Falls Sie stolz sind, dann sind Sie erledigt.

Jemand sagte mal, daß man sich von Stolz nichts kaufen kann. Die Aussage stimmt, weil Stolz macht irgendwann handlungsunfähig. Vor allem, wenn man sein eigenes Ding drehen will. Vorher sollte man sich entstolzen, quasi auf Entzug gehen.

Wenn man Stolz allein als Meßgrösse nimmt, dann ist Deutschland geradezu zugepflastert mit Stolzleichen.

Falls jemand denkt, daß seine Erfolge nur auf dessen eigener Leistung beruhen, dann schwebt derjenige schon in akuter in Lebensgefahr. Warum? Er kann vor lauter Stolz kaum noch laufen und wird unbeweglich. Er erstarrt regelrecht vor dem eigenen Stolz. Zu Ergebnissen aller Art tragen immer auch andere Menschen und viele weitere Faktoren bei, die wir eben nicht beeinflussen können.

Stolz wirkt schlimmer als jede Droge, inklusive Geld und Macht. Und Stolz ist wie eine Falle, aber komischerweise trotzdem immer wieder verlockend. Für einige zumindest. Denn Stolz ist eine suggerierte Dekoration. Gewissermaßen eine Mischung aus Aussenwirkung und Einbildung.

Große Konzerne, Organisationen und Institutionen nutzen das gern aus, um ihre (potentiellen) Angestellten, Beamte, Zöglinge und „Kunden“ erst zu locken und danach auf Trab zu halten. Die werben offen mit Stolz. Das ist Junkie-Marketing.

Hier hakt das Prinzip „Droge“ wieder ein. Wird der Stolz entzogen (z.B. bei  Fehlern oder Abweichlertum), gibt es heftige Entzugserscheinungen, die schlimmstenfalls den Tod zur Folge haben. Man nennt das Scham. Einige sterben schon aus purer Angst vor diesen Entzugserscheinungen. [Demütigung würde ich als kalten Entzug bezeichnen.]

In einer Schamgesellschaft ist Stolz einer der Grundpfeiler der Staatsreligion „Leistung“. Deshalb haben wir in Deutschland das Problem, daß Stolz als anzustrebende Tugend gepriesen wird.

Stolz (zu sein) ist nicht nur tödlich, sondern bis dahin (Tod) auch äusserst anstrengend. Seien wir von Zeit zu Zeit lieber dankbar für alles gute und wohlwollende, das erleichtert vieles. Setzen Sie sich nicht selbst unter Druck, indem sie Ansehen bei anderen nachjagen und sich davon vollends abhängig machen. Sie haben die Wahl: Entweder Sie sind Stolz oder Sie sind Sie selbst.