Der will doch nur spielen

Als ich morgens im Supermarkt als Zweiter an der Kasse stand, da rammt mir ein Kerl seinen mit Bierkisten beladenen Einkaufswagen von hinten in die Beine, so dass die Kassiererin mein Gesicht beinahe durch den Scanner gezogen hätte. Ich drehe mich um, und dieser bebrillte 2-Meter-Gorilla mittleren Alters glotzt entspannt auf sein iPhone. Ich bleibe cool.

Immer noch an der Kasse wartend schaue ich wieder nach vorn und denke mir, es ist nichts passiert, mache Leute sind halt Tolpatsche mit eingeschränkter Wahrnehmung.

Plötzlich drängelt sich ein Gnom mit Sandalen, Socken und Polizeihemd ganz nach vorn und beschwert sich über die unbequemen Damenschuhe (!), die er umtauschen will.

Als der Bullengnom fertig war und das Pärchen vor mir endlich dran kam, da unterbricht die Kassiererin das Kassieren und befragt das Pärchen erst einmal detailliert nach den Ausgang des gestrigen Grillabends. Das gut gelaunte Pärchen gibt ebenso detailliert belanglose Auskünfte, albert rum über deren Hunger, knutscht sich demonstrativ ab und schaut mich dabei mitleidvoll grinsend an. (Nach dem Motto „Du Loser kannst warten.“) Auch die Kassiererin grinste mich nun an.

Ich sagte dann deutlich hörbar einen Spruch mit einem Augenzwinkern: „Wollen wir uns nicht alle erst einmal was zu Essen machen? Mein Gemüse riecht lecker. Es ist schon aufgetaut.“

Keine Reaktion, die ignorierten meinen Versuch, spielerisch Einfluss zunehmen.

Als ich dran war, da hatte die Kassiererin Feierabend und wollte ihren Geld-Einschub herausnehmen, der jetzt blockiert war. Sie rief per Mikrofon ihre Kollegin, die der alten Kassiererin erklärte, dass da nichts blockiert sein kann und sie nur den Code neu eingegeben muss. Nach einer hektischen Handbewegung der alten Kassiererin kam eine Art Hausmeister, der völlig neuartige Vorschläge unterbreitete, wie z.B. zur nicht besetzten Nachbarkasse zu wechseln. Aber da stand schon wieder der Gnom. – Die Muppet Show war komplett.

Als sie (die Show) vorüber war und ich gegen Mittag meinen – jetzt – flüssigen Gemüse-Smoothie aus dem feuchten Pappkarton in die Pfanne goss, da sah ich es positiv. Ich freute mich, da ich mein Sonntagsgemüse schon am Samstag essen durfte. Ich hätte mich auch gern noch bedankt, weil es mich zu diesem Beitrag inspiriert hat. Aber ich war dann doch froh, die Einkäufe hinter mir zu haben.

Man sollte versuchen, wann immer es geht, Einfluss auf eine Situation zu nehmen und das beste daraus zu machen. Meist mit konstruktiven Vorschlägen oder Ideen und selten versehentlich. So wie der erwähnte „Hausmeister“. Er versuchte über den eigenen Tellerrand hinaus zu schauen, „out of the box“ zu denken. Egoisten und selbstbezogene Leute können das nicht.

Das ist der Grund, warum Egoisten mit all ihren Vorhaben und Plänen scheitern. Sie verderben ihr eigenes Spiel. Und wer spielt schon gern allein?

Besuch bei Dr. Schotter

Warnung: Bevor Sie diese frei erfundene Geschichte lesen, decken Sie Ihre Tastatur ab oder trinken Sie nichts!

Dr. Schotter, Finanzunternehmer: Protz-Villa, Betonteich, 4 Autos, die 8-malige Schnapskönigin geheiratet, besitzt mehr Geld als seine Banken Schulden haben. Nächste Woche muß er zur Audienz beim Papst. Die Nacht verbringt er im 9½-Sternehotel, danach ab in den Privatjet und zurück nach Berlin. Essen bei Gauck (und stundenlang wieder dessen Gelaber anhören).

Puh! Das Leben kann ganz schön anstrengend sein. Wer weiß, was noch so alles kommt? Bereits morgen schon muß Dr. Schotter einen alten Freund besuchen. Dieser ist von einer längeren „Geschäftsreise“ zurückgekehrt. Darauf wollen sie erst einmal anstoßen.

Dr. Schotter hat während der Abwesenheit seines Freundes öfters nach dem Rechten gesehen und auf dessen Anwesen samt der etwas unbedarften (und jungen) Ehefrau aufgepaßt. Er kümmert sich ja gern darum, denn er ist seinem Freund gegenüber recht dankbar. Jener verlieh ihm einst den Doktortitel als Geschenk zum 40.

Wer ist dieser Freund? Baulöwe und Immobilienunternehmer Consul A.S. Geier hat sich mit Zwangsversteigerungen und anderen Geschäften einen goldenen Schnabel verdient. Jetzt wird er seine 200 Meter lange Grundstückseinfahrt ebenfalls mit Gold pflastern lassen, obwohl er es selber für lächerlich hält. Warum? Seine junge blonde Frau (siehe oben) sah ähnliches jüngst in einem Märchentrickfilm während er noch im Knast saß. Sie ist jetzt „eine Fee“…

…und sie hat ein gutes Gefühl für’s Timing, denn sie erwischte ihren etwas unter Druck geratenen Ehemann in einem großzügigen Moment. Am Abend, direkt nach seiner Entlassung hat sie solange rumgezickt, bis er nachgab. Nun kann Consul Geier wieder geiern.

Dr. Schotter wiederum hat auch vor seiner eigenen Haustür genug zu tun. Er wollte mit einem Fernglas eigentlich nur seinen neuen Nachbar überprüfen, der ärgerlicherweise das Anwesen von Erzkonkurrent Dr. Dietmar Freiherr von Bangesein vermittelt bekam. Da entdeckte er den neuen Nachbar nicht auf dessen, sondern auf seinem eigenen Grundstück. Dieser hatte sich, auf seine Kamera starrend, „nur verlaufen“.

Neu-Nachbar Norbert Beiss ist zwar kein richtiger Doktor, aber stolzer Besitzer der Billig-Zahnarztkette McBeisser (eine Art von MacGyver-Zahnärzten ohne Zulassung) und neu in der Gemeinde Erbreich.

Das schlimme an ihm ist, dass er von allem ein bisschen mehr hat als Dr. Schotter. Zumindest sieht es danach aus. Sein Rasen ist grüner, das Gesicht noch brauner, die Zähne noch weißer und die Frau noch nerviger. Aber im Grunde sind sich beide recht ähnlich.

Beide legen Wert darauf, dass man Ihnen aufgrund ihres Besitzes Respekt zollt. Es wird gekauft, was „angesagt“ ist.

Beide sind davon überzeugt, sich Stil und Geschmack kaufen zu können. Sie geben Geld für teuren Schnickschnack aus, weil Reiche Leute das halt so tun. Und sie achten darauf, von jedem gern gegrüßt zu werden.

Der größte Stress steht Dr. Schotter aber noch bevor. Warum? Er kriegt im nächsten Monat Besuch. Der Kohlenhuber aus München kommt!

Der ist Immobilienmagnat, Brauereibesitzer in 9. Generation („Laetschern Braeu“) und noch reicher als alle hier zusammen. Der ist die Schickeria und hat schon mit Strauß gesoffen. Da muss unser Doc aber glänzen, um mit dem Brocken mitzuhalten.

Schnell werden die Möbel gegen welche im bayerischen Landhaus-Stil ausgetauscht. Und wo liegen nochmal die von Castro signierten Zigarren? Der befreundete Besitzer vom Autohaus Schacher hat alle Hände voll zu tun, 3 fabrikneue Luxusautos ranzuschaffen. Zusätzlich werden noch schnell der Lamborrari und der Ferraghini vom Anwesen aus Florida herüber geflogen. – Damit es hier dann doch nicht so arm aussieht.

Dr. Schotter’s Frau, mittlerweile gut abgehangen wie ein alter Schinken, hat auch ein Auge auf alles, vor allem aber auf sich selbst. Sie muss dringend noch inkognito nach München fliegen, um auszuloten, was bei bei den Cliquen, die sie nicht leiden kann, gerade angesagt ist. Nur um sich beim nächsten Stop in Paris aufmöbeln zu lassen und damit noch eins drauf zu setzen.

Sie bezahlt für das Schreckschrauben-Komplettpaket mit Klamotten, Friseur, Klunkern, Köter, Stilberater und Operationen zusammengenommen mehr als ihr Mann für die ersten Leasingraten der neuen Autos….

Ich breche diese absurde Geschichte an dieser Stelle ab, denn sie ginge ewig so weiter. Es gibt Leute, die tatsächlich so denken und „leben“, wie die von mir frei erfundenen Typen hier, deren womögliche Ähnlichkeiten natürlich rein zufällig sind.

Deren Problem ist, dass es nur ums Geld seiner selbst wegen geht. Und um zu zeigen, dass man es hat. Ich selber habe in der Richtung schon so einiges erlebt. Trotzdem denke ich, dass Luxus und sportliche Konkurrenz o.k. sind, aber bitte mit Stil Leute!

PS: Will jemand eine Mega-Yacht mit Freilichtbühne kaufen? Die ist nicht viel gelaufen. Angebote bitte nur an mir persönlich oder an den Spirituosenverkäufer im Hafen von Monaco. Er ist der einzige, der weiß, wie man mich wach bekommt…. ;)

/satire

Das ist normal, aber nicht lustig

Das ist gefährlich. Jemand kommt daher und erzählt über seine Sorgen und Alltagsprobleme, alles recht gut gejammert und überzeugend dar gebracht. Plötzlich haben Sie selber Sorgen und Alltagsprobleme, die Sie vorher nie gehabt haben.

Bei so manchen Unterhaltungen stimmen Sie sich auf den Gegenüber ein oder Sie schalten auf Durchzug. Nur, selbst bei komplettem Durchzug bleibt so mancher negativ geladener Partikel hängen.

Da könnte man jetzt versuchen, dem Gegenüber gut gemeinte Vorschläge zu machen. Und schon kommt das wenn und aber. Kurz, eine solche Unterhaltung ist sinnlos. Man nickt und sagt „Das ist schlimm. Ja, ja, verstehe.“ Der besorgte fühlt sich in seiner Sorgen-Attitüde bestätigt. Und falls Sie darauf eingehen, fühlt der sich sogar darin bestärkt. Das Ganze schaukelt sich hoch und involviert Sie bis zu einem gewissen Grad.

Get a shrink

In meiner näheren Umgebung, der Nachbarschaft gibt es einige derartige Sorgenschleudern, die ein scheinbar normales Leben führen. Als ich in Übersee war, da hat man so jemanden weder abgeblitzt noch hat man ihn zugehört.

Man gab so einen Menschen einfach mitleidvoll den Rat, professionelle Hilfe, einen Psychiater aufzusuchen. (Irgend einer hatte da immer eine Visitenkarte dabei.)

In der letzten Zeit habe ich mir schon mal überlegt, diesen Lösungsansatz auf meine deutschen Mitbürger anzuwenden. Deren Gesicht möchte ich sehen. Nicht gleich mit Visitenkarten, denn das könnte falsche Schlüsse ziehen. Aber mit dem Tip, mal zum Doktor zu gehen.

Eines ist mir noch aufgefallen. Es sind besonders diejenigen von Sorge betroffen, die das scheinbar normalste Leben haben. Es ist der Job, der einen Tag für Tag zermürbt, bis man „reif für die Irrenanstalt“ oder dem Rollstuhl ist. (Kann passieren.)

Es sind aber auch Sachen, wie das neue Auto, das dieses Jahr schon zum zweiten Mal wegen einer Garantiesache in der Werkstatt war. Oder der Sohn, der in der Schule nicht lernt, weil er lieber „Flausen im Kopf“ hat. Oder die Tochter, die abends lieber zu spät als zu früh nach Hause kommt. Oder die Oma, die ihren neuen Fernseher nicht allein einstellen kann. Oder der Nachbar, dessen Rasen zwar grüner ist, bei dem es aber aussieht, wie bei Hempel’s unterm Sofa. Oder der Bekannte, der als Beamter immer mehr Asylanträge von bösen Ausländern widerwillig genehmigen muss. Solche Sorgen sind das.

Und woher kommen diese Sorgen?

Die kommen von permanenter Unzufriedenheit, die aus dem Vergleich mit anderen Leuten stammen. Man sieht nur die anderen, bei denen scheinbar alles klappt. Deren Leben wird kopiert, da es als Normal gilt. Jeder will normal sein. – Genau das ist das Problem.

Falls Sie vor unlösbaren Problemen stehen…

Dann hören Sie sofort auf darüber nachzudenken. Falls Sie kreativ sein wollen, aber nicht können, dann ebenfalls. Doch bevor Sie jetzt abrupt ihr Hirn abschalten, sollten Sie noch wissen, wie Sie es tun.

Unlösbare Probleme löst man nur auf kreative Art.

Niemand, auch kein Super-Genie, kann gleichzeitig denken und kreativ sein. Sei denn ihr Denken ist reines Vergnügen, Sie haben gerade Spaß am rumspinnen. Oder Sie sind ein Laboraffe. Das ist kein Witz.

Warum haben Schimpansen als Anlagestrategen mehr Erfolg als menschliche Finanzexperten? Bestimmt nicht, weil sie dabei wissenschaftlich präzise alle Szenarien durch kalkulieren. Es ist ganz einfach, die denken überhaupt nicht nach, was und ob sie irgendwas tun. Sie handeln unbewusst. Die spielen nur.

Intelligente und gebildete Menschen hingegen zwingen sich ihre Lösungen zu erdenken, zermartern sich (nachts) den Kopf. Sie lassen sich somit vom eigenen Problem übermannen. Oftmals wird es dadurch noch schlimmer und weitere Probleme kommen hinzu. Wenn das passiert, dann werden Probleme äußerst paarungsfreudig.

Was wir bereits wissen: Denken ist anstrengend, da es Konzentration erfordert und man in festen Formeln, also Regeln denkt. Sprengen sie das einfach weg.

Wie? Mit Dynamit, auch handeln genannt. Legen Sie einfach ungezwungen los. Denn Zwang verbietet Kreativität. Starten Sie ohne auf den Startschuss (innere Erlaubnis) zu warten. Echte Hardcore-Problemlöser machen sich sofort an die Arbeit, weil sie keine Lösung parat haben.

Während Sie handeln erfahren Sie neue Situationen und nehmen die Dinge um sie herum anders wahr. Dadurch kommen Sie „gezwungenermaßen“ auf neue Gedanken, sprich Lösungen. Diese Gedanken müssen nicht einmal neu sein, sie müssen nur zur richtigen Zeit kommen, um erkannt zu werden, und das ist während Ihrer Arbeit an der Lösung.

Sie müssen „in Fahrt“ sein. Nur so schaffen Sie sich eine Veränderung Ihrer Situation und die Umstände verschieben sich, arrangieren sich neu. Kurz: Stellen sie sich Ihr Ergebnis (Ziel, Resultat) vor und legen sie einfach los. Nur nicht warten auf irgendwas. Nur Ihr Momentum, Ihr Schwung trägt sie herüber zur Lösung. Nicht stoppen oder in den Urlaub flüchten. Sondern dran bleiben, wie die Katze an der Maus.

Aber passieren da nicht wieder Fehler? Klar. Fehler sind willkommen und bei echten Kreativen gern gesehene Highlights.

Wieso das? Weil Fehler Lösungsträger sind, genauso wie Fett und Alkohol Geschmacksträger sind. Nur durch Ihre permanente Action können Sie dies wahrnehmen.

Wenn Sie loslegen, ohne zu wissen, wie, dann ist die Wahrscheinlichekeit nahe 100%, dass die Lösung schneller zu Ihnen kommt als Sie zur Lösung.

Der real existierende Realismus

In einem Land, wo man an jeder Ecke das Gefühl hat beobachtet und bestraft zu werden, falls man nur eine legere Körperhaltung annimmt, da scheint es die einzige Option zu sein, sich den vermeintlichen Realitäten zu beugen. Es beschleicht einem das Gefühl, dass man mittelmäßig oder gar unterirdisch schlecht sein muss, um realistisch zu sein.

Genau darum geht es. Realistisch ist das, was als realistisch gilt.

Die gesellschaftliche Norm ist in Deutschland die Mittelmäßigkeit, die als Standardentwurf vorgelebt wird. Man kennt nichts anderes und man lernt nichts anderes. Darum erscheinen alle anderen Möglichkeiten, Ideen und Richtungen außerhalb der vorgegeben Muster und Schablonen als nicht real und damit auch nicht realistisch.

Durchaus erreichbare Ziele gelten in derartiger Gesellschaft als unerreichbar, geradezu als utopisch.

Erreichbar und damit ‚real‘ ist nur das, was in den Schulen gelehrt und in den Medien verbreitet wird. Real ist das, was der Boss und was Mutti sagt. Wer dem System nicht zuarbeitet, also dient, der gilt als unrealistisch. Die Stärke der Machteliten wird einem täglich vor Augen geführt, so dass man gar nicht erst auf die „unrealistische“ Idee kommt, einen Teil der Gesellschaft aufzumischen.

Mal ehrlich, was ist in so einer Gesellschaft realistisch?

Realistisch ist das, was real ist und nicht das, was als ‚realistisch‘ gilt, nur weil eine Autorität dies so gesagt hat.

Sie und Ich sind real. Sie, Ihre Gedanken, Ihre daraus resultierenden Ideen und somit Ihr innerer (Taten-)Drang sind real. Unsere Talente und Neigungen sind real. Und wozu haben wir sie? Um unsere Fähigkeiten einzusetzen um für uns und unseres Gleichen etwas punktgenau zu realisieren. Und nicht, um in einer Realität von anderen Leuten zu leben.

Gelöscht, verloren, versaut, geklaut

Der Blogger oder Schriftsteller schreibt ein paar Beiträge vor und seine Katze löscht diese versehentlich. Der Designer entwickelt über Wochen akribisch einen Prototypen, der durch eine freudige Begrüßung seines Hundes zerstört wird.

Der Musiker mit Plattenvertrag sitzt in der Bar, schreibt neue Songs auf seinem Laptop, geht nach dem 11. Bier aufs Klo, kommt wieder und der Rechner wurde geklaut. – Von jemanden, den die Songs scheiß egal sind, weil er den Laptop will.

Eine Nummer harscher geht es dem Erfinder, der viel Geld, Lebensjahre und Nerven in ein zwar aufwändiges, aber zukunftsweisendes Produkt investiert, um die Welt zum besseren zu verändern. Er zeigt es einem potentiellen Investor, der interessiert ist und es genau begutachtet, es letztendlich ablehnt und ein Jahr später selber produziert. Unter eigenem Namen und überhaupt nicht im Sinne des Erfinders.

Falls Ihnen eines der oben erwähnten Erlebnisse durch eigene Erfahrungen bekannt vorkommt, dann sollten Sie auch wissen, wie man damit umgeht.

Das erste, was wir versuchen, ist den Fehler rückgängig zu machen. Das klappt in gewissen Fällen, dabei häufig nur mit hohem Aufwand. Man will „es“ wieder haben. Meistens aber klappt es nicht.

Die Alternative zu dem ganzen Ärger wäre erst einmal los zu lassen. Vom Ärger. Nicht vom Projekt.

Denn das Projekt sind gewissermaßen Sie. Nur Sie können Ihr Projekt oder Ihre Arbeit auf ein neues, höheres Level hieven, ändern und besser machen. Das ist die Chance, eine Schippe nach zu legen, den Fehler in der Konstruktion zu beheben, den falschen Ton in der Komposition zu eliminieren oder die entscheidende Pointe richtig zu setzen.

Ohne noch im Besitz des Ergebnisses zu sein, können Sie trotzdem auf der vorigen Arbeit aufbauen, diese weiter entwickeln oder revolutionieren. Das alles in einem Bruchteil der Zeit und Kosten, den Sie beim ersten Mal gebraucht haben. Denn Sie wissen jetzt wie es geht. – Insbesondere dann, wenn jemand bewusst Ihr Werk geklaut oder kopiert hat.

Mit anderen Worten, wenn Sie etwas eigenes und originelles machen, dass nur Sie so können und nur Sie richtig verstehen, dann sind Sie unkopierbar. Selbst dann, wenn Sie kopiert werden. Und das bei allem, was Sie hervorbringen.

Niemand kann Sie, das heißt, Ihre produktive Persönlichkeit, löschen. Die kann kaum (außer nur in ’speziellen Momenten‘) verloren gehen. Versauen kann Sie auch keiner mehr. Denn wir Kreative sind schon von Natur aus versaut. Und es ist auch nicht damit zu rechnen, dass Sie jemand Ihrer speziellen Formel wegen klauen, sprich kidnappen will.

Feierabend vom Feierabend machen

Der Montag Morgen ist der Hasstag (nicht Hashtag) für Angestellte und all jener geplagten, die sich so fühlen. Die meisten Deutschen sind zwar recht gerne (und ganz gute) Sklaven, darüber jammern tun sie aber trotzdem. Täglich.

Für unabhängige oder selbstbestimmte Leute ist der Montag Morgen eher wie Freitag spät am Abend. Oder wie jede andere beliebige Zeit. — Sofern sie ein Auge auf sich selbst, ihren Umständen und ihre Arbeit (z.B. Nachdenken) haben.

Der Feierabend gehört denen, die sich (gern) an die Regeln halten. Oder glauben Sie, dass ein ausgebuffter Gangster seine „Arbeit“ stets pünktlich beendet und am Wochenende frei hat? Oder Abends bei Zeiten zu Bett geht? Da gangstert es sich doch besonders gut. Gangster haben nie frei, da sie immer Gangster sind. Genauso wie Künstler und Entrepreneure, die ihre Kunst, ihr Konzept oder Projekt nie wegen irgendwelcher Feierabende unterbrechen würden.

[Besonders Künstler und Entrepreneure haben aufgrund ihrer irregulären Tätigkeiten und Arbeitsweisen für Beamte und Behördenmenschen etwas Gangster-artiges. Daher werden sie von denen auch genau so behandelt.]

Feierabend im Sinne, das wir Erholung brauchen, haben wir (gefühlt) höchstens mal nach einer Tätigkeit, die uns nicht liegt. (Hausputz, Umzug, Kohlen schippen, Schnee schippen, Schwiegereltern besuchen, dem kränklich-jammernden Nachbarn zuzuhören um anschließend seine Einkäufe und die acht Bierkästen in den 3. Stock hoch zu schleppen.)

Wenn eine Gesellschaft genug Leute hat, die hinter dem stehen, was sie tun, dies gerne tun und damit einhergehend den entsprechenden Antrieb dafür haben, ist „Feierabend“ kein allgemein angestrebtes Ziel mehr. Warum? Weil wir dieses Ziel im Grunde bereits erreicht haben. Jetzt schon. So haben wir beim morgendlichen (oder nachmittäglichen) Aufstehen Feierabend, da dieses erlösende Feierabend-Gefühl der freien Entfaltung nicht nur durch unsere Tätigkeit, sondern vor allem auch durch den Effekt, der (bei anderen Menschen) dadurch entsteht, ausgelöst wird.

Sollen wir jetzt vom Feierabend Feierabend machen? Also.

Aber. Selbst für jemanden, der nicht dem Muster des Angestellten folgt, dem kann die beste, schönste und tollste Tätigkeit durch gewisse Nebeneffekte zur Qual werden, weil Mechanismen greifen, die keinen Unterschied zum Angestelltendasein haben. Daher müssen Sie, Ich, wir alle einen Unterschied machen.

Und was für einen ‚Unterschied‘ sollen wir da nun machen?

Den Unterschied, dass wir täglich selber denken, um immer selber entscheiden zu können, was wir tun und wie wir es tun. Und vor allen: Wie wir es auch Morgen noch nach dem Aufstehen tun können. – Mit diesem Gefühl von ‚Feierabend‘.

Hier kommt Lutzilla

Es gibt immer noch Produkte, die neben Unisex explizit für Männer oder eben für Frauen sind. Aber wenn es nach einigen Herstellern geht, dann soll ich mittelfristig wohl doch zur Frau werden.

Ein Beispiel aus meinem täglichen Leben sind Produkte, die parfümiert sind, z.B. verschiedene Shampoos für Männer.

Gerade habe ich mich an eines gewöhnt – weil schön unaufdringlich männlich-dezent – schon gibt’s die neue Rezeptur, die auf Anhieb so riecht, als ob ich nie ein Mann gewesen wäre.

Das letzte roch wie Kinderparfüm a-la Barbie, das davor wie für Frauen ab 50 und das davor wiederum nach Babypuder. Und das selbst bei sparsamer Nutzung gefühlt 10 mal so stark wie früher. (Head&Shoulders For Men.)

Ich hab mir gleich nach der Dusche eine Zigarre angesteckt, um den Geruch wegzubekommen. Zur Sicherheit habe ich noch einen Schluck Männerparfüm (Bourbon) getrunken, um wieder etwas Geschlechtshoheit zurück zu gewinnen. Dann ging’s ab in den Arbeitsalltag. – Egal, lieber stinke ich wie der Sessel von Keith Richards als nach Barbie’s Haarbürste.

Ich habe schon 4 Shampoos gewechselt und es ist jedes mal dasselbe. Die sind alle samt entmannt worden. Bei Deos und vergleichbaren Produkten ist dieser Trend leider ähnlich. Soll ich aufgeben, jetzt, wo es keine Männer mehr geben darf? Kann ich nicht. Mir wird als ‚widerborstiger Verbraucher mit Eiern‘ schon noch was einfallen.

Eines morgens als ich so vor dem Spiegel stand (ich sah aus wie Keith Richards), da kam mir in den Sinn, dass man, statt den Produkten die Schuld zu geben, sich eben kreativ mit den neuen Gegebenheiten arrangieren sollte.

Dabei fiel mir auf, dass ich vielleicht als alte Lesbe durchgehen könnte. Nicht als Lutz, aber als Lucy, na sagen wir mal lieber Lutzilla. So könnte ich in so manchen Lesbenclub was reißen. Dort, wo kein Hetero jemals zuvor gewesen ist.

Jetzt weiß ich endlich warum die Shampoos so riechen. Ich zwinge mich langsam das als echten Mehrwert zu sehen.

Was soll ich tun? Gar nichts benutzen, nicht duschen, nicht essen, sonst nur rauchen und saufen wie Keith Richards?

Viel Profit oder viele Profiteure

Nutztiere, wie Rinder, Schafe oder Schweine opfern sich (für die Menschen) auf, natürlich unfreiwillig. (Fleisch, Milch, Wolle.) Und ich glaube kaum, dass die ihren Erfolg, ihre Gaben für die Menschen genießen. Wieso auch, die Tiere bestimmen ja nicht darüber, ob und inwieweit sie sich hergeben und opfern wollen.

Als Mensch hat man den Vorteil, sich gewissermaßen selbst zu dosieren, einzuteilen und neu zu erfinden. Wir kombinieren und variieren, bis es uns und (einigen) anderen passt.

Eine wirklich gewinnbringende Fähigkeit ist es, sich so zu arrangieren, dass die Früchte der eigenen Arbeit sich reproduzieren und der Erfolg sich sprichwörtlich vermehrt. Damit meine ich nicht ausschließlich dass eine einzelne Person materiell reicher wird. (Ab einem gewissen Punkt ist das nicht mehr nötig.) Sondern dass die Anzahl derjenigen zunimmt, die einen Gewinn aus der Sache (Arbeit) wiederum einer (oder der) einzelnen Person ziehen können.

Das Ziel sollte nicht nur sein, dass jemand einfach nur mehr Profit macht. Das ist altbacken und Ego-getrieben. Besser, im Sinne von (wirtschaftlich und gesellschaftlich) innovativer wäre es, absichtlich mehr Menschen von uns profitieren zu lassen. — Das Ganze ist nicht nur naiv, sondern auch machbar.

Ein krisensicherer Job

In den Medien liest oder hört man viel von Jobs oder Karriereperspektiven, die als „krisensicher“ gelten. Egal, was damit gemeint ist (oder angepriesen wird), wenn sie dort nicht zum Beamten geschlagen werden, ist es kein krisensicherer Job.

Selbst wenn bei irgendeiner Institution ein Angestelltenverhältnis bis Ultimo wahrscheinlich sein würde, dann werden wirtschaftliche Veränderungen so oder so auf Sie Einfluss haben. Weil Sie keinen Einfluss (darauf) haben. Denn Einfluss hat man als Angestellter ohnehin nicht.

Zugleich garantiert Ihnen ein regelmäßig gezahltes Gehalt keinen diesseitigen Außenposten vom Paradies. Dazu wirken die vielen zur lebenslänglichen Festanstellung verknackten Leute auf mich zu mürrisch und zu schlecht gelaunt.

Ein krisensicherer Job ist so krisensicher, dass Sie mit Sicherheit die Krise bekommen.