Erst neulich, so 1988 (oder 1989), nahm ich an einer Betriebsfeier teil, wo schon von vornherein klar war, daß niemand daran teilnehmen wollte. Zumindest nicht freiwillig. Aber man ging hin, um den Chef zu gefallen oder wenigstens nicht zu brüskieren. Alle waren anwesend, rein körperlich.
Die Feier lief wie erwartet. Steif, altbacken und mit von Anfang an gereizter Stimmung. (Beim Chef.) Die sogenannte „Musik“ war furchtbar und ohne Suff kaum zu ertragen. Genau diese Musik war dem Chef anscheinend nicht furchtbar genug. So beschwerte er sich beim DJ, genauer, er pöbelte ihn an. Dann war es für ein paar Minuten still. Und ein, zwei noch komischere Lieder erklangen in noch dumpferem Sound.
Als gerade mal 10 Minuten um waren, ging das ganze Theater wieder von vorne los. Aus sicherem Abstand sah ich mir das Spektakel zusammen mit einem Kollegen an. Wir kamen uns vor, wie die beiden Opas aus der Muppet Show. Wir waren offensichtlich die einzigsten, die sich an diesem Abend amüsierten.
Wir haben das beste daraus gemacht, wenn man so will. Nur, warum muß man nach wie vor Geld, Zeit und Nerven für sogenannte Betriebsfeiern verschwenden, wenn der Betrieb gar nicht feiern will?
Wenn Sie als Mitarbeiter oder Angestellter ähnliche Symptome in ihrem Betrieb bemerken sollten, dann schnappen Sie sich einen Kollegen, der ihnen lieb und teuer ist und gehen auf Abstand und amüsieren Sie sich. Wiederstand ist zwecklos. Wenn Sie der Chef sind, dann sind sie nicht der Chef, sondern nur ein ungeschickter, vorrübergehender Mini-Diktator.
Wer mit seinen Mitarbeitern nicht klarkommt, der kommt auch nicht mit seinen Kunden klar. Denn dieser Chef erinnert mich in seiner Herangehensweise an heutige Marketing-Strategen. Erst zwingen Sie einen ihre unumgängliche Störwerbung auf, und wenn man sie ablehnt, hat man das Gefühl, daß sich jemand dafür rächen wird.
Wenn Sie mit jemanden feiern (oder Geschäfte machen) wollen, dann stellen Sie sicher, daß er auch kommen (oder Geschäfte mit Ihnen machen) will. Dann kann die Party (oder das Geschäft) losgehen und ich bin gern dabei. Egal in welcher Rolle. Mit dem üblen Diktator aber, meide ich seitdem jeglichen Kontakt.