Eine interessante, aber gestörte Schönheit

Der angeblich beste Weg, etwas fehlerfrei und makellos zu gestalten, ist der, es zu perfektionieren. Denn je perfekter es wird, desto weniger Umgereimtheiten und Schönheitsfehler kommen darin vor. Perfekte Schönheit ist fehlerfrei.

Das klingt plausibel. Und nach viel Mühe und Fleiß.

Aber.

Mit der erreichten Perfektion gehst du auf Nummer Sicher und niemand wird daran etwas störendes finden. Und niemand wird sich somit an deinem Ergebnis stören. Erst recht keine potentiellen Fans, Kunden oder Unterstützer. Das heißt, abgesehen vom Erschaffer, interessiert sich komischerweise keiner dafür.

Aufgrund der arbeitsintensiven, aber dafür ausgefeilten Perfektion gerät dein Projekt unter der Wahrnehmungsgrenze, derer, die du ansprechen willst.

Denn Schönheit wird, sofern sie nicht gestört wird, relativ schlecht erkannt. Eben, weil sie relativ ist. Relativ zum nicht so schönen und damit störendem Element. Alles schöne (oder attraktive oder außergewöhnliche) braucht Kontrastpunkte und kleine Ungereimtheiten, die sie erst richtig interessant machen. Dann wird sie deutlicher wahrgenommen.

Das Schöne braucht immer ein paar kleine Hässlichkeiten, neben der sie herausragen oder positiv auffallen, entzücken und reizen kann.

Es geht bei Schönheit nicht um Makellosigkeit, Perfektion oder Vollendung, sondern um Kontraste. Ganz einfach, weil das Schöne nicht ohne das Hässliche existieren kann.

Erfolgreiche Künstler, insbesondere Musiker und Filmemacher wissen das. Produktdesigner leider eher selten, denn jene bauen oft schöne (nette) Details in etwas komplett hässliches ein. Das bisschen schöne wird dann erdrückt. (Dies würde zumindest auffallen, wenn es nicht jeder machen würde.)

Die perfekte, makellose Schönheit hingegen stört überhaupt nicht und wird deshalb auch nicht gestört.

Schon gar nicht von potentiellen Interessenten.

Warum?

Zu viel Perfektion ist langweilig.