Wie man üblen Umständen entkommt
Sie können erdrückend sein und einen so richtig den Tag (Woche, Jahr, Leben) vermiesen. Sie können Pläne vereiteln. Für viele sind sie inakzeptabel. Genau das macht sie so unausweichlich und daher wiederkehrend. Es gibt aber Möglichkeiten, unerwünschten, üblen Umständen zu entkommen.
Ob es lästige Mitbürger, Nachbarn, Bekannte oder Stalker mit Gesprächsbedarf ist, die wir – falls wir sie schon vorher entdecken – weiträumig umgehen zu versuchen. Oder technische Einschränkungen, das ständig kaputte Auto oder der zu langsame Rechner, die wir verfluchen.
Oder die Baustelle neben dem Büro, wo selbst in der Mittagspause, wo eh keiner arbeitet, das Baustellenradio plärrt und sabbelt, der Kompressor für den Presslufthammer weiter tuckert und die ganze Bude im Sommer nach Diesel stinkt. — Dies alles sind Umstände. Harmlose wohlgemerkt.
Härter ist es mit gesundheitlichen, finanziellen oder familiären Problemen (die daraus folgen könnten). Diese Einschränkungen sind extrem, man ist voll und ganz mit denen beschäftigt. Und Umstände, sofern sie uns nicht passen, schränken immer ein. Dadurch scheint es kein Entrinnen zu geben.
So, was ich jetzt sage ist schwer zu glauben, aber wahr: Es gibt gar keine üblen Umstände. Es gibt allerhöchstens eine Abwesenheit, ein Fehlen von günstigen Umständen oder besser ausgedrückt, idealen Bedingungen.
Für die meisten von uns sind „üble Umstände“ nicht permanent. Das bedeutet, dass wir vielleicht nur für 5 oder 10 Minuten pro Tag ideale Bedingungen vorfinden, während der Rest des Tages mies, schlecht oder ungünstig ist. Diese Momente dürfen nicht übersehen werden, weil es sie gibt.
Diese kurzen Minuten, wo wir mal die Umstände vergessen, ignorieren und die Nerven behalten sollten, sind der Schalter, unseren Herrschaftsbereich über idealere Umstände zu erweitern. Somit regieren wir aus Umständen heraus, wie ein Mafiaboss aus dem Knast oder eine Schwiegermutter aus der Ferne. [Oder eine Regierung, ein König aus dem Exil.]
Wir müssen nur eines tun: Während der schlechten Umstände, eben zwischendurch, diesen gewissen Schalter, dieses Fenster zu besseren Umständen zu finden und umzulegen. Mehr nicht.