhigt. Gehe diesmal frühzeitig ins Bett, weil du heute schnell müde wirst. Du wirst morgen auch früher wach werden als sonst. Du brauchst dir nicht mal den Wecker zu stellen. Praktisch, oder? — Und ganz wichtig, bevor du einschläfst: Geh unbedingt vorher nochmal aufs Klo!“
Er: „Was??“
Ich: „Du, ich hab jetzt keine Zeit mehr. Ich muss los, um die Rezeptur nochmal zu überarbeiten. Wir sehen uns morgen früh um 9.00 Uhr wieder hier bei dir. Lass es dir gut gehen…!“
Nächster Tag, selber Ort, 15.00 Uhr nachmittags.
Ich: „Na, schön geschlafen? Schaust gut aus!“
Er: „Ich dachte, du kommst um 9?“
Ich: „Oops, Zeitverschiebung. ha ha – Bei uns Bösewichten gilt einheitlich die Washingtoner Zeit.“
Er: „Macht nichts. Ich sehe aus wie 26, fühle mich super. Und ich kann fressen ohne einzupennen. Du hattest recht.“
Ich: „Ich weiß, ich habe immer recht. Und ich sagte doch, dass sich die Nebenwirkungen über Nacht geben.“
Er: „Das hast du so nicht gesagt. Du sagtest, ich solle früh ins Bett gehen.“
Ich: „Hab ich das? Egal, jetzt hast du dein Ziel erreicht. Du bist wieder jung. Alles ist wunderbar!“
Einen Monat später, früh morgens um 8:
Mein Bekannter bimmelt bei mir an der reichlich verzierten Haustüre und meint, er konnte die letzten Nächte nicht so richtig schlafen. Irgendwas stimme nicht….
Was bei ihm nicht stimmt, das erfährst du in Teil2 unserer kleinen Geschichte.