Tequila Drive (Das Paradebeispiel einer brillianten Story)

Die zündendensten Ideen, die besten Produkte, Dienstleistungen, Kunstwerke, Filme, Shows und die besten Geschichten überhaupt entstehen erst dann, wenn man zwei Dinge kombiniert, die nicht zusammen gehören. Das ist wie mit Feuer und Wasser. Dann haben Sie Feuerwasser.

Oder wie bei Westerwald und Sachsen-Anhalt. Da bekommen Sie Basaltfeuer. Und Tequila. (Anhalt ist jetzt New-New Mexico.) Aber wie wär’s mit Tequila trinken und Motorrad fahren? Dann befinden Sie sich im Tequila Drive. Im doppelten Sinne.

Wie Andy Stähler & Birgit Tiepelmann vor über 20 Jahren auf die Idee für Ihr namensgebendes Konzept kamen erinnert mich an die Geschichte von Richard Branson, wo er mitten im Urlaub seine erste Airline mit den Worten „Virgin Airways“ auf einem Pappschild bewarb. So konnte er zusammen mit den anderen, ebenfalls gestrandeten Urlaubern durch Kostenteilung eines Charterfluges günstig von den Virgin Islands nach Puerto Rico weiterfliegen.

Zurück zum Tequila Drive

Der Mythos besagt, daß Andy wohl mit Birgit’s Bruder auf einem Festival war. Und statt ein Flugzeug war es ein Taxi, daß nur wenige Meter um die Ecke fuhr. (Die hätten auch laufen können.) Wer da nun alles drin saß, ist nicht genau überliefert. Der Legende nach waren es jene 5 (!) weisen Taxi-Fahrgäste aus dem trunksüchtigen Abendland, die das „Tequila Drive“ versehentlich und notgedrungen erfunden haben, nur um ein paar Sekunden schneller an das namenlose Zelt zu kommen wo der Tequila aggressiv vertickt wurde.

Es gibt zwar keine weiteren schriftlichen Aufzeichnungen aus jenen Zeiten, aber Ich glaube aus einer alten mündlichen Erzählung gehört zu haben, daß daraufhin sogar ein Pappschild mit der Aufschrift „Tequila Drive“ ans Zelt gepappt wurde. Genau wie bei Sir Richard damals mit „Virgin Airways“. Der einzig signifikante Unterschied der beiden Geschichten ist, daß Branson und seine Fluggäste nüchtern waren. Bei Andy waren garantiert alle Anwesenden für 26 Stunden am Tag blitzeblau.

Das echte, heutige Tequila Drive wurde – ähnlich wie Branson’s Virgin Atlantic in England – später als Biker Cafe in Reuden, Sachsen-Anhalt gegründet. Das war 1993 in einer ländlichen Gegend. Was seitdem dort abgeht, kann man nicht beschreiben. Man muß es erleben.

Als ich in den Neunzigern selber eine Kneipe hatte, die ungefähr 30 km entfernt war, profitierte auch ich von vielen Bikern aus dem Tequila Drive. Wenn das Tequila Drive Jupiter war, dann war ich Pluto. Ach, was heißt hier Pluto. Ich war ein Mond Jupiters.

Damals hat eine meiner älteren Angestellten, die sehr stark an diese Berta aus Two and a Half Men erinnert, dort gerne mal ein paar „Biker’s Tod“ zuviel getrunken, so daß sie bei mir für einige Tage nicht mehr arbeiten konnte (oder wollte). Und wehe, ich habe was zu ihr gesagt….

Das Tequila Drive betreibt die luxuriösesten Ausnüchterungszellen der Welt. Das ist ein Biker-MO-tel im mexikanischen Stil. Alles ist archaisch-rustikal. Aber durch den Service, Komfort und die Ruhe wirkt es fast schon surreal. Biker lieben das. Man kommt sich vor, wie auf einer Ranch in Mexiko oder Texas mit der Gediegenheit eines Golfclubs inklusive Live Bands und angrenzendem Jagdrevier.

[Ich schätze, falls Sie wie Oberst Gaddafi Ihr eigenes Zelt dort aufschlagen wollen, sagt Andy nichts. Auch dann nicht, wenn Sie mit dem Motorrad direkt in den Quadratkilometer-großen Biergarten reinfahren.]

Trucker (Fernfahrer), vor allem aus England oder Dänemark fahren lieber extra dorthin um zu nächtigen anstatt auf die Raststätte.

Mittlerweile haben sich dieses Biker Cafe und ihre Inhaber auf dem gesamten Planeten rumgesprochen. Die Gäste kommen sogar aus Mexiko. Internationale Motorradzeitschriften hatten Andy schon auf dem Cover. Werner-Erfinder Rötger „Brösel“ Feldmann kam auch schon zum Saufen vorbei.

Das Erstaunliche ist, daß die beiden Inhaber fast all ihre Gäste persönlich kennen, selbst nach Jahren des Fernbleibens. Jeder, der Andy gut kennt, weiß daß er ein Gedächtnis wie ein Elefant hat. Ich habe Andy & Birgit fast 10 Jahre nicht gesehen. [Da ich mich von Umständen abhalten ließ.] Vorgestern hat er Kontakt mit mir aufgenommen, was ich zu schätzen weiß. (Und besser auch sollte!)

Wenn Sie was über kreatives Gründen, jahrzehntelange Erfahrung, das Überwinden von Barrieren, Marketing und Storytelling mitten in Deutschland lernen wollen, aber ungern Bücher darüber lesen, dann rasen oder choppern Sie mal nach Reuden und lassen sich von Andy erzählen, wie es geht. Essen Sie aber vorher was fettiges….

Übrigens, der Beitrag vom 32. Dezember war durch Andy & Birgit inspiriert.

 

 

 

 

 

 

 

Image Copyrights © Tequila Drive GbR

[Anmerkung: Wie Sie wissen, mache ich hier im Kartell keine Werbung. (Außer mal für „Kloke“.) Und dieser Beitrag ist keine Werbung. Dies ist ein lange überfälliges, persönliches Statement. — Und vielleicht sogar der Anlaß, daß ich demnächst aufhöre zu siezen. Ich bin eh mit allen per Du, die mir wichtig sind.]