Lunfardo
Es ist ein alter, typischer Slang, ursprünglich aus Buenos Aires, der Teil des Porteño-Spanisch und des Castellano, dem argentinischen Spanisch ist. Häufig, aber nicht nur, werden vulgäre Begriffe auf Lunfardo geprochen (und geschrieben).
Es war eine Hilfssprache für Einwanderer unterschiedlicher Herkunft, ein Verbindungs- und Gemeinsamkeitsmerkmal. Ebenso gilt es immer noch als so eine Art Gangstersprache. In Wörterbüchern sucht man danach vergebens.
Dennoch sind die Wörter offiziell gebräuchlich und sind Teil der normalen Umgangssprache. Es hat sich somit etabliert, was lange Zeit ein Erkennungsmerkmal der Unterschichten war. Heute erkennt man am Lunfardo den Ortsansässigen, den Einheimischen. Egal ob der nun Prolet, Manager oder Zahnarzt ist. Der Klang ähnelt entfernt dem italienischen.
Sprachen haben für mich was mystisches, ähnlich wie Musik. Und sie offenbaren (mehr oder weniger) eine ganz bestimmte Zugehörigkeit und ein besonderes Flair. Lebendige Ausdrucksformen werden irgendwann auch von anderen übernommen. Aber es braucht – wie vieles – seine Zeit, um sich zu entwickeln.
Bewusst gemacht:
Blogger, ‚Netzwerker‘ und Internetpioniere aus Nordamerika haben ihre eigenen Begriffe kreiert, vorhandene umgedeutet und dann in die Welt gesetzt. Das waren einzelne Leute, die damit anfingen. Zuerst gab es die Begriffe nur in geschriebener Form. Heute spricht man sie wie selbstverständlich, je nach dem, welchen Kreisen (Tribes) man man sich zugehörig fühlt.
In Deutschland benutzen vor allem Leute, die sich im Internet bewegen auch andere Wörter, allerdings keine eigenen.
Entweder man spricht (oder schreibt) auf Hochdeutsch, Englisch oder Denglisch.
Anglizismen und erst recht dieses Denglisch sind nicht mit Lunfardo vergleichbar, da sie eher Missverständnisse und Verwirrung hervorrufen anstatt die Verständigung zu erleichtern und alltägliche Sprachbarrieren zu überwinden.
Leute mit Migrationshintergrund haben auch hierzulande, insbesondere durch Musik, ihr eigenes ‚Deutsch‘ etabliert. Teilweise schon mit – ich will nicht sagen ‚Gangstersprache‘ – aber mit einer recht selbstbewussten Einstellung.
Warum sollte man nicht mal bewusst eine ordentliche Gangstersprache kreieren? Nur mal als Kreativitätsübung.
Man muss nicht gleich jedes Wort neu erfinden und auch nicht alles übernehmen, was der Mainstream so vorlabert. Wer sich allerdings unterscheiden will, könnte ganz gut mit eigenen Wörtern die Initiative ergreifen. Nicht um unverständlich und super schlau zu wirken, sondern um Dinge zu vereinfachen, unterhaltsmer zu machen und vor allem auf sehr eigene, persönliche Art zu verbinden. — Genau wie beim Lunfardo.
Muchas Gracias Pablo für Infos und Inspiration.