Schier unersättlich

Wir kriegen nie und nimmer das Geld, nicht die Anerkennung, nicht den Status, nicht den Sex und nicht das zu saufen, was wir wollen. Je nach dem, wo die Präferenzen liegen und egal, was und wie viel wir schon haben oder bereits hatten. Hauptsache, wir kriegen was wir wollen. Aber kriegen wir es überhaupt?

In genau dieser Sache, also Gier und Selbstbezogenheit mit eingeschränktem Horizont, unterscheiden wir uns nicht von den Machteliten. Deren Methoden sind nur anders, weil auch die Position anders ist.

Das eigentliche Verhalten dieser Machteliten aber ist das selbe, wie bei vielen Normalbürgern.

Wir alle sind Mini-Machteliten. Der eine gönnt dem anderen nichts, weil man befürchtet zu kurz zu kommen. Wir mobben Kollegen, halten uns nicht an Absprachen und reden schlecht über andere Leute. Aber wenn es was zu gaffen oder umsonst gibt, dann kommen wir wie die Fliegen zum Misthaufen. Fällt jemand in ein Tief, dann laben wir uns daran.

Futterneid und Missgunst, die Angst zu kurz zu kommen, finden wir – mehr oder weniger ausgeprägt – in allen Schichten. Der Unterschied zu den Tieren ist, das es bei denen um das nackte Überleben geht und bei den Menschen um die Gier und den Kick. Das erklärt auch, warum sich ärmere Leute weniger wie Arschlöcher verhalten. Sie sind mehr aufeinander angewiesen, um zu überleben.

Fakt ist, unser Wirtschafts- und Sozialsystem, welches – wie die Politik – ein Abbild unserer gesamten Gesellschaft ist, fördert, besser zwingt uns eine totale Selbstbezogenheit auf. Na dann nur weiter so, denn die Gräben für zunehmende Grabenkämpfe werden schon fleißig ausgehoben. Mit anderen Worten, die Gesellschaft fängt an sich selbst zu fressen, wie ein Schwein, dass sich von allein auf den Grill legt, um seinen zunehmenden Hunger zu stillen.

Die Sache hat System, im wahrsten sinne des Wortes. Jeder, der da mitspielt, ist freiwillig oder ‚unfreiwillig‘ Teil dieses Systems. Darin ist jeder übersättigt, obwohl er mehr verlangt. Und jeder ist ersetzbar, falls er mehr verlangt.

Um dieses System zu knacken, hilft es, sich aus der Knute des eigenen Verhaltensmusters zu befreien. Wir können kaum die da oben beschuldigen, wenn wir selber nicht viel anders ticken. Und wir können wohl kaum an Einfluss gewinnen, wenn wir uns gegenseitig ausgrenzen anstatt zusammen zu arbeiten, zu kreieren, zu experimentieren und zu inspirieren.