Wenn man was vor hat, aber nicht weiß, ob es funktionieren wird

Dieser Beitrag ist ein bisschen ausführlicher und ernsthafter geschrieben. Ich erzähle auch aus meiner (nicht immer) ‚glorreichen‘ Vergangenheit.

Das hier ist für jemanden, der momentan wissen will, wie man die eigenen Talente gezielt einsetzen kann. Und für denjenigen, der seine Talente nicht einsetzen konnte und sich daher gezwungen sieht, sich völlig neu zu orientieren.

Welche von den Ideen, die man hat, werden praktisch realisierbar sein? Welche von den eigenen Talenten oder Interessen sind am ehesten geeignet, um daraus ein langfristig funktionierendes Geschäftsmodell zu entwickeln? Wie kann man von der Kunst allein leben? Kurz: Wie bekommt man den Gummi auf die Straße?

Ich selber hätte vor etlichen Jahren als Designer und Quereinsteiger gerne Autos, Boote aber auch kleinere Produkte entworfen. Ich kam allerdings nie wirklich dazu, weil ich dazu Investoren auftreiben, durch die halbe Welt jetten, Genehmigungen einholen und nebenher noch Geld hätte verdienen müssen. Alles gleichzeitig und alles nur, damit jemand anderes dann sein Logo auf mein Baby pappt und ich danach wieder von vorn anfange. Bei Null.

Als angestellter Designer wiederum konnte und wollte ich nicht arbeiten, da nur Absolventen bestimmter Designschulen akzeptiert werden, die dann für 10 Jahre Türgriffe entwickeln dürfen, nur um danach zum Chefdesigner für Rücklichtgehäuse befördert zu werden.

Es funktionierte nicht, weil aus meiner Sicht überhaupt nichts zusammen passte. Ich sah keine formvollendeten Skulpturen mehr, sondern nur noch Komplikationen und mögliche finanzielle Desaster auf mich zu rollen.

Später arbeitete ich teils freiberuflich, teils angestellt im Bereich Software Consulting weiter. Was mir gehörig auf den Sack ging, weil nichts von Dauer war. Ich musste mich für jedes neue Projekt, dass ich hinterher jagte, immer wieder in andere Programme (Software, Systeme) und fremde Prozesse mit neuen Kollegen einarbeiten. Dadurch war ich nicht produktiv und musste um jeden noch so kleinen Auftrag betteln. Vom ständigen umher Reisen ganz zu schweigen.

Der Aufwand war riesig, die Einnahmen mickrig, ich sah meine Talente verschwendet. Und die Zeit beschleunigte sich.

Ich fing an, meine Herangehensweisen immer wieder zu verändern und zu variieren. Ich wollte in dieser sehr komplexen Branche die Dinge einfacher machen und verschiedenes ausprobieren. Aufgrund der damaligen Kontakte, die ich hatte, übersetzte ich dann Schulungsunterlagen und entwickelte Unternehmenslogos für kleine Firmen in den USA, England und Japan. Diesmal fast alles von Deutschland aus.

Trotzdem blieb ich weiterhin in Kontakt mit potentiellen Investoren, Kunden und Geschäftspartnern in Italien und Süddeutschland. Mein Ziel war, ein für mich beherrschbares Business-Modell zu entwickeln und aufzubauen, um als Autodesigner ein eigenes Projekt zu realisieren. Eines, wo mein Name drauf stehen sollte.

Mit der Zeit realisierte ich kein Projekt, sondern dass es nicht für mich nicht machbar wäre. So blieb ich bei kleinen Auftragsarbeiten und überlegte, wie ich aus diesem Wirrwarr, der sich kaum lohnte, wieder heraus komme.

Da ich mir lange Zeit den Kopf darüber zerbrochen habe, wie man ein hoch komplexes Geschäftsmodell so auf die Beine stellen kann, dass es für mich funktioniert, kam ich zwangsläufig auf neue Ideen und Lösungsansätze, die mit meinen ursprünglichen Vorstellungen rein gar nichts mehr zu tun hatten. Dabei merkte ich, dass es nicht auf ein bestimmtes, einzelnes Talent (hier Fahrzeugdesign) ankommt, ob etwas funktioniert oder nicht.

Sondern, dass die größte Erfolgswahrscheinlichkeit darin liegt, möglichst viele der eigenen Talente zu einem völlig neuen Konzept zu kombinieren. Weiterhin wurde mir klar, dass ein Geschäft nur dann von Dauer sein kann, wenn alle Beteiligten davon profitieren und ich mit jedem auf Augenhöhe wäre. – Vom Kunden über Partner bis hin zu Zulieferern und Dienstleister. Würde dabei nur einer zu kurz kommen, dann lebt meiner Erkenntnis nach auch das Unternehmen nur sehr kurz.

Diese Gedanken trieben mich in den letzten Jahren, was letztendlich über Umwege zum Klokain-Kartell geführt hat.

Wie könnte man überhaupt ausprobieren, ob eine (oder welche) Idee dann tatsächlich funktioniert?

Zu 100% wissen kann man es nie. Gut, ich habe Erfahrungen gesammelt, bereits schon in den Neunzigern. Aber ich habe experimentiert, variiert und vor allem viel aussortiert und so richtig ausgemistet. Ich bin oft von einer Branche fließend in die nächste gerutscht und habe Fehler im Akkord gemacht. Ich habe oft schon von der Hand im Mund gelebt, Hauptsache irgendwas lief. So sind meine Eindrücke und Lernerfahrungen recht bunt und vielfältig. – Möchte ich sagen.

Zurück zum ausprobieren von Ideenkonzepten, auch Prototyping genannt.

Mit dem testen ist das so eine Sache. In einigen Fällen versperren Bürokratie und Verwaltungsaufwand gewisse Möglichkeiten, wie man sie aus amerikanischen Ratgebern (und eigenen Eindrücken) kennt. Andererseits kann nicht jedes Gründungskonzept in einer Testvariante verlässliche Ergebnisse liefern, insbesondere dann, wenn eine Marke oder Person (Gründer, Galionsfigur, Präsi oder meinetwegen Lichtgestalt) dafür gerade steht.

Die Erfahrung sagt, dass man Hürden und Ungewissheiten minimieren kann. – Sofern man sich nicht von Fachliteratur oder Gründerberatungen in die Irre führen lässt. Selber quer denken ist auf jeden Fall besser. Und natürlich ein gehöriger Schuss Vertrauen.

Da die Welt sich immer schneller verändert und es sowieso nie brauchbare Handbücher (Patentrezepte) für die Umsetzung individueller Ideen für ebenso individuelle Bedürfnisse gab, gönne deinem Hirn doch die Möglichkeit spielend kreativ sein zu dürfen. Denn wer spielend etwas erreicht, ist immer im Vorteil.

Im direkten Zusammenhang mit all den Ideen, die entwickelt und durchdacht werden sollten, hat jeder mehrere Interessen und Neigungen, die einfach häufig nur schlummernde Talente sind. Arrangiere diese so, dass sie sich gegenseitig verstärken und unterstützen. Dann finde die Leute, die darauf abfahren und vollende dein Werk.

Egal, wie viele Ideen du hast oder wie stark sie sich von einander unterscheiden, keine davon wäre leicht oder schnell realisierbar. Es ist vom reinen Aufwand her auch egal, ob man nur ein Talent nutzt oder viele kombiniert. Es ist immer aufwändig, etwas neu aufzubauen. Und es ist somit egal, welche Idee du umsetzt, solange sie umsetzbar ist.

Nur funktionieren sollte es, damit es sich auszahlt. Und genau dafür müssen die Voraussetzungen stimmen.

Deshalb sollte man es sich als ideale Voraussetzung – damit es nicht nur umgesetzt, sondern auch dauerhaft funktioniert – eben so leicht wie möglich machen. Das heißt, je leichter es du dir machst, umso mehr Spielraum gibst du deinen Talenten und Stärken. Deren Anteil auf Dauer möglichst hoch zu halten, darauf kommt es hierbei an.