Die Feier eines Bekannten steht an und man hofft, das alle kommen. Auf das Erscheinen einer bestimmten Person hofft man ganz besonders. Diese würde allein durch ihre bloße Anwesenheit entscheidend zum eigenen Ansehen oder Prestige beitragen.
Die Clique trifft sich bei der besagten Feier. Wieder einmal. Alle kommen zusammen und sitzen am gedeckten Tisch. Eine bestimmte Person fehlt aber noch. Man raunt: „Wo bleibt der/die denn?“ Sie kommt erst, während alle anderen schon essen
Als dann alle vollzählig waren und sich in relativ gelöster Atmosphäre unterhielten, macht eine bestimmte Person eine Bemerkung. Sie tritt absichtlich in ein Fettnäpfchen, reißt einen derben Witz, spricht ein totgeschwiegenes, peinliches Problem oder eine offensichtliche Ungerechtigkeit an. Dann herrscht für kurze Zeit Schweigen und Verlegenheit….
Die Feier nahm ihren Lauf. Sie kam zu einem Punkt, an dem alle Anwesenden einigermaßen zufrieden , teilweise heiter wirkten. Eine bestimmte Person wollte (oder mußte?) unerwartet früh gehen. Ausgerechnet wo es „am schönsten“ war. Man bat die Person eindringlich, sie solle doch noch bleiben. Es wäre doch noch so früh. (War es auch.)
Die Person, die gehen wollte sagte nur, daß sie glaube, die Katze noch füttern zu müssen, außerdem wolle sie morgen in der Früh‘ angeln gehen. Sie sagte dies, verabschiedete sich höflich und ging. Die Gäste und vor allem die Gastgeber dachten: „Ihm/Ihr sind die olle Katze und die Angelei wohl wichtiger als wir!“
Wochen, Monate, Jahre vergingen. Und wenn sich einige aus der Clique treffen, gibt es meist nur folgende Themen: Warum jene Person erst später zur Feier kam. Das was die eine Person am Esstisch gesagt hatte. Und daß die bestimmte Person aufgrund vorgeschobener Lapalien viel zu früh ging.
Diese oben beschriebene jene bestimmte Person ist immer wieder ein- und dieselbe. Und es ist mit ziemlicher Sicherheit eine Ausnahmepersönlichkeit. Jeder kennt so jemanden. Kennen Sie diese Person?
Es ist häufig ein bekannter Star, erfolgreicher Unternehmer, anerkannter Wissenschaftler oder Chefarzt. Er oder Sie ist eine beachtete, respektierte Prominenz. Man will mit ihr gesehen und von Ihr beachtet werden. Nach der besagten Feier wieder einmal umso mehr. Sie besticht durch Ihre Unangepaßtheit und liefert (unfreiwillig) Prestige für Angepasste.
Fazit: Es herrscht ein Ungleichgewicht zwischen Spießern und Machern, zwischen Konformisten und Persönlichkeiten mit Charakter. Und es gibt noch ein Problem. Unzwar daß, was echte Persönlichkeiten im Umgang mit Konformisten (Spießern) haben: Sie wissen, daß es nicht sehr gesund ist, sich zu lange unter angepassten, miesepetrigen Menschen aufzuhalten. Die Katze ist da besser drauf. Und die kriegt den Fisch.
[Nur, falls ein Spießbürger das durch Zufall hier lesen sollte (was ich kaum glaube): Entmemmen Sie sich! Hören Sie auf, sich durch Andere aufzuwerten. Werden Sie endlich Sie selbst. Dann brauchen Sie nicht mehr das Ansehen von jemand anderen. Und Interesse an dessen Person hatten Sie eh nie.
Wenn Sie anfangen, selber zu denken und Ihr eigenes Leben zu führen, dann werden Sie merken, wie sich Ihr >>Prominenter<< in Ihrer Gegenwart gefühlt haben muß. Nur wenn sie aus Ihrem Konformisten-Koma erwachen, dann wird der >>Prominente<< mal freiwillig Ihren Kontakt suchen.]