Wie kann man sich in schrumpfenden Märkten gegenüber einer überstarken Konkurrenz behaupten? Wie kann man kostengünstig (oder umsonst) in einem schwindenen Markt expandieren ohne die Preise zu senken? Wie kann man noch der Pleite oder einer drohenden Insolvenz entgehen? Wie können Deutsche, die keine Autos herstellen, innovativ sein? Wie kann man Tote wiederbeleben?
Ich glaube, es war im Jahre 2000, als ich mich auf der Berliner Funkausstellung mit einem Vertriebsleiter des seit nunmehr 10 Jahren verschwundenen TV-Geräte-Herstellers Schneider über alternative Vertriebsstrategien unterhielt. (Ich wollte damals etwas in der Richtung probieren.)
Er beschrieb mir die Marke Schneider so: „Unsere Produkte sind im unteren bis mittleren Preissegment angesiedelt, denn für höherwertige Produkte ist der Markt zu klein.“ Ich habe widerspruchslos genickt und so getan, als ob ich ihn verstehe. Die Japaner und Koreaner in den Hallen nebenan haben mit hochwertigen Geräten und technischen Innovationen nur so gestrotzt.
Loewe, neben Metz, der letzte verbliebene deutsche TV-Gerätehersteller macht letzteres und trotzdem funktioniert es nicht. (Metz ist solide, auch weil die auf mehreren Beinen stehen.) Aber was würde ich Loewe nun empfehlen? Das, was ich allen opelartigen Unternehmen empfehle: Laterales (queres, regelbrechendes ) Denken. Hier ein Beispiel von mir als kostenlose Beratung für Loewe:
Ich würde die momentanen Geräte (Knöpfe, Anzeigen, Software, Interface) so machen, daß diese von einem 200-jährigen Zausel ohne Einarbeitungsphase sofort bedient werden können. (Auch Junge Leute sind bequem.) Zudem sollte es bei der nächsten Gerätegeneration ganzheitlich angegangen werden. Das heißt, die Bedienungsanleitung sollte zuerst, dann der Fernseher entwickelt werden. (Allein die Absicht, dies zu tun bringt erhebliche Fortschritte in Sachen Bedienfreundlichkeit.)
Die Bedienungsanleitung sollte gedruckt und eine wahre Pracht sein. Groß, gut bebildert, aktuell, gut lesbar, anhand von Beispielen verständlich erklärt, mit Hotline-Nummer deutlich auf jeder Seite, humorvoll, sehr ausführlich und genauso schick sein, wie die Broschüren von Gulfstream oder Rolls-Royce. Glauben Sie mir, das ist der kleinste, aber in diesem Fall wichtigste Posten.
Loewe sollte auf eine phänomenal leichte und sprachübergreifende Bedienung setzen, wofür man eigentlich kein Handbuch bräuchte. (Es aber trotzdem in schönster Form bekommt.) – Der Fernseher muß seinen Nutzer „kennen lernen“, und nicht umgekehrt. Im Internet zu testen, beim Fachhändler zu kaufen. Wer macht das? Keiner. Wer hat das? Keiner. Wer will das? Jeder.
Das hier beschriebene Szenario kann man auf viele Bereiche übertragen. Und es kostet nichts, außer mal nachzudenken. Nur dazu bräuchte es einen beherzten Entrepreneur oder jemanden, der so tickt wie einer. Ein Investor kann nur investieren. Mehr nicht. Denken Sie an diesen Spruch: Totgesagte leben länger. Und inspirierte Gedanken sind lebendige Gedanken.
Jede Branche hat ihr Manko, ihren Schwachpunkt zu Lasten der Kunden. Hier ist es die Bedienung.