Ich beschreibe heute mal ein Phänomen, über das sich vor allem ambitionierte und fleißige Gastronomen und Hoteliers wundern. Falls Sie nicht in dieser Branche sind, lesen Sie trotzdem weiter. Denn ähnliche Phänomene treten überall auf.

Man ist auf den Titelblättern zu sehen, steht in den Kritiken, macht von sich reden. Ein Denkmal wird Ihnen vielleicht nicht gebaut, aber den einen oder anderen Preis haben Sie mit Sicherheit schon abgeräumt. Die Prominenz kommt gern zu Besuch. Die Bude ist voll, E-Mails kommen im Minutentakt, das Smartphone kräht sich den Akku leer. Es wird reserviert. Man ist Kult. Und am Monatsende fehlt das Geld. Schon wieder.

Doch doch, es kommt schon Kohle rein. Aber nicht genug. Es reicht, damit der Kühlschrank voll ist und die Rechnungen bezahlt werden. Mehr nicht.

Zuallererst, stellen Sie ihr funktionierendes Konzept nicht in Frage, nur weil die Einnahmen noch mickrig sind. Sie müssen nur die Stellen bestellen, die brach liegen. Genau hier ist Ihre Fantasie gefragt, das spielerische, das magische. Je verrückter, desto besser. Achten Sie auf Kleinigkeiten. Ändern [oder erschaffen] Sie diese. Das muss nichts kosten.

Die Gäste, Reisenden, die bereits zu ihnen kommen – insbesondere, wenn Sie einen weiteren Weg zurücklegen – können Sie etwas mehr anbieten als das bloße Standardangebot.

Falls Sie auf einer Reiseroute liegen, dann sind sie mehr oder weniger eine Touristenattraktion. Was hier großspurig klingt gilt aber für jede Gaststätte, die viel von auswärtigen Besuchern lebt. Das Besondere, das Seltene und daher knappe Gut ist der Grund, warum man zu Ihnen kommt und Ihren Preis bezahlt, nicht den Standartpreis der 08/15-Läden. Standartpreise sind für Standartangebote und Standartmenschen. Wollen Sie und Ihre Gäste das sein? Nein.

Gehen Sie einen Schritt weiter, als Sie sowieso schon gehen. Schaffen Sie eine Welt, in der man gern (wiederholt) verweilt und über die man redet.

„Das Seltene [Gefragte, Wertvolle, Besondere, Knappe] entsteht, weil so viele Geschäfte sich nicht genug darum kümmern oder zu ängstlich sind, die Energie in so viele scheinbar bedeutungslose kleine Stückchen, Häppchen [Kleinigkeiten, das gewisse Etwas] zu investieren, um außergewöhnlich zu sein.“ — Seth Godin

Das hier beschriebene ist nicht so leicht erklärbar. Daher ist es wie Kunst. Erschaffen Sie nach und nach diese unerklärbaren Kleinigkeiten, die Ihren Laden zur seltenen und alternativlosen Pilgerstätte machen. Rühren Sie nicht nur die große Trommel der „Erlebnis-Gastronomie“. Achten Sie eher auf das scheinbar unbedeutende, bei Ihnen im Laden. Denn wenn Sie etwas für Ihre Gäste übrig haben (Mühe, Energie, Kreativität), dann bleibt auch was für Sie über.