Korruption an sich ist schon knifflig. Sie vertseckt sich gern. Denn wenn sie gut funktioniert, erkennt man sie nicht als solche. Aber sie hat viele Namen, Varianten und Erscheinungsformen, an der man sie erkennen kann.
Nahezu jeder Politiker, Funktionär und Spitzenbeamte ist hierzulande korrupt. Und zunehmend bequem. Das ändert die Art der Korruption und ermöglicht deren Ende.
Jemand, der korrupt ist, der ist von vornherein bestechlich. Er will bestochen werden. Das ist seine Absicht und sein Karriereziel. Er lässt sich aushalten oder vertritt die Interessen desjenigen, der ihm gewisse Annehmlichkeiten, Bevorzugung oder die Durchsetzung wiederum eigennütziger Interessen, das heißt persönliche Vorteile ermöglicht. Der Korrumpierte steht in der Pflicht des Bestechenden. Er muss diesen Weg zu Ende gehen.
Korruption ist ein Pakt zwischen zwei Parteien. Es entsteht ein Nutzen für diese beiden auf Kosten Dritter. Somit ist Korruption auch immer Betrug an diesem Dritten. (Zum Beispiel durch Gesetzesänderungen, Verordnungen oder Deals.)
Eine weitere Form der Korruption
Sich in den oberen Zirkeln der Politik oder Institutionen zu befinden, ermöglicht Machtpositionen, in denen klassische Korruption zum Teil nicht mehr nötig ist. Die Position an sich ist schon das korrupte Element oder das korrupte Endziel.
Hohe Funktionen werden, insbesondere wenn sie keinen Nutzen haben, gut bezahlt und mit Annehmlichkeiten gepaart.
Zusätzlich steigen Bezahlung und Annehmlichkeiten genau in dem Maße, wie der in dieser Position oder Funktion angerichtete Schaden. Und wer in so einer Funktion sitzt, der verursacht permanent(en) Schaden. An wem? An praktisch sämtlichen Leuten, die nicht in seiner Position sind.
Machterhalt und Selbstbedienungsmentalität sind die zwei Karriereziele moderner Politiker und Funktionäre. Ein großes Ding, einen Coup gibt es Krönung. Aber das fällt in die Kategorie Schaden. (Siehe oben.)
Der Selbstbedienungsladen ist die effizienteste Form der Korruption. Denn effizient ist sie durchaus, und zwar für den, der korrupt ist. Für diese eine Person. Nur für die anderen, den Rest, ist sie ineffizient.
Genau dort, wo solche Leute das Sagen haben, steigen unentwegt die Kosten. Ein Nutzen oder zumindest eine Gegenleistung kann dabei gar nicht entstehen, da die Machtposition allein die Kosten rechtfertigt. Es wird das Gegenteil, also Schaden fabriziert und als Leistung verkauft. Und falls so etwas, wie Nutzen oder Leistungen entstehen, dann sind sie nur ein Vorwand, der entweder Irrelevant (Minderwertig) ist oder als reine Pro-Forma (Alibi-Leistung) her hält.
Jetzt die Frage: Ist irgend ein Kraut dagegen gewachsen? Nein. Leider noch nicht. Aber es kann gepflanzt werden.
Die Samen dafür liegen in der Absicht, das Gegenteil dessen zu tun, was die hohen Damen und Herren so tun. Konkret bedeutet das, viele kleine Gegenorganisationen zu initiieren. Mit Organisation meine ich keine Institutionen, wie die oben beschriebenen. Sondern virtuellen Austausch, wie Gedanken, Ideen und Konzepte von Gleichgesinnten.
Jedes Online-Forum, jeder Blog und jede „Community“ ist eine Organisation. Der Betreiber ‚organisiert die unorganisierten‘ (Godin). Und er lässt (hoffentlich) nicht locker, wenn er mal Staub schlucken muss. (Bei mir weht auch ab und zu mal der Wüstenwind.)
Aber all diese Organisationsformen sind wie kleine Pflänzchen, die, wenn sie wachsen, zum Kräutern, zum ultra-starken Dope gegen die Selbstbedienungsmentalität werden. Denn irgendwann kann man den aromatischen Geruch der Kräuter nicht mehr ignorieren. Viele verschiedene Kräuter ergeben einen guten Blend oder eine brisante Mischung, die es in sich hat. Diese entziehen dem Funktionärssystem den Nährboden.
Warum? Weil sie an Einfluss gewinnen.
Jeder kann es anstellen, so wie er oder sie es am besten kann. Du kannst Buntstifte verkaufen, Online-Live-Konzerte veranstalten oder Möbel designen. Aber wenn du es machst, dann mach es mit Attitüde.
Erst dann entsteht Vielfalt. Und Vielfalt, ist das, was hierzulande definitiv fehlt.
Das alles ist nicht sooo schwer auf die Reihe zu kriegen, wenn es viele im Kleinen und mit Ausdauer machen würden.
Der schwierige Teil ist, fruchtbaren Boden zu finden, wo diese vielfältigen Kräuter gedeihen können und nicht verdorren.