Falls du versuchst, niemanden mit deinem Treiben zu stören, dann wird dich auch niemand wahrnehmen. Gar keiner. Aber zu befürchten, dass du durch heftige Störungen alle verschrecken könntest, ist Blödsinn. Also ist Stören die einzige Wahl, um überhaupt wahrgenommen zu werden. Und gepflegtes Stören ist eine Kunst.
Damit meine ich kein Stören im Sinne von Pop-Ups, Werbeunterbrechungen, Guerilla-Aktionen, Spam, den unpassenden Besuch (oder Anruf) vom Vertreter oder jemanden sonst wie geartet auf den Sack zu gehen. Denn die etablierte Ordnung stört man nicht damit, dass man ihre allgegenwärtigen (eben genannten) Symptome imitiert oder weiter verschlimmert.
Ich meine, du kannst auf deine Art stören. Subversiver (zerstörerischer, zersetzender, verborgener), eben von unten, dass heißt von der „Basis“ her.
Eine Voraussetzung dafür ist, dass du auf dich selbst hörst, dich einigermaßen verstehst und ein Ziel hast. Das hilft dir, Interessierte zu finden und zu gewinnen, mit denen du aus freien Stücken zu tun haben willst. Also, jene, mit denen es sich gut stören lässt. Der Unterschied ist, dass du so schon mal niemanden direkt stören (im Sinne von nerven) musst.
Klar, du musst auf deine innere Stimme hören. Aber kannst du das, dann fällt es dir leichter, diejenigen (besser) zu verstehen, die dir wichtig sind.
Alles weitere ist delikater und erfordert etwas Empathie. Und es ist sehr subtil, teilweise unsicher und wird gelegentlich von Frust begleitet. Besonders dann, falls du noch am Anfang stehst oder noch nicht so breit wahrgenommen wirst. Aber das ist ja der Grund, warum du es (auf deine Art) machst, also störst. Der Frust sollte dich daher weniger stören.
Je besser du die Ordnung kennst, desto gezielter kannst du sie stören.
Du machst es online, weil es effektiv ist. Und du kannst – aber musst kein – Blogger sein, um richtig zu stören. Bringe die Leute bei dir so nach und nach zusammen, die du auch haben willst. Wie? Beschäftige dich mit ihnen, schreibe über sie, promote sie, tue denen was gutes in irgend einer Form, aber kräftig gewürzt mit deinem unnachahmlichen Charme.
Gehe beispielsweise auf deren Websites und lerne sie aus der Ferne kennen. Kommentiere, teile, verlinke oder gib denen bei Gelegenheit auch mal einen heißen (aber wirklich guten) Tip per Email.
Das ist kein einfaches Stören mehr, sondern direkte Einflussnahme. Klingt gut, oder?
Gehe noch einen Schritt weiter.
Mache Reviews, bilde Meinungen, gebe Statements ab. Genau so, wie es ein Journalist oder Medienunternehmen tun würde. Aber auf deine Machart. In deinem Machtbereich. (Also im Bereich, des für dich machbaren.)
Beispiel: Finde jemanden, dessen (oder dessen Leuten) Aufmerksamkeit du willst. Sage oder schreibe oder verbildliche mit deiner persönlichen Art und Weise deine Meinung über ihn oder seiner Organisation, Band oder Firma. Das ist ähnlich wie aggressives, aber kreatives Flirten, was fast an Stalking grenzt. Es ist eine Aufforderung zum Tanz oder einer Spritztour mit ungewissem Ausgang. (Letzteres liegt bei dir.)
Gehe gewitzt an die Sache.
Beeindrucke mit feinem Kommentar, zeige eine neue Sichtweise auf deinen Kandidaten, parodiere, zitiere, persifliere, seziere und modifiziere.
Dann verbreite die frohe Kunde subtil genau dort, wo man darüber reden, teilen, sich freuen oder sich ärgern wird.
Diese Leute (Privatpersonen, Blogger, Unternehmer, Künstler, Models, Rüpel, Sünder, mehr oder weniger Prominente) müssen von deiner Zuwendung nicht einmal was erfahren. Vorerst. Sie erfahren es viel wahrscheinlicher erst später und eher indirekt. Und die Leute von deren Leute erfahren dadurch. Weitere, für dich wichtige Leute, ebenfalls.
Das passiert, indem du zuerst aktiv deinen Wunschleuten deine Zuwendung und Aufmerksamkeit schenkst. So störst du bereits effektiv die bestehende Ordnung. Jeder, der eine Ordnung auch nur ändert, beeinflusst die Menschen darin.
Du spinnst ein neues Netz, wie eine Spinne im Gebüsch. Du bist das Unkraut im richtigen Garten, dass störend die Aufmerksamkeit auf sich zieht, aber bei näherer Betrachtung sich als wohlriechender Dope entpuppt.
Zeige, dass man mit dir rechnen muss.
Biete, wenn möglich, deine exklusive, persönliche Hilfe an — auch abseits der üblichen Kanäle oder des Internets. Tue dies mit Freude. Und nicht, weil du es „musst“.
Störe immer wieder. Und zwar im Sinne von denjenigen, mit dem du kommunizierst, durch positive, gewinnbringende und unterhaltsame Art. Hier musst du weder perfekt noch immer überall sein. Du musst auch nicht allen alles recht machen.
Sei einfach nur ’speziell‘ bei den für dich speziellen Leuten. Drücke ihnen – also jenen Teil der der Gesellschaft oder der Kultur, die dich interessiert – einprägsam deinen Stempel der Erinnerung auf. Mit voller Wucht.
Schaffe eine Ordnung, die stört. Eine Störordnung. Eine Antiordnung. Deine Ordnung.
Sei so etwas, wie ein ganz kleiner Klumpen Antimaterie gegenüber der Materie der Etablierten. So störst du nicht nur die alte, bestehende Ordnung, du baust eine neue Ordnung auf. Du mischst die Gesellschaft auf kreative, schöpferische Art auf. Du erneuerst einen Teil davon, weil du mehr Energie (Lust, Kraft, Talent und Tatendrang) hast. Alles aufgrund deiner typischen Art.
Und falls nun dich jemand stört?
Dann sei der charmante Gastgeber und lade ihn ein. Hole ihn rüber zu dir. Gib ihr einen Drink aus. Exakt so, wie du es dir von anderen gewünscht hättest, die es nicht getan haben. Tue einfach das Gegenteil, von dem, was so üblich ist.
Unsere Gesellschaft als Ganzes kann keinen Wohlstand mehr erschaffen. Diese Zeiten sind vorbei. Du kannst es. Deine Zeit ist gekommen. Es ist die Zeit des unüblichen*, die Zeit der Störenfriede.
*Unüblich bedeutet auch, dass man organisatorisch seine unüblichen Wege findet, um gesellschaftliche Barrieren (wie z.B. Bürokratie, juristische Gefahrenstellen und somit unnötige Kosten und Zeitverschwendung von vorn herein) zu umgehen. Eigenes Querdenken liefert hierfür die mit Abstand besten Lösungsansätze. Nicht Lehrbücher, Seminare oder Berater.