Je billiger ein Rat ist, desto besser ist er

Ratschläge von Experten sind oft viel zu teuer, als dass man sie befolgen könnte. Egal, ob der Ratschlag nun kostenlos ist oder nicht. Erkennen kannst du solche Ratschläge und Expertentips meist daran, dass sie offensichtlich sind.

Das sind Weisheiten, die du bereits selber weißt oder sogar noch weiter entwickelt hast als so mancher dieser Experten.

Tips und Ratschläge von Experten sind unter Umständen hilfreich, ja. Aber sie sind nicht für jeden anwendbar oder für jeden vollständig ausführbar. Die Umsetzung verbraucht entweder finanzielle Ressourcen oder setzt einen Mindeststandard von Wohlstand voraus. Mit anderen Worten, du brauchst Geld für die praktische Anwendung dieser Ratschläge.

In solchen Fällen gehen der beratende Berater oder der Experte wie selbstverständlich davon aus, dass du das alles besitzt oder dir besorgen kannst, was du zur korrekten Anwendung seines Ratschlags bräuchtest. Das ist wie mit einem Kochbuch, wo zwar das Rezept und wie man es zubereitet drin steht. Aber das eigentliche Problem ist nicht das Kochen, sondern die Besorgung der korrekten Zutaten. Entweder wird dies schwierig oder es wird unverhältnismäßig teuer.

Da unsere Experten aber schlaue, erfahrene und ausgewichste Schlitzohren sind, umgehen sie diese Falle ganz elegant, indem sie passende und vor allem erfolgreiche Beispiele nennen, um ihre Expertenratschläge zu untermalen. Denn Beispiele tragen zum anschaulichen Verstehen bei. Und sie tragen in unserem Falle ein Preisschild, auf dem „Zu teuer“ oder „Für Dich nicht bezahlbar“ steht.

Hier mal zwei ‚Beispiele‘ solcher ‚Beispiele‘:

Beispiel 1: Ein Marketingguru (eigentlich waren es mehrere) kritisiert bei Unternehmern, die ihr Angebot bekannt machen wollen, sowohl deren mangelnden Mut zur Kreativität als auch die damit einhergehenden typisch hohen Ausgaben. Und dieser Guru hat ja recht. Aber was macht der? Da er selber keinen Rat parat hat, gibt er ein Beispiel, wie:

„Seht her, dieser Unternehmer hat endlich mal dieses (oder jenes) richtig super tolle virale Video auf YouTube verbreitet. Die Jungs von ‚DSC‘ haben Kreativität statt Geld eingesetzt, denn das Video hat.. achtung, jetzt kommt’s… nur $50.000 gekostet, das ist praktisch umsonst.“

Nur 50.000 Dollar muss man erst mal haben. Für ein Video. Und für das, was in dem Video gezeigt wird, vielleicht noch mehr.

Professionalität kostet Geld. Jeder Anfang, jedes Script, jeder Entwurf, jeder Prototyp kostet Geld. Und Amateurvideos taugen höchstens als Demo-Tapes für Künstler, die zufällig entdeckt werden wollen. Aber wer professionell sein will, der überlässt nur selten was dem Zufall.

Beispiel 2: Ein Berater berät jemanden, der konzentriert arbeiten muss, weil er Inhalte erstellt und damit ein Autor oder ein echter* Blogger ist. Vielleicht muss derjenige richtig kreativ sein, um spezielle Lösungen zu erarbeiten. Er fragt den Berater, wie er dass am besten begünstigen kann. Der Rat des Beraters ist folgender:

„Schaffen Sie sich – natürlich je nach ihren Möglichkeiten – einen angenehme Arbeitsumgebung. Eine, wo sie ungestört sind, genug Platz zur Verfügung haben und sich wohl fühlen. Am besten ein eigener, abgeschlossener Raum, ganz für die Arbeit. Falls Sie ein Haus oder Anwesen besitzen (am besten abgelegen in sehr ruhiger Lage), dann wäre eine ganze Etage oder alternativ das Gästehaus oder notfalls das Gästezimmer ideal.“

Das, was dieser Berater hier berät, das weiß jeder Idiot. Er sagt nichts anderes als: Haste Kohle, haste Ruhe. Er sichert sich zusätzlich ab mit dem „natürlich je nach ihren Möglichkeiten“. Dessen Klient antwortet, dass er nach langer Suche endlich in einem 30 Kilometer entfernten Ort den richtigen Hals-Nasen-Ohren-Arzt gefunden hat, der ihm seine Gehörkanalentzündung zusammen mit den Geruchsstörungen behandelt, die vom ständigen Tragen der Ohrstöpsel und zu vielem Riechen entstanden sind. Denn die Geräuschkulisse seiner Wohnung ist eine Mischung aus Baustellenlärm, Kirmes, Horrorfilm, Granateneinschlägen, abendliches Dauerklingeln, 1990iger Jahre Dance Music und German Oompah. Der Gestank ist nicht weniger komplex und reicht von Zigarettenrauch über Müllkippe, Jauchegrube mit Katzenpisse, Rheumamittel und Dieselabgase bis hin zur obligatorischen Ekelküche (falls man mal die Fenster öffnet, was man nicht tun sollte). — 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche. Und nicht selbst verschuldet.

Was ist, falls du – umgeben von Freaks als Nachbarn – in einem Drecksloch sitzt, aus dem du raus willst, aber aus Kostengründen noch nicht kannst? Der Berater sagt dir dann – durch die Blume – du bist zu dumm, eben nicht schlau genug, um genug Geld zu verdienen, so dass du dir einen besseren Ort leisten könntest. Oder er beruhigt dich, indem er dir sagt, dass du dich nur in einer „Übergangsphase“ befindest. Aber wie du da raus kommst, dass sagt er dir nicht.

Die meisten mittelguten Berater und Experten sagen dir, was du eh schon weißt. Nicht selten weißt du mehr als die. Weil du eine andere Lebenserfahrung hast, andere Katastrophen durchleben musstest, vielleicht aber falsche Entscheidungen getroffen hast oder einfach nur zu ängstlich warst.

Hier noch der billigste Rat, den ich habe: Falls dir das alles bekannt vorkommt und du das eh schon weißt, dann nimm das wenige Nützliche an und behalte es. Ansonsten lass es stinken und lass es krachen um dich herum und lass vor allem deinen letzten Euro stecken. Finde nur deine täglichen 5 Minuten, egal wo, egal wann, und mach was daraus. Mach es so, dass du bald 50 Minuten zur Verfügung hast. Und mach es besser.

Uns allen geht es oft nicht schnell und billig genug. Aber schneller geht es nicht. Und billiger geht es kaum noch.

*keiner von diesen unpersönlich-selbstverliebten Typen, die nur die Stories anderer aufwärmen und sich dann ganz schlau fühlen

Der moderne Quasimodo

Keiner will mit oder von ihm gesehen werden. Und vor allem, keiner will ihn sehen. Er weiß das. So will er auch keinen sehen. Der hässlich-buckelige Typ, der Kinderschreck, der sich nur Nachts heraus traut und scheinbar nichts anderes zu bieten hat, außer Abschreckung. Er braucht keine unsichtbaren Mauern aufzubauen. Er lebt bereits darin.

Und er hat seinen Weg, diese zu durchbrechen. Durch das, was er liebt, durch das Leuten der Glocken von Notre-Dame.

Das war seine Ausdrucksform, seine Kunst. Nur wie sieht es heutzutage aus? Wo ist Quasimodo jetzt?

Er ist bei seiner Kunst, wie immer. Und nur dort. In Gedanken und real.

Wenn er bisher Kunst gemacht hat, wurden und werden viele seiner Kunstwerke nur ihrer Seltenheit, ihres Marktwertes beachtet. Sofern seine Kunst selten genug ist und daher einen Markt(wert) hat. Um die Kunst selber ging es dabei auch eher selten. Das ist das eine.

Das andere ist, dass es den typischen Quasimodo bis zum heutigen Tage genauso ergeht. Exakt wie früher, genau wie zu Victor Hugo’s Zeiten, dem ‚Erfinder‘ von Quasimodo.

Dinge, Produkte oder Projekte, die von Unternehmen veröffentlicht, herausgebracht, beworben, gefeiert werden und von der Öffentlickeit geschätzt, bewundert, gefeiert und schließlich gekauft werden, haben als Urheber immer einen Quasimodo im Glockenturm. Das heißt, der eigentliche Urheber, der Designer, Künstler oder Autor, der wird nur selten oder gar nicht genannt. Genannt wird er nur, wenn er selber vorzeigbar oder eine prominente Marke ist oder genug Einfluss ausübt. Nur dann kann er es durchsetzen, erwähnt zu werden. Meist passiert es nicht.

Ein bezeichnendes Beispiel dafür ist, dass vor nicht all zu langer Zeit die großen amerikanischen Autokonzerne alternative Designentwürfe ihrer Designer immer vernichtet haben, um nicht vom Endprodukt abzulenken, die von den Konzernlenkern zur Produktion frei gegeben wurden.

Zudem werden Künstler und Kreative Leute oft als wenig gesellschaftsfähige Einsiedler wahrgenommen. Und viele sind es auch.

Es gibt bekannte Größen, die ungern in der Öffentlichkeit auftreten oder überhaupt gesehen werden wollen. Der Musiker Mike Oldfield ist (oder war) ein bekanntes (und passendes) Beispiel dafür. Richard Branson mußte Oldfield am Anfang seiner Karriere trotz Vertrages und fester Gage noch einmal beschwatzen und ihm seinen privaten Bentley dazu geben, um ihn nur einmal auf die Bühne zu kriegen.*

Jeder wird wird auf eine gewisse Art unterschätzt, fehleingeschätzt oder sogar abgewiesen. Jeder unterschiedlich.

Manche weisen sich zudem selbst ab. Auch und gerade populäre Zeitgenossen. Dafür gibt es viele Gründe, die bei jedem anders sind – teils innerlich, teils äußerlich. Und es gibt auch viele selbstverliebte Narzissten und Exhibitionisten, die sich auffälliger präsentieren und prominenter in Szene setzen.

Aber.

Was für Quasimodo die Glocken von Notre-Dame waren, das ist das Instrument oder die Stimme für Musiker, die Kamera für den Regisseur, das Material für Künstler und die Tastatur für den Autoren und… ganz speziell für den Blogger.

Durch Laptop und Internetanschluß können viele Quasimodos und Mike Oldfields auf ihre Art sich der Öffentlichkeit präsentieren. Und was meine ich mit „Öffentlichkeit“? Das wären nur die Leute, die als echte Bewunderer oder Fans von denen erfahren wollen. Niemand sonst.

Der heutige Quasimodo kann entscheiden, wem er sich mitteilen will (und von wem er wahrgenommen werden will) und von wem nicht.

Er zeigt sein digitales Ich. Und zwar so, wie er es früher nirgendwo sonst hätte tun können. Er zeigt die Person, die er wirklich ist. Der Künstler und Urheber. Der Marktwert seiner Kunst entsteht paradoxerweise nicht mehr durch Seltenheit, sondern durch die Verbreitung und durch die Verbindung mit den richtigen Leuten. Somit schafft er den Markt und gleichzeitig seinen Wert. Dies kann nur er selbst. Genauso wie das richtige Leuten der Glocken.

*Branson erzählt das in seinem ersten Buch Losing my Virginity

Dieser Beitrag bietet keinen Mehrwert

Was hier steht ist Blödsinn und schlichtweg respektlos. Vor allem für jene, die derart oft die Mehrwertkeule schwingen, so dass der Begriff zur hohlen Phrase verkommt und keiner mehr weiß, wie er Mehrwert schaffen soll. Immer die selbe Leier.

Mehrwert.  Mehrwert.  Mehrwert.

Lesernutzen.  Lesernutzen.  Lesernutzen.

Malkovich
malkovich
Malkovich
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Malkovich

 

 

 

 

 

 

Sonst noch was?

Ja. Dieser Beitrag liefert keinen Mehrwert. (Das steht schon in der Überschrift.) Und damit breche ich eine Regel. Du aber auch, denn du liest ja trotzdem weiter. Dann kannst du gleich zu Ende lesen. Und falls du weiter liest, dann erfährst du, warum du zu Ende gelesen hast.

Dieser Beitrag ist so wertlos, dass er schon wieder wertvoll ist. Wieso? Es geht nicht darum mehr Wert zu schaffen als ein anderer, der bereits einen bestimmten Wert liefert. Oder etwas größer, schneller, länger oder billiger zu machen, als das, was schon jemand anderes (zu bieten) hat. Das ist ein Leistungswettlauf. Mehrwert ist ein Leistungsmaßstab. Mehrwert zu schaffen ist eine Leistungssteigerung. Und das macht es schwierig.

Denn jemand, der etwas nicht braucht, der kauft es auch dann nicht, wenn es größer, schneller, länger oder billiger ist.

Was wäre, wenn man statt „mehr“ Wert einen neuen Wert kreiert. Oder einen anderen Wert. Und noch einen anderen Wert. Oder du einfach einen Wert klaust? Und diese multiplizierst? (1×1=1) Oder addierst? (1+1=2) Oder kombinierst? (1+1=1&1) Oder Regeln brichst und kombinierst? (1+1=11)

Es hat große Auswirkungen, wenn du vorhandene Dinge und Zustände veränderst, besser zerstörst. Als (nicht) vorhandenes weiter zu mehren. Neue Werte entstehen automatisch, wenn du das alte respektlos entwertest.

Die größten Auswirkungen hat ein Wert dort, wenn du ihn dort hinein setzt, wo es diesen Wert nicht gibt und sich frei entfalten kann. Wie? Brich zuerst eine Regel. Dadurch wird dein Resultat unüblich und damit machst du es überraschend, erkennbar, spannend und aufschlussreich.

Ist etwas überraschend, erkennbar, spannend und aufschlussreich, dann will man mit großer Wahrscheinlichkeit mehr davon.


 

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Flowtime

Karl ist ein sehr lesenswerter und humorvoller Blogger aus Wien, der Lebenskunst zum Prinzip erklärt. Er lud mich zu seiner Blog-Party zum Thema Flow ein. — Völlig klar, dass ich mich zu so einer Party nicht zweimal bitten lasse.

Also das ist interessant: Ein Lebenskünstler lädt einen Bösewicht zur Party ein. Ob das gut geht? Klar, den das hat was mit Flow zu tun.

Also zur Sache. Das, was mir zuerst auffällt: „Flow“ reimt sich auf Klo. Das passt schon mal. Aber was dieser Flow eigentlich ist, beschreibt Karl als:

„…ein Zustand, bei dem du im Tun aufgehst, eine Aktivität, die du mit Leidenschaft verfolgst, so dass du Zeit und Raum vergisst – jenseits von Angst und Langeweile.“

Ich muss schon wieder ans Klo denken.

Nein. Karl möchte wissen, wie es bei seinen Blogger-Kollegen mit diesem Flow ganz im Sinne einer Tätigkeit aussieht. – Eine die glücklich macht und zugleich wirklich produktiv ist. Das er das auch von mir wissen will, dafür für bin ich ihm dankbar. Daher beantworte ich die von ihm gestellten Flow-Fragen natürlich ernsthaft und aus meiner Situation heraus:

Wofür kannst du dich begeistern?

Ich bin ein „was-wäre-wenn-Typ“ und wenn ich irgendwas sehe, egal was, dann muss ich es verändern, modifizieren, verbessern, verschlimmern oder kreativ kaputt machen.

Ich experimentiere halt viel und gern. Real und gedanklich. Dabei gehe ich so weit, dass seriöse oder ernsthafte Dinge durch mein Zutun, wenn möglich, bizarr oder grotesk wirken. Das Vermischen von völligen Gegensätzen mit der darauf folgenden Reaktion anderer hat für mich seinen Reiz.

Ich drehe gern scheinbar unverrückbare Dinge oder Dogmen in ihr Gegenteil um. Das Ausdenken und Inszenieren von schrägen Szenarien ist mein Ding. Und Dinge, die ernst und seriös daherkommen, ziehe ich gern durch den Kakao. Das könnte ich den ganzen Tag so treiben.

Ich bin im Flow, wenn ich albern bin. Kein Witz. Aber albern auf eine produktive und unterhaltsame Art.

Mich selber begeistert, wenn ich andere begeistern kann, so dass ich unmittelbar eine Reaktion (Lacher, Überraschung, Verwunderung, Teilnahme) bei anderen auslöse. Ich spiele gern mit Worten oder Begriffen während ich rede oder schreibe, weil ich damit gleichzeitig – also ‚live‘ – kreativ sein kann. Das tue ich auch, wenn ich andere Leute unterhalte oder ihnen was auf plastische Art erzählen oder erklären kann. (Als ich aus Spaß einmal Al Pacino imitiert habe, da waren sogar die Hunde begeistert.) Im Flow bin ich, wenn ich jemanden auf irgend eine Art mitreißen kann.

Konkret kann alles, was ich mir ausdenke und tue, verschiedene Formen (z.B.Sprache, Texte, Bilder, Musik) annehmen. Die Reaktion anderer macht den Flow perfekt.

Begeisterung ist für mich Faszination. Und Faszination ist für mich Inspiration für die Umsetzung eigener Ideen. Hier mal ein schräg-schönes Beispiel, wie mich Leute mit nonkonformistischer (unangepasster) Attitüde inspirieren und allein schon dadurch meinen Flow generieren:

Komischerweise fühle ich mich in der Gegenwart von Halunken, Ganoven und diversen Außenseitern der Gesellschaft besonders wohl. Die sind respektvoller, geselliger und vor allem viel unterhaltsamer als langweilige Vorzeigebürger oder arrogante Lichtgestalten.

Durch meinen umtriebigen Vater hatte ich in meiner Kindheit regelmäßig Kontakt – ich will nicht sagen zur ‚Unterwelt‘ – aber zu gewissen Kreisen. Vielleicht komme ich selber aus einer Gangster-Familie und habe es nur nicht gemerkt. Aber ich fand das schon damals interessant und inspirierend, wie die drauf waren und wie ungeniert und bunt die gelebt haben. Das waren manchmal Figuren, wie aus einem Film. Echte Charaktere mit Stil eben. Und genau das macht für mich die Faszination aus.

Mich begeistert es daher, mit einem gewissen Gangster-Charme kokettieren oder polarisieren zu können. Das ist für mich wie eine Art Show. Und die Show ist der Flow.

Wie erlebst du den Flow-Zustand?

Ich handele nach Bauchgefühl, nach meinem Instinkt. Denken kann ich, wenn ich außerhalb des Flows bin.

Fakt ist, ich muss von der Stimmung her im Flow sein, um etwas von Belang tun zu können. So richtig produktiv kann ich nämlich nur dann sein, wenn ich meine Interessen mit meinen Talenten, Neigungen und Eigenheiten verbinde. Und je öfter ich das tue, umso mehr und länger befinde ich mich in meiner Art des Flow.

Da ich aber leicht abzulenken bin, bleiben für mich äußere, also unerwünschte, störende Einflüsse und Unterbrechungen, auch innerhalb des Flow präsent. Meiner Erfahrung nach lassen sich jene darin aber leichter überwinden oder schneller beheben. Die Priorität, das Wesentliche gerät nach einiger Zeit wieder in den Mittelpunkt meiner Aufmerksamkeit.

Interessant ist, dass ich mich nicht zu sehr „verkopfe“, also nicht über irgendwas grübele, während ich im Flow bin. Ein Zustand im Flow bewahrt mich weitgehend vor unnützen Beschäftigungen, wie zum Beispiel Nichtigkeiten und falsche Dringlichkeiten. Ich sehe im Flow alles geschärfter und aufs wesentliche orientiert, wie aus der Geierperspektive.

Welchen Regeln folgst du bei deiner Leidenschaft? Gibt es überhaupt Regeln?

Ich wende keine bewusste Regel an, um im Flow zu sein. Den Flow kann ich nicht erzwingen, er kommt ganz beiläufig.

Voraussetzung ist allerdings, dass ich ‚auf Empfang‘ schalte, also ein gewisses Maß an Flow-Bereitschaft habe. Bin ich nicht auf Empfang, so mache ich ungeliebte Tätigkeiten. Das ist für mich eine Form von Arbeitsteilung zwischen Flow-Zustand und Stress-Zustand.

Im Stress mache ich somit den ganzen stressigen Kram, denn da bin ich ja eh schon gestresst. Und nach einer Weile ist selbst der Stress derart gestresst, so dass er schon freiwillig verschwindet. Danach ist Flow-Time angesagt.

Um den Stress den letzten Rest zu geben, spielt in meinem Kopf ständig Musik. Das zwing den Stress mit mir im Flow zu sein — woraufhin er (der Stress) es natürlich nicht lange mit mir aushält.

Der Flow selber muss nur einmal angestoßen und in Schwung gebracht werden. (Durch eine Inspiration zum Beispiel.)

Normalerweise genügt es, mit meinen Neigungen meinen Interessen nachzugehen. Wenn ein Nutzen für andere dabei entsteht, umso besser. So kann ich mir die Ergebnisse meines Tuns bildhafter und lebendiger vorstellen, was den Blick nochmals schärft. (Wieder die Geierperspektive.)

Welchem Rhythmus folgst du?

Nachdem ich meinen Flow-Zustand in Schwung gebracht habe, muss ich ihn aufrecht erhalten. Sonst ist er wieder weg.

Das gewisse „Drehmoment“, den Schwung, den behalte ich durch die tägliche, wiederkehrende, fortwährende Beschäftigung mit dem, was mich – selbstredend – im Flow behält, also das, was mir liegt oder wichtig ist. Fortschritte bei meinen Resultaten dienen dabei als Turbolader, als Drehmomentverstärker.

Ich darf nicht zu lange pausieren, sonst flüchtet der Flow. (Also doch eine Regel.) Und wenn ich am Ball bleibe, stimmt auch die Stimmung, die bleibt hoch und ich werde besser und fließender, in dem, was ich tue. Ich schaffe dadurch auch immer mehr wichtiges in der selben Zeit.

Ich bin wie einer dieser alten Flugzeugmotoren, der immer erst einige Startschwierigkeiten hat. Der pufft und knallt, geht wieder aus, startet wieder mit etlichen Zündaussetzern. Dicker Rauch kommt aus dem Auspuff. Aber mit der Zeit läuft er schneller und runder. Und der Rauch ist auch langsam weg. Ist die Betriebstemperatur erst einmal erreicht, so läuft er zu Höchstleistungen auf. Sobald er auf Teillast läuft, kommen jetzt statt Rauch Flammen aus dem Auspuff. Exakt so fühle ich mich im Flow.

Fazit für dich: Falls du durch deine Umstände Schwierigkeiten hast, auch nur Ansatzweise in den Flow zu kommen., dann nehme dir jeden Tag nur 5 Minuten dafür und tue eben nur so als ob du im Fluss, im Flow wärst. Dann bist du schneller drin als du denkst. Und je regelmäßiger du das tust, umso länger, stärker und intensiver wird jedes Flow-Erlebnis. Denn der Flow ist ein Perpetuum Mobile. Er verstärkt sich selbst, während er gleichzeitig störende Einflüsse, wie Stress, Unterbrechungen oder Mangel schwächt. — Hast du den Flow, dann hast du schon halb gewonnen.

Und jetzt ab zu Karl’s Party… it’s Flowtime.

Merkelesque Scheiße

Warum scheißt der Teufel immer auf den größten Haufen? Weil er den kleinen Haufen vielleicht übersieht? Oder weil beim großen Haufen seine eigene Scheiße weniger ins Gewicht- oder auffällt? Womöglich. Aber nicht nur deswegen.

Bei wem würdest du das gleiche Produkt zum identischen Preis lieber kaufen? Bei einem armen oder bei einem reichen Anbieter?

Genau die Frage habe ich vor einigen Tagen acht Bekannten gestellt. Alle, bis auf einen, sagten ganz offen, dass sie – sofern sie die Wahl hätten – lieber beim Reichen einkaufen würden. Der Grund dafür war bei allen der selbe: Sicherheit.

Bleiben wir beim Haufen Scheiße. Wir alle wissen, Millionen Fliegen können nicht irren. — Bei Bestsellerlisten, Chart-Platzierungen oder Ranglisten für Verkäufe aller Art wird dies sehr deutlich. Der Erstplatzierte steht mit erheblichem Abstand vorm Zweitplatzierten. Der Dritte, Vierte, Fünfte und so weiter folgt mit jeweils immer geringerem Abstand.

Das alles hat wenig oder gar nichts mit Qualität oder Wert an sich zu tun. Sondern mit Verhaltensmustern, das heißt, mit dem Bedürfnis nach Sicherheit und gesellschaftlicher Akzeptanz. Und damit der Angst, daneben zu liegen, sich etwas weniger populäres anzueignen oder sich als Außenseiter zu erkennen zu geben. Das Sicherheitsgefühl innerhalb der Herde ist wichtiger als jeder andere Grund, etwas durch Kauf, Mitgliedschaft, Nutzung oder eben ‚Like‘ zu unterstützen.

Der versinnbildlichte Teufel sind hier all die Menschen mit ihren größtenteils angepassten Verhaltensweisen. Hier sind es die Kunden, Fans oder Unterstützer eines Produktes, einer Kunst oder einer Sache. — Sogar dann, wenn Produkt, Kunst oder Sache eigentlich scheiße sind. Deshalb schreibe ich hier über Scheiße.

Da das Verhalten von Menschen in erster Linie immer auf Sicherheit bezogen ist, können Anbieter, also Marktführer in ihrer jeweiligen Branche, bequem davon profitieren.

Cut Back, Original Image courtesy of EPP

Eine derartige Dominanz ist Merkelesque. Egal, wie scheiße Mutti auch sein mag, sie gewinnt jede Wahl oder Umfrage. Sie steht für Sicherheit, Kontinuität, Kompetenz, Vertrauen und gesunden Menschenverstand. Eine derart einnehmende Überzeugung schafft – trotz (oder wegen) aller Unfähigkeit – nicht einmal die Queen. Und schon gar kein Außenseiter.

Zurück zum Markt. Der Arme Anbieter würde deinen Kauf sicher sehr zu schätzen wissen und auch dringender benötigen als der Reiche Anbieter.

Der Reiche würde deinen Kauf bei ihm wahrscheinlich nicht einmal bemerken, da er schon genug verkauft. Dein Kauf fällt bei ihm nicht ins Gewicht. Du wärst bei letzterem nur einer von sehr vielen Kunden. Und ein kleiner Teil der Masse.

Wie kannst du jemanden für dein Angebot überzeugen? Es ist schwierig, einen großen Haufen oder etwas, dass nur so aussieht zu erschaffen. Deshalb müssen wir kleinen, du und ich, jetzt nicht die gleiche Scheiße produzieren, sondern etwas anderes. Du kannst nicht auch noch mit Scheiße konkurrieren, denn davon gibt es schon mehr als genug.

Was du tun kannst, ist jemanden das Gefühl zu geben, dass es sich bei dir zwar nicht sicherer, dafür aber interessanter, angenehmer, ausgefallener oder ganz einfach exklusiver scheißt. Genauer, dass es sich für ihn lohnt, bei dir zu scheißen.

Interessant sind nur die Bösen — Weil sie kreativ Probleme lösen

Der rechtschaffene Bürger und Unternehmer, der unter der Behördenlast leidet und der angehende Gründer, paralysiert von der üblichen Beratungsidiotie, geraten unter die gleiche Fuchtel. Sie arbeiten für das System. — Das ist das Problem.

Ständige Kontrolle, Überwachung und Perfektionswahn von gelangweilten Beamten ersticken jegliche produktive Kreativität und damit auf jeden Fall das Gemeinwohl. — Und zwar Nachhaltig.

Gesetze, Verordnungen, Verwaltungsaufwand, Genehmigungsverfahren, Bürokratie, Kontrollen, Vorschriften, Gebühren und die nahezu garantierte Bestrafung bei geringsten Vergehen stutzen jeden Abweichler und Kreativen zurecht.

Dinge, die völlig überflüssig sind, werden zur Dringlichkeit. Und dringende Aufgaben – egal, ob wichtig oder nicht – werden als erstes zur Pflicht. Fakt ist, dass die europäischen und speziell die deutschen Bürger hilflos in einem krankhaften System-Geschwür von Nichtigkeiten gefangen sind, wie die Fliegen im Spinnennetz. Jeder Furz wird zum Notfall und jede Beamtenlaune zum Gesetz. Das hält die Beamten auf ihren Posten und treibt für alle die Kosten.

Mal ehrlich und ganz unter uns:

Um in solch einem erdrückenden Umfeld überhaupt den Überblick behalten zu können und kein Geld verschwenden zu müssen, kommst du um ein eigenes System (!) nicht herum. Viele verzetteln sich sonst, tappen in irgend eine Falle oder geben entnervt auf und prostituieren sich wieder für die Jobsuche. (Dich meine ich jetzt nicht. Aber vielen ergeht es so.)

Sollte man ein eigenes System errichten? Nein, das sollst du anscheinend nicht. Du sollst fleißig für die Großen und Mächtigen funktionieren.

Darfst du dein eigenes System errichten? Ja. Aber das sagt dir keiner.

Kann man überhaupt so etwas, wie ein System aufbauen? Natürlich, denn Berufsgangster und ausgewichste Ganoven tun das schon seit es Vorschriften und Gesetze gibt.

Kreativität und dessen systematische Umsetzung sind traditionelles Standardrepertoire im Gangsterhandwerk.

Southie Gangsters (cut back) — Copyright & Original Image by Bryan Maleszyk

Dass heißt, man kann diesen Irrsinn der behördlichen Bevormundung umgehen oder für sich und seine Kunden nutzen. Am besten beides. Am allerbesten so, wie es unsere Freunde aus der Unterwelt tun würden.

Man sollte sich tatsächlich mal die Frage stellen: Was würde ein gelernter Mafioso tun? Dann dieses Gedankenspiel mal zu Ende spielen. Denn spielerisches Denken ist ja erlaubt. Es wird nur nicht gefördert.

Du weißt ja: Wer in einer Knebelgesellschaft wie wir sie haben, sich zähneknirschend an jede neue Verordnung hält, der kommt nicht weit.

Sicher, man kann sich diesem System beugen, ihm vertrauen, ihm dienen, indem man brav alles tut, was gefordert wird. (Machen leider die meisten.)

„System“ klingt gigantisch. Wie groß soll denn so ein eigenes System sein? Bitte so klein und übersichtlich, wie irgend möglich. Vor allen muss dein System kreativ und von einer Person (dich) beherrschbar sein.

Gibt es dennoch Alternativen zu einem eigenen System der Kreativität?

Du könntest versuchen Spießer zu werden, Lieb-Kind zu einem Vorgesetzten spielen und dich an einen Job klammern.

Du könntest einen bösen Brief nach Brüssel oder gleich nach Berlin an Tante Merkel schreiben. Du könntest vielleicht profitieren, falls du Anwalt, Steuerberater oder Funktionär wärst. Du könntest ein Produkt oder einen Service oder eine Beratung anbieten, die das Leben im System ‚erleichtern‘. Du könntest auswandern. Und du könntest kriminell werden.

Richtig gelesen. Werde kriminell, aber auf legale Art. Werde kriminell gegen Gesetze in deinem Kopf. Werde kriminell gegen feste Denkmuster. Werde kriminell in deinen Absichten, aber legalisiere sie bei der praktischen Umsetzung.

Jeder Kriminelle, der was auf sich hält, weiß – mehr oder weniger – wie man ein System umgeht oder austrickst. Die organisierte Kriminalität, wenn sie gut ist, schafft ihre eigenen Strukturen, ihre eigene Ordnung, die größtenteils immun gegen staatliche Bevormundung ist und sich darüber hinaus noch dessen Kontrolle entzieht.

Diese Leute, also die richtigen Kriminellen, die müssen kreativ sein, um ungestört ihren Geschäften nachgehen zu können. Teilweise sind sie so gut, das sie dabei keine Gesetze übertreten müssen. Sie arbeiten im gewissen Sinne legal.

Aber sie brechen öffentliche Regeln. Teilweise machen sie sich das System der Ordnung zu nutze oder profitieren davon.

Las dich von den Bösen inspirieren. Denke mal so, wie ein ausgebuffter Gangster es tun würde. Spiele mit Ideen und baue dir gedanklich ein eigenes System, eine Art ’neue Ordnung‘ auf, völlig unabhängig von der bestehenden.

Denke dabei langfristig, guck dir das momentane Behördensystem an und spinne dir aus, was von denen in naher Zukunft noch so alles verboten werden könnte und entferne dies schon mal vorsorglich, plane es als ‚verzichtbar‘ ein.

[Mit „verboten“ meine ich auch, dass viele Dinge behördlich zunehmend erschwert oder verkompliziert werden könnten.]

Breche Regeln und entziehe dich störenden Gesetzen. Bleibe aber im Rahmen der Gesetze, denen du dich nicht entziehen kannst.

Dafür nimmst du Elemente (Ideen, Bausteine) in dein Vorhaben hinein, die sehr polarisierend sein könnten aber von dir leicht kontrolliert, ersetzt oder für deine Bekanntheit genutzt werden können. Setze auf Einfachheit und gleichzeitig auf extreme Flexibilität. Baue dein System, deine Firma oder dein Projekt so auf, dass es jederzeit upgedatet werden kann.

Somit wirst du für die öffentliche Ordnung und behördlichen Kontrolleure zum Pudding, den man an die Wand zu nageln versucht und für potentielle Konkurrenten nicht mehr greifbar.

Denke dir dein eigenes System aus, aber benutze austauschbare Standardkomponenten. Dadurch profitierst du von Vorschriften (Industrienormen, Verfahren, EU-Auflagen), anstatt darunter zu leiden. Lagere Verpflichtungen und komplexe Dinge aus. An den besten, das heißt, den richtigen. Nicht den billigsten oder erstbesten.

Traditionelle Firmen verlieren ihre Kunden und ihren guten Ruf, wenn sie ihre Kernkompetenzen aus Kostengründen auslagern. Aber du bist kein Inhaber einer ollen Traditionsfirma, sondern baust ein Beziehungsnetzwerk, bestehend aus Auslagerungen auf. Als Prinzip und von vornherein im Sinne deines Kunden, um ihn ein besseres Produkt mit einem besseren Service zu bieten. Verlasse dich dabei auf dein flexibel aufgebautes Eigensystem und nicht auf das System der Behörden. Nur du bist der Zampano und daher für die Zufriedenheit, besser Begeisterung, deiner Kunden verantwortlich.

Ja, das alles macht mehr Arbeit, vor allem in der relativ langen Vorbereitungsphase. Aber die Arbeit wird sich lohnen, weil du dir so einen Marktvorteil erschaffst, indem du deinen Kunden einen Vorteil verschaffst. Kreiere und baue daher dein System um deine liebsten Kunden herum.

Und falls du kein Unternehmer sein willst? Dann kannst du das alles auf deine spezielle Situation übertragen. Jederzeit.

Lichtgestalten und Wunderwuzzis

Wenn wir manch andere sehen, die in irgend einer Weise oben auf sind, dann sehen wir Lichtgestalten. Ich. Du. Wir sehen, was die alles können, was die schon in so kurzer Zeit erreicht haben, während wir weiterhin deren Staub schlucken. Und wir erahnen nur, wie unheimlich schlau, talentiert oder ausgewichst die alle sein müssen.

Das ist aber nicht unser, nicht dein Leben und es ist nicht unsere, nicht deine Schläue, Talent oder Ausgewichstheit.

Das Leben dieser Lichtgestalten ist nicht besser oder schlechter als dein Leben. Es ist anders und daher passt deren Leben und deren Stil und deren Art einfach nicht zu dir. Jeder Vergleich würde da schlimmer hinken und mürrischer machen als Dr. House nach einer ernsthaften Fehldiagnose.

Es wird noch schlimmer.

Wir haben manchmal (oder auch öfters) das Gefühl, etwas zu verpassen oder etwas nicht zu bekommen, was uns „zusteht“. Oder dass wir etwas nicht gebacken bekommen, was den anderen doch immer so leicht fällt.

Dieses Gefühl ist hinterlistig und sitzt genauso kurz angebunden in der gleichen Spelunke hinterm Tresen, wie die oben genannte Sichtweise.

Hier kommt’s: Was die anderen haben, das hast du längst auch. Hattest du schon immer. Nur in anderer Form, sozusagen in einem anderen Aggregatzustand oder auf einer anderen Frequenz.

Du selber nämlich hast Eigenschaften, die so manch Erfolgreicher glaubt, auch unbedingt haben zu müssen. Der Wert der verschiedenen Eigenschaften ist im Endeffekt immer derselbe. Dein Wert als Person und deren Wert als Person ist… derselbe.

Es wird noch besser.

Falls du den Eindruck hast, vom Leben benachteiligt zu werden, dass das Leben nur so an dir vorbei rauscht, ohne dir was von dem edlen Tropfen einzuschenken, den die anderen tagtäglich nur so runter kippen, dann bist du schon mal im Vorteil. Wenn du das willst.

Denn alles ist relativ. Und ein Wert, den eine Sache, ein Ding oder Zustand hat, der wird diesem nur beigemessen, angedichet und geschätzt. Es gibt keinen absoluten Wert an sich. Es gibt  – von verdünnt bis original Faßsstärke  – Wertschätzung. Nur die ist echt.

Ein amerikanischer Freund (nicht alle Amerikaner sind böse) hat mir ein seltenes Schulbuch über Custom Cars aus dem Jahr 1963 geschickt. Dort hat er unter anderem als Gruß hinein geschrieben:

„One man’s trash is another’s treasure!“

Wenn du tagelang durch die Wüste (oder Hölle) gegangen bist, dann weißt du den Wert eines billigen Mineralwassers sehr zu schätzen. Wenn du dich Jahre oder jahrzehntelang mit bloßen Händen durchschlagen musstest, dann weißt du einen Erfolg ganz anders zu schätzen als so manch ein an seine ewigen Erfolge gewohnter Wunderwuzzi.

Man nimmt, was man kriegen kann

Die erstbeste Fressbude muss genügen. Denn wir haben jetzt Hunger.

Die erstbeste Person wird geheiratet, weil wir glauben, später keinen Partner mehr zu finden. (Und dass die Verwandten endlich Ruhe geben.)

Die erstbeste Glotze, die beim Elektronikmarkt im Angebot ist, wird genommen. Denn schon heute Abend kommt unsere Lieblingsserie, die wir nicht verpassen wollen.

Bei den erstbesten Blogs mit halbwegs passendem Inhalt geben wir unsere halbwegs passenden Kommentare ab. Denn wir wollen unseren Blog selber schnell bekannter machen.

Der erstbeste Schönheitschirurg muss reichen. Dann sehen wir nicht nur gut und günstig, sondern auch immer öfter anders aus.

Der erstbeste Kurs wird gebucht. Wir wollen nicht selber denken, sondern genau wissen, wie es geht.

Das erstbeste Angebot nehmen wir an. Weil wir glauben, mit sonst niemanden ins Geschäft (oder an eine Stelle) zu kommen.

Der erstbeste Bewerber für die freie Stelle wird eingestellt. Denn unser einziger Experte wurde heute überraschend von der Konkurrenz abgeworben.

Die erstbeste Geschäftsidee wird umgesetzt. Weil wir glauben, nicht mehr drauf zu haben.

Zur Not frisst der Teufel Fliegen. Aber Fliegen machen uns nicht satt. Und schmecken tun sie auch nicht. Wir nehmen halt, was wir kriegen können. – Weil wir auf die Schnelle nichts besseres zu finden glauben. Manchmal können wir nicht anders oder wir stehen mit dem Rücken zur Wand. Aber eben nur manchmal.

Tatsächlich würde es alternativ Sinn machen, den Preis der Geduld (ein rares Gut) zu zahlen, um genau das zu bekommen oder das zu erreichen, was wir uns eigentlich, also zuerst und ultimativ, das heißt, passend zu uns vorgestellt haben. Das wäre für uns das Beste. ‚Gut Ding braucht Weile.‘ Und das Beste erst recht.

Kurzfristiges Denken ist nicht nur in Mode. Es nimmt in unserer schnelllebigen Zeit auch noch zu. Obwohl wir uns es uns gar nicht leisten können. Und so viele Notfälle kann es nun auch wieder nicht geben. Vieles ist nur Dringlichkeit, falsche Eile (oder Eifer), scheinbarer (gefühlter) Druck, Hektik und völlig bekloppter Aktionismus (alles nur reine Show).

Somit sind wir es gewohnt, schnell zuzugreifen und verwechseln daher genauso schnell unsere wahren Ziele mit zwischenzeitlichen Übergangslösungen.

Deshalb ist das Erste sehr oft nicht das Beste. Sondern bestenfalls die zweite Wahl. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Planeritis

Es gibt Leute, die machen einen Plan, um einen Plan zu machen, wie man etwas planbares planen kann, um dann einen Plan auszuführen. Diese Leute sind verplant. Und zwar planmäßig.

Einige merken das und aus der Not heraus versuchen sie dann (wieder planerisch) gegen zu planen. Nur damit werden die Planvorgaben nie erfüllt. Da hilft nur noch eine Abdeckplane oder für besonders hartnäckigen Fälle die Planierraupe.

Da in Deutschland (auch Planet Plan oder Planplanet genannt) erklärt werden muss, was demnächst geschehen wird, kommt man um diese ganze Planerei nicht herum. Plakativ ausgedrückt, Pläne gibt es hier, wie Plankton im Pazifik. Plus Probleme.

Plaudern wir über Problemvermeidung. In Wahrheit sind viele Pläne Plazebos, also scheinbare Plaketten für Sicherheit, als ob damit alles wie geplant ablaufen würde und mögliche Probleme vermieden werden. Das klingt plausibel. Aber dieser Post ist ein Plödoyer für die Unplanbarkeit. Denn Pläne sind manchmal wie eine plärrende Platte mit Sprung, weil man immer wieder das falsche wiederholt, um endlich was richtig zumachen. Oftmals sind Pläne nur Plagiate von Plagen.

Schon Platon – mit Sicherheit kein Playboy – wusste: „Der Fehler begleitet den Menschen.“

Du kannst in Playa de Palma am Strand liegen und während dessen einen besseren Plan ausführen als der penible Planer im Planbüro. Oder plastischer ausgedrückt:

„Der Tugendhafte begnügt sich, von dem zu träumen, was der Böse im Leben verwirklicht.“ (Wieder Platon.)

Viel Kuddelmuddel und ein Happy End

Manchmal, so von Zeit zu Zeit ergeben sich Momente, während der Arbeit, die einem ungewollt gedanklich völlig vom eigenen Tun ablenken, da man so ganz nebenbei das Leben von anderen beeinflusst. Das ist mir neulich passiert.

Ich kontaktierte einen jungen Künstler (einer meiner argentinischen „Facebook-Freunde“), um ihn zu fragen, ob ich eines seiner Bilder hier im Blog verwenden könnte, natürlich mit den entsprechenden Verweisen. Er freute sich darüber (kontaktiert zu werden), aber brachte mich – eher ungewollt – dazu, doch wieder einen Rückzieher zu machen.

Ich würde sagen: Zu viel Kuddelmuddel.

Er war zwar begeistert, aber sehr unsicher, was sonst noch so mit seinen Bildern geschehen könnte. Dabei handelt sich um schier endlos viele Fotografien meist unfertiger Skulpturen. Die Fotos publiziert er dutzendfach im Stundentakt. 24/7, alles „privat“. (Ich frage mich, wie Kunden auf ihn aufmerksam werden könnten und wann der eigentlich arbeitet).

Plötzlich nannte er, so nach und nach, eine Bedingung nach der anderen. Ich wäre mit allem einverstanden gewesen, bekam aber den Eindruck, mich selber rechtlich absichern zu müssen, um hinterher keinen Ärger zu bekommen. Denn einige Tage zuvor erfuhr ich von einem deutschen Blogger per Email, dass dieser in einer vergleichbaren Angelegenheit mit einem seiner eigenen Kunden (!) richtig Ärger bekam.

Ich wollte daher nicht mit absichernden Rechtstexten hantieren, nur um ein Bild hier im Blog zu zeigen. Ein derartiges Theater wäre mir dann doch zu viel. Somit bleibt der junge Künstler hier (vorerst) ungenannt.

Aber, und das ist vielleicht paradox:

Dieser Künstler ist sehr emsig und begierig darauf, Abnehmer zu finden und seine Bekanntheit zu steigern. Er hatte bisher nur einen einzigen Kunden, ein Ferrari-Sammler in Frankreich. Dieser zahlte ihm 120.000 Dollar Netto für eine Skulptur. (Ein 4 Meter hohes ‚Cavallino Rampante‚,  ein Ferrari-Pferd, von Hand gefertigt aus Aluminium.)

Er fragte mich schon mehrfach, so auch dieses mal, ob ich denn nicht noch (weitere) potentiell-potente Kunden für ihn wüsste. Ich sagte ihm nach einigen hin und her, dass ich womöglich jemanden kenne, der seiner relativ kleinen Zielgruppe (Kunst-affin und wohlhabend) entsprechen könnte. Der wiederum kennt weitere mit ähnlichen Interessen.

Dann verriet ich, dass ich zufällig einen alten US-amerikanischen Bekannten (prominenter Restaurator, Oldtimersammler, Kunstliebhaber, Multimillionär, selber gute Kontakte zu seines Gleichen) habe, der sich für seine Arbeiten interessieren könnte. Jenen habe ich selber nie um eine Gefallen gebeten, auch wenn es in machen Jahren für mich verlockend erschien. Aber ich wollte auch nicht abhängig von jemanden werden oder diese langjährige Beziehung aufs Spiel setzen.

Der Künstler fragte, wer dies sei und wie er diesen Herrn als Kunden gewinnen könnte. Ich sagte: Ich gib dir seinen Namen, garantiere aber nicht, ob er dir auch gleich was abkauft. Dann verriet ich schließlich den Namen meines Bekannten. Der Künstler wurde etwas ungläubig aber auch leicht nervös. Er meinte, dass er an so jemanden doch nie persönlich heran käme, geschweige denn einen Deal machen könnte.

Er wollte mich daraufhin herausfordern und fragte gewitzt, ob ich denn nicht einen Erstkontakt für ihn herstellen und ein gutes Wort einlegen könnte.

Ich sagte, das werden wir gleich sehen. Gib mir ein paar Minuten, dann melde ich mich zurück. Ich schrieb dem Kunstsliebhaber, meinen Bekannten, schnell eine Nachricht, dass ich da einen talentierten Künstler kenne usw….

Innerhalb von 30 Sekunden antwortete er freudig, dass er jungen Talenten immer gern eine Chance gibt, diesen Künstler und dessen Arbeiten gerne kennenlernen würde und ich diesen doch gleich mal mit ihm zusammen bringe solle.

Ich vermittelte private Email-Adressen, tauschte die Facebook-Adressen der beiden aus und moderierte ein bischen. Alles innerhalb weniger Minuten. Das Ergebnis: Es fanden sich zwei, Künstler und echter Interessent. Beide kamen ins Geschäft. (Obwohl ich den Künstler warnte, nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. Aber egal….)

Das besondere dabei war, dass der Künstler sich hinterher wunderte, dass meine Zusage kein Gerede oder falsches Versprechen war, sondern stimmte und all seine Erwartungen übertraf. Und das ich so ein „absolutes Schwergewicht, diesen V.I.P.“ (O-Ton Künstler) überhaupt so gut kenne und dieser mir so vertraut.

Der junge Künstler war außer sich, dass das wahr sein konnte und bedankte sich noch gefühlte hundert mal bei mir. (Sogar jetzt noch.)

Er wollte das Ganze noch am frühen Morgen (Abend in Buenos Aires) des nächsten Tages per Skype mit mir und seiner Familie feiern. (War mir dann doch zu spät-früh…) Er wusste schon, dass ich ihm einen Gefallen tat, meine ‚Kontakte‘ nicht gern aufs Spiel setze oder ständig ausnutze, vor allem, wenn ich selbst noch den Vermittler spielen musste.

Tatsache ist, dass ich drei Leuten eine Freude gemacht habe. Nicht nur einen.

Sondern dem Künstler, dem Kunstliebhaber und dem Moderator (mich). Ich will mir nichts einbilden, aber ich denke, dass das der Fall ist. Hab ich nun was davon, außer, dass ich mich „wichtig“ fühlen kann und es hier heraus posaune?

Vielleicht nicht. Und Klokain habe ich deshalb auch nicht verkauft. Aber ich gebe zu, es war Aufregend. Auch für mich.

Allerdings habe ich einen Tip aus dieser Erfahrung. Es tut gut, Gutes zu tun, auch wenn es mit dem eigenen Geschäft oder dem eigenen Wohlergehen rein gar nichts zu tun hat. Es ist einfach ein schönes Gefühl, gebraucht zu werden. Das gilt für alle drei beteiligten. Und ich habe ein Thema für diesen Beitrag bekommen. Oder etwa nicht?