„Es muss auch dumme Menschen geben“

Muss es die wirklich geben? Oder besser gefragt, soll es dumme Menschen geben?

Die Aussage, dass es auch ‚dumme Menschen‘ geben muss, die muss ich mir oft anhören. Meist von Personen, die sich gern über andere – vermeintlich noch dümmere als sie selbst – lustig machen.

Diejenigen, die überzeugt sind, das es auch Dumme geben muss, sind Spießer, die gern „Bauer sucht Sau“ oder ähnlich inszenierten Mist im TV gucken. Warum? Weil sie sich im Vergleich zu den dort vorgeführten Menschen schlau, also normal vorkommen. Denn jeder Spießer will unbedingt eines: normal sein. Alle anderen sind Dumme. Oder Spinner.

Und ich höre, dass es dumme Menschen für die ’schlauen‘ geben muss. Von Personen, die es besser wissen müssten. Also von Leuten, die der „Intelligenz“ angehören, wie Akademiker (Ärzte, Lehrer, höhere Beamte und Angestellte).

Wenn man jene Leute danach fragt, warum es denn auch dumme Menschen geben ‚muss‘ (im Sinne von „sollte“), dann bekomme ich Antworten, wie: „Irgend jemand muss doch die Drecksarbeit machen, oder die Jobs erledigen, die zu körperlichen und seelischen Verschleiß führen.“ Oder noch ausgewichster: „Nicht jeder bringt die Voraussetzungen mit, um erfolgreich zu sein.“

Wer so denkt, den empfehle ich schnell einen Antrag auf die nordkoreanische Staatsbürgerschaft zu stellen. Dort wären sie richtig. Denn diese Leute denken exakt so, wie König Kim, ein Riesenbaby, das sich auf seine Glatze einen gebrauchten Besen als Krone hat implantieren lassen.

Leider gibt es dumme Menschen, die mit ihrer Weltsicht im Mittelalter leben.

Das Dumme ist nur, jene wollen, dass andere mindestens genauso dumm wären wie sie. Denn echte Dummheit macht einsam. Und wer einsam ist, der will Gesellschaft. Und wer dumm und einsam ist, der will Gesellschaft, auf die er herab schauen und die er drangsalieren kann.

Es ist fast unmöglich derartig beschränkte Mitbürger davon zu überzeugen, dass viele Probleme in der Welt gelöst werden könnten, wenn man die vermeintlich ‚Dummen‘ hinsichtlich ihrer Begabung fördern würde.

Die Menschen, die nicht dem Mainstream entsprechen oder das können, was alle anderen können, die haben oft seltene (und daher schwer zu erkennende)  Begabungen mit extremen Wert für viele, die es dringend bräuchten. Aufgrund von angepasstem Denken werden deren Stärken nicht als solche erkannt und daher systematisch verschwendet. Leider gelten sie genau deshalb oft als „dumm“, faul oder als unfähige Taugenichtse. Bestenfalls.

Ich schätze, dass viele (wenn nicht) alle von denen, die ja laut der Spießer „die Drecksarbeit“ machen sollen, ein erheblich höheres Potential für breiten Wohlstand haben, als ihnen unsere Spießbürger zugestehen und glauben lassen wollen.

Und was echte Drecksarbeit betrifft, die könnte sich von selbst erledigen. Denn wer hat die Ideen, Innovationen oder Strategien und neue Netzwerke, wie diese Drecksarbeit automatisiert oder gar nicht erst entstehen lässt? Sicher nicht der bequeme Spießer, der andere für dumm hält und den Momentanzustand für perfekt hält, weil letzterer ihm Sicherheit und Stabilität verspricht.

Zu viel Sicherheitsdenken führt zu starren sozialen Strukturen, ich würde sagen Beschränkungen und Behinderungen. Es geht auch nicht um klassische Aufstiegschancen, sondern darum, das Potential bei jedem Einzelnen von der Kette zu lassen, so dass jeder auf seine Weise genial sein kann.

Aber wenn man die Menschen für dumm verkauft, dann darf man sich nicht wundern, wenn keiner mehr auf kluge Ideen kommt.